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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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können.«
    »Wunderbar«, sagte Mannly. Er lief rot an, als er versuchte, sich auf die Beine zu stemmen. »Schönen Dank, daß Sie Zeit für mich hatten. Ich rufe Sie an, sobald ich was weiß.«
    Horace Mannly ging, aber der Gestank seiner Zigarette hing weiter in der Luft. Bodanski trommelte mit den Fingerspitzen auf den Schreibtisch. Hoffentlich würden Franks Probleme an der Heimatfront ihn nicht um einen guten Mitarbeiter bringen.
     
    Nicht einmal die heruntergekommene Umgebung des Essex oder das Hotel selbst vermochte Jeffreys Stimmung zu dämpfen, als er die sechs Treppen zu seinem Zimmer hinaufging. Vielleicht war er leicht manisch - aber er hatte wenigstens das Gefühl, daß das Pendel endlich wieder in seine Richtung zurückzuschwingen begann. Zum erstenmal seit langem hatte er wieder das Gefühl, die Dinge im Griff zu haben, statt von ihnen beherrscht zu werden.
    Als er nach seinem Besuch bei Kelly im St. Joe’s mit dem Taxi in die Stadt zurückgefahren war, hatte er unterwegs noch einmal überlegt, was alles für seine Kontaminationstheorie sprach. Mehr als alles andere war es der Tatbestand der Lähmungen, die ihn sicher sein ließen, daß mit den verschlossenen Marcain-Ampullen irgend etwas faul gewesen sein mußte.
    Jeffrey durchquerte die Hotelhalle und verlangsamte dann seinen Schritt. Der Portier hockte nicht vor seinem Fernseher. Statt dessen hatte er sich in einen Lagerraum hinter der Rezeption verdrückt, dessen Tür bis jetzt immer geschlossen gewesen war. Der Mann nickte - nervös, wie Jeffrey fand - , als ihre Blicke sich trafen. Es war, als habe er Angst.
    Jeffrey ging zur Treppe. Er wußte sich das merkwürdige Benehmen des Portiers nicht zu erklären. Ein bißchen exzentrisch war er ihm ja vorgekommen, aber so verräckt nun doch nicht. Was es wohl zu bedeuten hatte? Hoffentlich gar nichts.
    Im fünften Stock angekommen, beugte Jeffrey sich über das Geländer und schaute hinab. Der Portier stand unten und starrte herauf. Als er Jeffrey sah, wich er zurück.
    Es war also keine Einbildung, dachte Jeffrey und ging durch die Treppenhaustür in den Korridor. Der Kerl beobachtete ihn offensichtlich aus der Ferne. Aber wieso?
    Er ging den Korridor hinunter und suchte nach einer Erklärung für das beunruhigende Verhalten des Portiers. Dann fiel ihm seine Verkleidung ein. Natürlich! Das mußte es sein. Vielleicht hatte der Mann ihn nicht erkannt und hielt ihn für einen Fremden. Wenn er jetzt die Polizei rief - was dann?
    Jeffrey blieb vor seiner Tür stehen und suchte nach seinem Zimmerschlüssel. Dann erinnerte er sich, daß er ihn in die Reisetasche gesteckt hatte. Er schwenkte die Tasche von der Schulter nach vorn, um den Reißverschluß am Hauptfach aufzuziehen, und dabei überlegte er, ob er nicht lieber in ein anderes Hotel ziehen sollte. Bei allem, was er jetzt im Kopf hatte, wollte er sich nicht auch noch wegen eines Hotelportiers Sorgen machen müssen.
    Er schob den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und steckte ihn zurück in die Reisetasche. Er dachte bereits wieder an seine Kontaminationstheorie, als er durch die Tür trat. Dann blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Willkommen daheim, Doc«, sagte O’Shea. Er hatte sich aufs Bett gelümmelt. Der Revolver baumelte nachlässig an der Seite. »Sie ahnen ja nicht, wie sehr ich mich auf unser Wiedersehen gefreut habe, wo Sie doch bei unserer letzten Begegnung so grob waren.«
    Er richtete sich auf einem Ellbogen auf und blickte Jeffrey mit schmalen Augen an. »Sie sehen wirklich sehr verändert aus! Ich bin nicht sicher, ob ich Sie erkannt hätte.« Er lachte herzhaft und tief, und sein Lachen ging in einen rauhen Raucherhusten über.
    Er spuckte neben dem Bett auf den Fußboden und schlug sich mit der Faust auf die Brust. Dann räusperte er sich und sagte heiser: »Stehen Sie nicht da rum! Kommen Sie rein! Setzen Sie sich, machen Sie sich’s bequem!«
    Ohne nachzudenken, in einem Reflex wie dem, der ihn veranlaßt hatte, O’Shea am Flughafen mit dem Aktenkoffer niederzuschlagen, sprang Jeffrey hinaus in den Korridor. Er riß die Tür ins Schloß, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Als sie den schäbigen Teppichläufer berührten, dröhnte im Zimmer eine Explosion. Im nächsten Augenblick prasselten Holzsplitter auf Jeffrey herunter. O’Sheas .38er Kugel hatte das dünne Türblatt durchschlagen und war auf der anderen Seite in die Wand eingedrungen.
    Jeffrey rappelte sich auf und rannte, was das Zeug hielt, den

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