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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und warf ihn aufs Bett. Mit zitternden Händen ließ er die Verschlüsse aufschnappen und klappte den Deckel auf. Er blätterte durch die Papiere, fand aber nichts. Als nächstes riß er das Akkordeonfach auf und durchsuchte es hastig.
    »Verdammt!« schrie er. Er hatte gehofft, Jeffrey wäre töricht genug, das Geld im Koffer zu lassen. Aber das Ding enthielt nichts als Papier und Unterhosen. O’Shea nahm eines der Blätter in die Hand. Am oberen Rand stand in Druckschrift Von Christopher Everson an… . und das Blatt war mit wissenschaftlichem Zeugs vollgeschrieben. O’Shea fragte sich, wer Christopher Everson war.
    Er ließ das Blatt fallen und durchsuchte das Zimmer gründlich; vielleicht hatte Rhodes das Geld ja irgendwo versteckt. Aber es war nicht da. Vermutlich hatte er es bei sich. Hauptsächlich deshalb hatte er sich so rasch mit Mosconis Angebot abgefunden. Er gedachte die fünfundvierzigtausend, die Jeffrey angeblich hatte, einzusacken - und dazu die zehn, die Mosconi ihm zahlen würde.
    O’Shea streckte sich auf dem Bett aus und zog seinen Revolver aus dem Halfter. Der Doktor war stets für eine Überraschung gut. Da war man besser auf alles gefaßt.
     
    Jeffrey fühlte sich beträchtlich wohler in seiner Tarnung und mit seiner neuen Identität, nachdem im Boston Memorial alles gutgegangen war. Wenn die Leute, mit denen er so vertraut war, ihn nicht erkannten, dann hatte er draußen in der Öffentlichkeit nichts zu befürchten - zumindest nicht, soweit es die Enthüllung seiner Identität betraf. Das neue Selbstvertrauen gab ihm Auftrieb; er nahm sich ein Taxi und fuhr hinüber zum St. Joseph’s Hospital.
    Das viele Bargeld, das er mit sich herumtrug, war ihm immer noch bewußt, aber er fühlte sich viel wohler, nachdem es jetzt in einer Reisetasche war und nicht mehr in dem Aktenkoffer.
    St. Joseph’s war um einiges älter als das Boston Memorial. Es war ein Ziegelbau aus der Zeit der Jahrhundertwende, der mehrmals renoviert worden war. In einem Wäldchen in der Nachbarschaft des Arnold Arboretums in Jamaica Plain gelegen, war es sehr viel anheimelnder als das Boston Memorial.
    Ursprünglich war es als katholisches Armenkrankenhaus erbaut worden, aber im Laufe der Jahre war eine betriebsame Gemeindeklinik daraus geworden. Da es in einem Vorort lag, fehlte ihm die rauhe, urbane Qualität einer City-Klinik, die die Hauptlast der sozialen Probleme des Landes zu tragen hatte.
    Bei einer der rosa bekittelten ehrenamtlichen Helferinnen mit ihren schneeweißen Haaren, die an der Information des Krankenhauses saßen, erkundigte Jeffrey sich nach dem Weg zur Intensivstation. Lächelnd schickte die alte Dame ihn in den ersten Stock hinauf.
    Jeffrey fand die Intensivstation ohne Mühe.
    Als Anästhesist fühlte er sich auf dieser scheinbar chaotischen High-Tech-Station sofort zu Hause. Jedes Bett war belegt. Apparate zischten und piepten. Trauben von Infusionsflaschen hingen an den Ständern wie gläserne Früchte. Überall waren Schläuche und Drähte.
    Inmitten dieses elektronischen Gesumses waren die Schwestern. Wie gewöhnlich waren sie so vertieft in ihre Arbeit, daß sie von Jeffrey keine Notiz nahmen.
    Er entdeckte Kelly an der Stationszentrale. Sie hatte einen Telefonhörer in der Hand, als er an die Theke trat. Ihre Blicke begegneten einander kurz, und sie machte ihm ein Zeichen, einen Moment zu warten. Er sah, daß sie Laborwerte notierte.
    Als sie aufgelegt hatte, rief sie einer anderen Schwester die Werte zu. Diese Schwester gab durch ein Handzeichen zu erkennen, daß sie verstanden hatte, und justierte den Durchfluß an einem Infusionsschlauch entsprechend.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Kelly und sah Jeffrey an. Sie trug eine weiße Bluse und eine weiße Hose und hatte das Haar hinten zu einem Knoten zusammengebunden.
    »Das haben Sie schon«, sagte Jeffrey grinsend.
    »Wie bitte?« Kelly war sichtlich verdutzt.
    Jeffrey lachte. »Ich bin’s! Jeffrey!«
    »Jeffrey?« Kelly kniff die Augen zusammen.
    »Jeffrey Rhodes«, sagte er. »Ich kann nicht glauben, daß mich wirklich niemand erkennt! Ich meine, ich habe doch keine plastische Gesichtsoperation hinter mir.«
    Kelly schlug die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen. »Was machen Sie denn hier? Und wo ist Ihr Schnurrbart? Und was ist mit Ihren Haaren?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Klar.« Kelly sagte einer anderen Schwester, daß sie jetzt Pause mache. »Kommen Sie!« forderte sie dann

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