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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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…«
    »Du bist unmöglich«, schimpfte Valerie. »Ich nehme meinen ohne Milch und Zucker, bitte.«
    »Spielverderberin«, kommentierte Paul und setzte sich an den großen Tisch mit der geblümten Resopalplatte. Er zog seine Lederjacke aus und Linda sah mit großen Augen auf die Glock in seinem Hosenbund.
    Paul winkte ab. »Nur eine Rückversicherung, keine Angst. Wir hatten heute bereits ein unerfreuliches Erlebnis und mein Bedarf an dieser Art von Überraschungen ist vorerst gedeckt.«
    Marzin hatte sich neben ihn gesetzt und rief in seiner Kanzlei an, um Termine abzusagen oder zu verschieben. Valerie wartete auf Shapiros Rückruf und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.
    Als der dampfende Kaffee schließlich vor ihnen stand, verschwand die schweigsame und stets lächelnde Linda und Paul wandte sich an Valerie. »Wir sollten vielleicht über einen guten Plan nachdenken. Das Dokument ist weg, Singer tot und wir werden bald auf allen Fahndungslisten stehen. So nett es hier ist, aber wir können Rosis Gastfreundschaft nicht endlos in Anspruch nehmen.«
    Marzin hatte sein Gespräch beendet und nur den letzten Satz gehört. Er nickte. »Ich habe eine große Kanzlei und kann meine Termine nicht weiter aufschieben. Ich wollte heute eigentlich durcharbeiten und bin nur zu Daniel gefahren, weil er mich dabeihaben wollte, wenn er mit euch redet.« Marzin schaute auf seine Hände. »Armer Daniel. Es ging alles so schnell …«
    »Die Spurensicherung wird zwei Tote und jede Menge Fingerabdrücke von uns finden«, gab Valerie zu bedenken. »Und keinerlei Spuren eines mysteriösen Einsatzkommandos, das mit einem alten Dokument wieder abgezogen ist, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Die Story ist eher unglaubwürdig, oder? Ich kann nur hoffen, dass Shapiro seinen Einfluss spielen lässt, sonst haben wir ein ernstes Problem.« Valerie sah ganz und gar nicht glücklich aus. Sich auf Oded Shapiro zu verlassen, war in ihren Augen die allerletzte Option, die sie haben wollte.
    »Und vor allem frage ich mich eines: Woher wussten die, dass Singer das Dokument hatte?«, wunderte sich Paul. »Keine vierundzwanzig Stunden später und die Jungs mit den Masken standen in der Tür und haben erst geschossen und dann gefragt.«
    »Das waren Profis, ohne Zweifel«, sagte Valerie, »die haben zugeschlagen und wussten genau, was sie wollten. Sie kannten die Namen aller in dem Raum, vergiss das nicht. Perfekt vorbereitet und keine Sekunde verloren.«
    Es klopfte an der Küchentüre und Rosi steckte den Kopf durch den Spalt.
    »Störe ich?«, fragte sie und sah Valerie, wie sie ihre Hand wieder langsam aus der Sporttasche zog. »Möchten Sie noch einen Kaffee, bis Shapiro zurückruft?«
    »Danke, nein. Wie kommt es eigentlich, dass Sie und Shapiro sich kennen?«, fragte Valerie.
    »Major Goldmann, solche Fragen würde ich normalerweise nicht beantworten, aber Oded hat grünes Licht gegeben für Sie und Paul Wagner. Was Ihren Freund betrifft …«, sagte Rosi und wies auf Marzin. Valerie nickte fast unmerklich und so fuhr Rosi fort: »Die Metsada hat in den meisten Großstädten Europas sichere Häuser, unter denen sich Uneingeweihte immer alte Villen oder den abgelegenen Teil einer Botschaft vorstellen. Aber es geht vor allem darum, dass diese Häuser unauffällig, Tag und Nacht geöffnet und besetzt sind. Also ist unser Etablissement geradezu ideal.« Sie lächelte und ein wenig Wehmut schwang mit. »Ich bin nicht mehr die Jüngste und Sie können sich daher vorstellen, dass Oded und ich uns schon länger kennen. Er kommt immer vorbei, wenn er wieder einmal in Berlin ist.«
    Der Mann hat einen guten Geschmack, was Frauen betrifft, dachte sich Paul, das muss man ihm lassen.
    Rosi schien seine Gedanken erraten zu haben. »Lassen Sie sich nicht vom Äußeren täuschen, das ist alles nur Fassade. Wir sind einer der exklusivsten Callgirl-Ringe in Berlin. Zu unserer Kundschaft gehören die oberen Zehntausend dieser Stadt. Linda zum Beispiel spricht fünf Sprachen und hat Philosophie und Soziologie studiert. Und darüber kann sie auch auf Italienisch mit Ihnen diskutieren«, meinte Rosi zufrieden und nahm einen Schluck Kaffee. »So, aber nun zum geschäftlichen Teil. Brauchen Sie irgendetwas an Ausrüstung? Shapiro hat mir gesagt, Sie sind ziemlich überraschend aus Wien aufgebrochen.«
    In diesem Moment läutete Goldmanns Handy.
    »Hören Sie mir genau zu, Major. Ich habe meine Verbindungen spielen lassen und Sie, Wagner

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