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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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und Marzin aus der Geschichte herausgepaukt.« Shapiro klang jedoch keineswegs zufrieden. »Aber das hat einiges gekostet. Ich musste Informationen tauschen mit dem BND und das ist etwas, das mir in diesem Fall gegen den Strich geht. Durch das Kommandounternehmen haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben und so blieb mir nichts anderes übrig. Das russische Dokument ist für uns verloren. Konnte Wagner irgendetwas herausbekommen zum Thema Entschlüsselung?«
    »Dazu reichte die Zeit nicht«, gab Valerie zurück. »Als er anfangen wollte, war es auch schon zu spät. Wie konnte das passieren? Wer konnte erfahren haben, dass Marzin das russische Dokument Singer gebracht hatte?«
    »Keine Ahnung, das würde ich auch gerne wissen. Ehrlich.« Der Geheimdienstchef klang aufrichtig. »Sie müssen sich jetzt auf das deutsche Dokument konzentrieren, das an Humboldt geschickt wurde. Nach meinen Informationen ist es das einzige, das noch unentdeckt ist.« Er machte eine kurze Pause. »Rosi ist eine Fundgrube, reden Sie mit ihr. Sie kennt die Stadt besser als alle anderen und sie hat hervorragende Verbindungen zu mehr wichtigen Leuten als Wagner in Wien, und das will was heißen. Sie können ihr bedingungslos vertrauen.«
    Valerie sah die kleine Frau in ihrem langen, schwarzen Kleid plötzlich mit ganz anderen Augen.
    »Und noch was, Goldmann. Solche Fehler wie in der Wohnung Singers dürfen nicht wieder passieren. Die Zeit wird knapp und es gibt nur mehr ein Dokument, an das wir herankönnen. Fragen Sie mich nicht, wo die anderen drei gerade sind, wir arbeiten daran.«
    Goldmann unterbrach ihn. »Was heißt, die Zeit wird knapp? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Shapiro.«
    Aber der Geheimdienstchef hatte schon wieder aufgelegt.
    Valerie ließ frustriert das Handy auf die Tischplatte fallen. Dann berichtete sie Marzin und Wagner von dem Gespräch.
    »Heißt das, ich kann in meine Kanzlei zurück und weiterarbeiten?«, fragte der Steuerberater hoffnungsvoll und Valerie bejahte.
    »Sollte es irgendetwas Neues geben, dann rufe ich Sie an«, versprach sie Marzin, der bereits zur Tür unterwegs war, als Linda gerade hereinkam. Er blieb kurz vor ihr stehen, strahlte sie mit einem breiten Filmstarlächeln an und fragte: »Gelegenheit macht Diebe … wollen Sie mit mir gelegentlich einen Raubzug unternehmen?« Dann war er auch schon verschwunden.
    »Wolltest du mich nicht hier vergessen?«, fragte Paul Valerie mit einem unschuldigen Blick. »Ich könnte hier die Stellung halten …«
    »Das würde dir so passen«, unterbrach ihn Goldmann, »und was wird aus deiner Story? Wir brauchen das Dokument, das an Humboldt geschickt wurde, und wie es aussieht, brauchen wir es schnell. Dann musst du es entschlüsseln, während wir wahrscheinlich laufen und versuchen, unsere Haut zu retten. Also, träum weiter.«
    Dann wandte sie sich an Rosi, die etwas in ihr Handy tippte. »Wir würden ein paar Dinge benötigen, die uns das Leben in den nächsten Stunden ungemein erleichtern könnten.«
    Rosi sah nicht auf und tippte weiter. »Was soll es sein, Major Goldmann? Sagen Sie’s, dann haben Sie’s. Das pflegte Oded immer von mir zu behaupten. Also?« Die kleine Frau klang jetzt wie eine smarte Geschäftsfrau, die nichts und niemand überraschen konnte.
    Paul zog seine Lederjacke an. »Schnelles Motorrad, zweiter Helm, Navi. Das wär’s von meiner Seite.«
    »Eine weitere UZI, genügend Munition, einen Rucksack, um alles zu verstauen«, ergänzte Valerie.
    Rosi tippte weiter. »Kein Problem. Fast alles im Haus. Wäre eine Kawasaki ZX-12 das Richtige?«
    Paul pfiff durch die Zähne. »Das Schnellste vom Schnellen. Jetzt bin ich wirklich beeindruckt.«
    »Geben Sie mir zehn Minuten, die SMS ist unterwegs. Sonst noch was?«, sagte Rosi und schaute Valerie an.
    »Wir brauchen jemanden, der uns bei der Suche nach dem verschlüsselten Dokument weiterhelfen kann. Der österreichische Kanzler Metternich schickte es 1815 während des Wiener Kongresses an Wilhelm von Humboldt. Dieses …«
    Rosi unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung. »No need to know. Je weniger ich weiß, desto besser schlafe ich. Lassen Sie mich kurz überlegen.«
    »Jetzt wären die Informanten von Singer ideal«, meinte Paul und blickte nachdenklich aus dem Küchenfenster in den Hinterhof der Autowerkstatt, wo zwei Mechaniker einen alten, verrosteten Skoda auf die Hebebühne schoben. »Wenn es um seltene Dokumente ging, dann hatte der alte Fuchs seine Spürhunde

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