Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
nicht«, begann Georg leise. »Gestern noch war ich überzeugt, dass ich am liebsten mit Irina nach Grub gefahren wäre und mich verkrochen hätte. Ihr seid doch die Kriminalisten, oder? Ich bin nur Historiker.«
    »Georg, hier geht es nicht darum, wer der Kriminalist ist oder nicht«, gab Berner zu bedenken. »Du siehst vielleicht Dinge, die uns gar nicht auffallen, weil du als Wissenschaftler auf ganz andere Sichtweisen trainiert bist. Es geht um das persönliche Engagement, um die Überzeugung. Wagner betrachtet die Welt wiederum aus seiner Sicht und kommt zu ganz anderen Schlüssen. Gemeinsam sehen wir mehr. Darum geht es.«
    »Und um die Wut im Bauch«, gab Sina zu. »Erst Kirschner, jetzt Irina. Weißt du, was mich aufregt, Bernhard? Diese Hilflosigkeit, diese Ohnmacht und die Tatsache, dass hier jemand sein Spiel mit uns spielt und uns nie gefragt hat, ob wir eigentlich mitspielen wollen.«
    »Mich wollten sie auf Urlaub schicken, damit ich mich nicht einmische, und haben mir als Drohung einen vergifteten Milchkarton in den Kühlschrank gestellt«, brummte Berner. Auf den verständnislosen Blick von Sina hin erzählte er von dem anonymen Anruf und dem Treffen mit Wagner im Prindl.
    »Und Ruzicka? Habt ihr den vergessen?«, warf Burghardt ein.
    Berner senkte den Kopf. »Ja, Gerald …«
    Alle drei schwiegen.
    »Ich weiß nicht, was du denkst, Georg, aber mir reicht es«, sagte Berner schließlich leise. »Ich will wissen, was hier vorgeht, und ich will herausbekommen, wer hier die Fäden zieht. Entweder du gehst zurück nach Grub und ziehst die Zugbrücke hoch, oder du kommst mit uns. Ich weiß nicht, wo Wagner sich herumtreibt, aber ich bin sicher, Valerie ist sofort dabei, wenn wir ihr erklären, worum es geht.« Berner dachte kurz nach. »Wenn sie es nicht sowieso schon weiß.«
    »Zählt auf mich«, sagte Burghardt einfach und Berner sah ihn überrascht an.
    »Burgi, du hast noch eine Pension zu verspielen, aber wenn ich Zigaretten und ein Handy im Krankenhaus brauche, dann sag ich es dir«, schmunzelte er.
    Der kleine Junge, der in seinen kurzen, roten Hosen und dem schmutzigen T-Shirt um die Ecke stürmte und die Allee entlanglief, hatte es offenbar sehr eilig. Er kam geradewegs auf die drei Männer zu und blieb abrupt in ihrer Mitte stehen.
    »Sind Sie der Polizist?«, fragte er atemlos und schaute Burghardt mit großen Augen an.
    »Und wer möchte das wissen?«, gab der Kommissar zurück.
    »Ich«, krähte der Junge selbstbewusst und Georg musste lächeln.
    »Und wer bist du?«, fragte Burghardt.
    »Ich bin der Johannes und mit meiner Großmutter auf dem Friedhof.« Er stieg ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Ich soll Ihnen etwas geben.« Damit griff er in sein T-Shirt, zog einen zusammengefalteten Zettel hervor und drückte ihn rasch Burghardt in die Hand. Dann drehte er sich um und rannte wieder zurück.
    »Du bekommst schon Fanpost am Friedhof?«, sagte Berner leichthin und setzte sich neben Georg auf die Bank. »Lies vor, wenn es nicht zu intim ist.«
    Burghardt schaute auf den Zettel und runzelte die Stirn. »Das wird euch nicht gefallen«, meinte er, »genauso wenig wie mir.«
    Er hielt Georg und Berner das Blatt Papier hin. Es standen acht Namen drauf:
    Kirschner – Lamberg – Sharapova – Ruzicka – Berner – Sina – Wagner – Burghardt –?
    »Sieht so aus, als wäre ich der Nächste auf der Liste«, brummte Berner und blickte sich um. Außer ein paar alten Frauen, die sich auf eine der nächsten Bänke gesetzt hatten, war niemand zu sehen. »Wir hätten unseren kleinen Postillon d’Amour fragen sollen, wer ihm den Zettel gegeben hat. Aber jetzt ist er längst über alle Berge.«
    Sina schaute auf das weiße Blatt mit den großen gedruckten Buchstaben und auf die durchgestrichenen Namen. »Lamberg? Warum Lamberg … Was hat der …?«, murmelte er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Du hast recht, Bernhard«, sagte er dann, »es wird Zeit, etwas zu unternehmen. Trauer und mein Privatleben in Grub müssen warten.«
    »Wir sollten als Erstes Polizeischutz für Ruzicka anfordern«, gab Burghardt zu bedenken.
    Berner nickte. »Genau, denn dieses Spital in St. Pölten ist ein Durchhaus. Da kann jeder reinkommen und rausgehen, wie es ihm gerade Spaß macht. Und wir wissen jetzt ganz eindeutig, dass es ein Anschlag war.« Damit zog er sein Handy aus der Tasche und begann zu wählen.
    Burghardt wandte sich an Sina. »Ich hätte gerne, dass Sie mit uns kommen und sich etwas

Weitere Kostenlose Bücher