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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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abzuwimmeln.
    Als der Uniformierte den Reporter sah, unterbrach er den Redefluss der Frau vor ihm mit einer energischen Handbewegung und wandte sich an Wagner. »Hallo Paul! Du musst runter in den Keller, dann links halten, nochmals runter und dann solltest du schon das Licht der Scheinwerfer durch die offene Türe sehen. Nicht leicht zu finden, der Eingang war gut versteckt.« Dann wandte er sich wieder der Frau zu, die Paul mit großen Augen nachsah, als dieser im Dunkel des Eingangs verschwand.
    »War das nicht …?«, setzte sie an und der Polizist antwortete wie aus der Pistole geschossen: »Nein! Und jetzt zu Ihnen …«
    Als Paul durch die kleine schwarze Türe in den dunkelroten Raum trat, rannte er fast in Kommissar Burghardt hinein, der in einem blauen Hawaiihemd und einer hellgelben Hose Urlaubsflair verbreitete.
    »Eine gewagte Kombination in dieser Umgebung, finden Sie nicht auch?«, meinte Wagner zur Begrüßung und der Kommissar fuhr herum wie von der Tarantel gebissen.
    »Eigentlich wäre ich ja schon auf dem Weg an den Badesee und würde hier nicht Maulwurf spielen«, entgegnete Burghardt mit grimmiger Stimme, »wenn wir keine Personalprobleme, genügend Urlaubsvertretungen und keine Finanzministerkonferenz hätten, die Sicherheitsbeamte aufsaugt wie ein schwarzes Loch.«
    »Dort würden Sie in dem Outfit auch so deplatziert wie ein Kanarienvogel auf einer Geburtstagstorte aussehen«, stellte Wagner trocken fest und blickte dem Gerichtsmediziner entgegen, der mit seinem Metallkoffer in der Hand soeben den Bagger umrundete und auf die beiden zukam. »Dr. Strasser ist auch schon urlaubsbereit, wie ich sehe …«
    »Hallo Paul«, winkte Strasser lässig. Er trug kurze Hosen, Sandalen und einen weißen Strohhut, auf dessen Band »Rimini« prangte. Sein in psychedelischen Farben gehaltenes T-Shirt zierte der Spruch »Don’t drink and drive when you can smoke and fly!«
    »Ich wollte mit Burgi zum Baden, aber dann haben sie uns kurzfristig umgeleitet. Keine Zeit zum Umziehen«, meinte der Arzt entschuldigend.
    »Hier sieht euch beide glücklicherweise niemand«, spottete Wagner und bemerkte erst dann einen dritten Mann im schwarzen Anzug, der in einiger Entfernung still und geistesabwesend seine Augen über die Wände mit den goldenen Buchstaben und die großen Bodenplatten wandern ließ.
    »Der Direktor der Schule«, erklärte Burghardt, als er Wagners Blick bemerkte. »Er behauptet, niemand habe von der Existenz dieses Raumes gewusst und es sei für ihn völlig unerklärlich, wie die Leiche unbemerkt hierher geschafft werden konnte.« Dann wandte er sich an Strasser. »Und?«
    Der Mediziner schob den Strohhut ins Genick und betrachtete die Figuren aus Stein rund um die Türe nachdenklich. »Sie ist seit acht, vielleicht neun Stunden tot. Die Striemen auf ihrem Rücken und Gesäß schauen nach SM-Spielen aus. Plakativ, aber nur schmerzhaft. Der Schlag auf den Kopf jedoch führte höchstwahrscheinlich sofort zum Tod. Vielleicht eine Gehirnblutung. Genaueres bekommst du nach der Obduktion.« Er machte eine Pause. »Aber eines steht fest. Sie wurde nicht hier ermordet. Man brachte ihre Leiche in diesen Raum und deponierte sie auf dem Podest unter dem Kreuz.«
    Wagner runzelte die Stirn. »Unter einem Kreuz? Schwarze Messe?«
    Dr. Strasser schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Dieser Raum ist so seltsam, mit all seinen Symbolen und Buchstaben und den Figuren hier um den Türsturz …« Der Mediziner fuhr mit seinen Fingern über die steinernen Gestalten von gebückten Zwergen, Löwen mit weit aufgerissenen Mäulern und Vögeln mit Bärenköpfen. »… aber er hat nichts mit schwarzen Messen zu tun. Das Dunkelrot und die goldenen Buchstaben passen nicht zu den Satanisten. Bei denen ist immer alles schwarz und die Symbole sehen ganz anders aus.« Dann wandte er sich an Burghardt. »Ich nehme an, du möchtest die Obduktionsergebnisse so schnell wie möglich? Sag nichts, ich sehe es an deinem Blick. Na gut, dann kümmere ich mich darum und mach ein wenig Druck. Vergessen wir das mit dem Badeausflug.« Mit einem resignierten Winken verabschiedete sich Strasser und schlüpfte an Wagner vorbei durch die Tür.
    Burghardt schaute auf die Uhr und dann auf die Scheinwerfer, die den Tatort erleuchteten. Verdeckt durch den Bagger, auf der anderen Seite des Raumes, arbeitete die Spurensicherung und Paul war klar, dass er nicht so schnell näher an die Tote, das Kreuz oder das Podest herankommen würde.
    »Beschreiben

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