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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Korridor hinunter in Richtung Treppenhaus. Er konnte nicht glauben, daß auf ihn geschossen worden war. Er wußte ja, daß er gesucht wurde, aber er gehörte doch sicher nicht in die Kategorie »tot oder lebendig«. Dieser O’Shea mußte verrückt sein.
    Als Jeffrey oben an der Treppe schlitternd bremste und mit einer Hand den Türrahmen umklammerte, um nicht aus der Kurve zu fliegen, hörte er, wie hinter ihm die Zimmertür aufflog. Mit der Schulter stieß er die Treppenhaustür auf, und im selben Augenblick vernahm er den zweiten Schuß aus O’Sheas Revolver. Die Kugel prallte schwirrend hinter ihm am Türrahmen ab und durchschlug eine Fensterscheibe am Ende des Korridors. Jeffrey hörte, wie O’Shea lachte. Der Kerl amüsierte sich!
    Jeffrey raste die gewundene Treppe hinunter und hielt sich am Geländer fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Füße berührten nur jede vierte oder fünfte Stufe. Seine Schultertasche wehte wie eine schwere Fahne hinter ihm her. Wohin? Was tun? O’Shea war nicht weit hinter ihm.
    Als Jeffrey schon fast im Erdgeschoß war, hörte er schwere Schritte im Treppenhaus. Mit wachsender Panik sprang er auf den unteren Treppenabsatz, stürzte zur Tür und packte die Klinke. Er riß an der Tür, aber sie öffnete sich nicht. Beinahe kopflos zerrte er an der Klinke. Die Tür rührte sich nicht. Abgeschlossen!
    Er spähte durch das kleine Drahtglasfenster und sah, daß der Portier hinter der verschlossenen Tür kauerte. Und er hörte O’Sheas Schritte immer näher kommen. In wenigen Sekunden würde er unten sein.
    Unvermittelt brachen die Schritte ab. Jeffrey drehte sich langsam um. O’Shea schaute von oben herunter auf sein Wild, das in der Falle saß. Sein Revolver war auf Jeffrey gerichtet, und Jeffrey fragte sich, ob es das nun gewesen war, ob sein Leben jetzt und hier enden sollte. Aber O’Shea drückte nicht ab.
    »Ist die Tür etwa abgeschlossen?« fragte er statt dessen mit falschem Mitgefühl. »Das tut mir ja so leid, Doc.«
    O’Shea kam langsam die letzten Stufen herunter und zielte mit dem Revolver auf Jeffreys Gesicht. »Komisch«, sagte er, »ich hätt’s lieber gehabt, die Tür wär’ offen gewesen. Es wär’ sportlicher gewesen.«
    Er kam heran und lächelte mit sichtlicher Genugtuung. »Umdrehen!« befahl er.
    Jeffrey drehte sich um und streckte die Hände in die Höhe, obwohl O’Shea ihn dazu nicht aufgefordert hatte. O’Shea stieß ihn grob zur Tür und preßte ihn mit seinem Gewicht dagegen. Er riß ihm die Reisetasche von der Schulter und ließ sie zu Boden fallen. Diesmal ging er kein Risiko ein; er packte Jeffreys Arme, bog sie auf den Rücken und legte ihm Handschellen an, bevor er irgend etwas anderes tat. Erst als die Handschellen geschlossen waren, tastete er Jeffrey nach Waffen ab. Dann drehte er ihn herum und hob die Reisetasche auf.
    »Wenn da drin ist, was ich glaube«, sagte O’Shea, »dann machen Sie einen glücklichen Menschen aus mir.« Er riß den Reißverschluß auf, fuhr mit der Hand hinein und wühlte nach dem Geld. Sein Mund war entschlossen zusammengekniffen, aber plötzlich verbreiterte er sich zu einem Grinsen. Triumphierend zog er ein Bündel Hunderter heraus. »Na, sieh mal da«, sagte er. Dann stopfte er das Geld wieder in die Tasche. Er wollte nicht, daß der Portier etwas davon sah und womöglich auf dumme Gedanken kam.
    Er warf sich die Tasche über die Schulter und schlug mit der Faust an die Tür. Der Portier stürzte herbei und schloß auf. O’Shea packte Jeffrey beim Kragen und stieß ihn in die Rezeption.
    »Wissen Sie nicht, daß es gegen die Vorschriften ist, ein Schloß an der Treppenhaustür zu haben?« fragte er den Portier.
    Dieser antwortete stammelnd, das habe er nicht gewußt.
    »Unkenntnis der gesetzlichen Vorschriften ist keine Entschuldigung«, sagte O’Shea. »Lassen Sie das ändern, oder ich schicke Ihnen die Bauaufsicht auf den Hals.«
    Der Portier nickte. Er hatte irgendeinen Dank dafür erwartet, daß er so entgegenkommend und hilfsbereit gewesen war. Aber O’Shea ignorierte ihn, als er Jeffrey jetzt durch den Vorraum und zur Tür hinaus führte.
    Er stieß ihn über die Straße zu seinem Wagen, der vor dem Hydranten parkte. Passanten blieben stehen und glotzten. O’Shea öffnete die Beifahrertür und schob Jeffrey hinein. Dann warf er die Tür zu, schloß sie ab und ging um den Wagen herum.
    Mit einer Geistesgegenwart, die er unter diesen Umständen gar nicht erwartet hatte, beugte Jeffrey

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