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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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»I bin der Kaiser und i möcht Knödeln!«, war der erste, klare Befehl des Monarchen gewesen und leider hatte er nur zu rasch seinen Weg in die Wirtshäuser und Schankstuben im gesamten Vielvölkerstaat gefunden …
    Metternichs Blick schwenkte zurück zu der Frau am Fenster. Erzherzogin Sophie, die Wittelsbacherin, die den Bruder Ferdinands geheiratet hatte, rechnete sich gute Chancen aus. Nicht darauf, Kaiserin zu werden, das hatte sie bereits aufgegeben. Aber in Bälde Kaiserinmutter zu werden, einen ihrer Söhne auf den Thron zu setzen und der Regierung von Ferdinand endlich ein Ende zu machen. Der Kanzler senkte den Kopf und schaute auf den grünen Filz des Konferenztisches. War er es doch selbst gewesen, der einen Thronwechsel in Zeiten der Krise angeregt und Sophie dazu ermutigt hatte.
    Metternichs Gedanken wurden jäh unterbrochen.
    »Keine Gewalt gegen mein Volk!«, meldete sich plötzlich der Kaiser zu Wort und die Versammelten wechselten irritierte Blicke. Metternich war überrascht von der Entschlossenheit, die in »Nanderls« Stimme klang.
    Sophie kicherte ungeniert. »Dieser Trottel als Repräsentant der Krone …«, entfuhr es ihr. Erzherzog Ludwig glaubte nicht richtig gehört zu haben und schüttelte erbost den Kopf. »Unerhört!«, keuchte er. Metternich machte eine beschwichtigende Geste in seine Richtung.
    »Das ist doch lächerlich, wer hört schon auf so einen …«, sagte sie, aber sie wurde unterbrochen.
    Ferdinand erhob sich und fragte ruhig: »Bin i jetzt der Kaiser oder net?«
    »Natürlich, Eure Majestät, Ihr seid der Kaiser«, wusste Metternich darauf nur zu antworten.
    Sophie starrte entsetzt erst auf den Kaiser, dann auf den Kanzler, der ihren Blick mit Gelassenheit erwiderte, so als wollte er ihr sagen: »Beruhige dich. Am 18. August ist dein Sohn Franz achtzehn, er wird Kaiser und dann ist der Spuk vorbei …«
    Der Kaiser bemerkte ihr stummes Einverständnis aus den Augenwinkeln mit einem Gemisch aus Ärger und Enttäuschung. Sein Zorn auf den intriganten Kanzler und seine ehrgeizige Schwägerin wurde immer stärker.
    »Bah! Humbug!«, rief Ferdinand erregt aus und wedelte mit einer Hand vor seinen Augen herum. Die Versammelten starrten entsetzt auf ihren Monarchen. Sie erwarteten einen weiteren epileptischen Anfall. Der Kaiser trat an Sophie heran und fixierte seine Schwägerin.
    »Was habt’s euch denn ausgemacht? Dass einer von den Wasa-Buben statt meiner Kaiser wird?«, fragte er sie lauter als notwendig.
    »Es ist eine infame Lüge, dass Gustav Wasa von Schweden der Vater meiner Kinder ist«, zischte Sophie ihm ins Gesicht. »Franz und Max sind Erzherzöge von Österreich, Eure Neffen, die Söhne Eures Bruders … und keinesfalls die Bastarde eines entmachteten Prinzen im Exil!«
    Aber der Kaiser wich nicht zurück, diesmal nicht. »Der Franz Karl hat seine ehelichen Pflichten net wahrgenommen«, entgegnete er trocken und ließ dabei Sophie keinen Moment aus den Augen. »Und warum? Weil’s ihm keiner g’schafft hat.«
    Die roten Köpfe der Anwesenden senkten sich noch mehr und ein zufriedenes Lächeln erschien im Gesicht des Kaisers. Er kannte seinen Bruder nur zu gut. Ohne strikten Befehl ergriff der nie die Initiative.
    »Aber vielleicht stimmt ja auch die andre G’schicht, dass es der Sohn vom Napoleon, der selige Herzog von Reichstadt war und der Max in Wahrheit ein Bonaparte ist …«, ließ Ferdinand nicht locker und Metternich konnte sich eines Anfluges von Bewunderung nicht erwehren. Dennoch konnte er Sophie nicht im Stich lassen.
    »Eure Majestät werden auf diesen Tratsch doch sicherlich nichts geben«, sprang Metternich der blassen Erzherzogin zur Seite.
    Der Kaiser wandte sich um und trat an den Konferenztisch. »Is wahr, i net. Aber das ›Familienstatut‹ wird was drauf geben! Schon beim geringsten Zweifel ist es aus mit der Krone, oder net?«, drohte Ferdinand und zeigte mit dem Finger auf Metternich, den Autor des geheimen Hausgesetzes. »Was steht drin, Fürst? Ihr habt es ja g’schrieben.«
    »Im Familienstatut ist verankert, Eure Majestät, dass fürderhin kein Mitglied des Erzhauses Habsburg-Lothringen ohne Erlaubnis des Kaisers heiraten darf …«, zitierte Metternich aus der Erinnerung, »… und die Auswahl der Ehegatten beschränkt sich auf ›standesgemäße‹ Partner, ausschließlich auf Mitglieder von Familien, die bis zu den Urgroßeltern aus einem regierenden Haus stammen.« Der Kaiser ließ nicht locker.
    »Und?«, drang er weiter auf

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