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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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offizielle Verbindungsmann des Mossad in der Wiener Botschaft, dachte sie, auch wenn die wichtigen Dinge meist direkt über den Botschafter liefen.
    »Ich brauche möglichst schnell eine sichere Leitung nach Tel Aviv«, sagte sie schließlich und schaute demonstrativ auf ihre Uhr.
    »Aber erst, nachdem Sie mit dem Botschafter gesprochen haben«, gab Weinstein zurück. »Ich habe die strikte Anweisung, Sie direkt zu ihm zu bringen.«
    »Kommt nicht in Frage, zuerst muss ich mit Shapiro reden und dann können wir die Beschwerde der Deutschen abhandeln«, erwiderte Goldmann entschieden. »Überlassen Sie die Prioritäten mir, Weinstein.«
    »Tut mir leid, Major, das liegt nicht in meinem Ermessen«, stellte der Militärattaché fest und zuckte die Schultern. »Sie werden sich diesmal an die Spielregeln halten müssen wie alle anderen auch.«
    Ein wütendes Hupkonzert erklang vor dem Wagen der Botschaft. Der Abendverkehr hatte zugenommen und die ersten Kolonnen bildeten sich vor den roten Ampeln der Stadteinfahrt. Wer nicht schnell genug anfuhr, bekam postwendend die audiophile Quittung seiner ungeduldigen Hintermänner serviert.
    Valerie funkelte den Militärattaché an. »Träumen Sie weiter, Weinstein. Ein guter Rat: Bevor Sie sich an einen der Tische mit dem grünen Filz setzen, sollten Sie wissen, was gespielt wird. Und was die Regeln betrifft – die mache ich selbst.«
    Ehe ein alarmierter Weinstein die Zentralverriegelung betätigen konnte, hatte Valerie schon den Wagenschlag geöffnet, war mit einem Satz auf die Straße gesprungen und im Zickzack laufend in wenigen Augenblicken zwischen den Autos der fünfspurigen Kolonne verschwunden.
    Als sie auf die Kreuzung vor ihr zueilte, hörte sie Weinstein, der ebenfalls aus dem Fond geklettert war, wütend hinter ihr herrufen.
    Sie sprang vor ein leeres Taxi, das soeben anfahren wollte, rief dem Fahrer durchs offene Fenster »Einfach geradeaus« zu und ließ sich in die Polster fallen. Als sie sich suchend nach Weinstein umblickte, sah sie ihn mit zornrotem Gesicht an der Kreuzung stehen. Er gab dem Fahrer des im Verkehr steckenden Mercedes vergeblich hektische Zeichen.
    »Fahren Sie bitte immer weiter und fahren Sie schnell«, sagte Valerie und holte ihr Handy heraus. Sie ärgerte sich darüber, dass der Rucksack mit ihrer Ausrüstung jetzt im Kofferraum des Botschaftswagens lag.
    Noch mehr aber beschäftigte sie die Frage, woher sie nun eine sichere Leitung nach Tel Aviv nehmen sollte.
    Fünf Minuten später hatte das Taxi mit Valerie die Donau erreicht und sie ließ das Handy frustriert neben sich auf die fleckige Rückbank fallen. Sie hatte weder Paul noch Georg erreichen können. Sina war anscheinend in seinem ganz privaten Funkloch auf Burg Grub, dachte sie, und Paul hing wahrscheinlich ununterbrochen am Telefon mit Informanten, die ihn auf den neuesten Stand brachten.
    Ihr lief wieder einmal die Zeit davon. Shapiro wartete auf ihren Anruf und ewig konnte sie auch nicht mit dem Taxi kreuz und quer durch Wien fahren.
    Da begann ihr Handy zu läuten und Goldmann warf erst einen misstrauischen Blick auf die Nummer am Display, doch dann lächelte sie und nahm das Gespräch an.
    »Bernhard! Schön, dass du dich meldest! Ich hab gerade an dich gedacht.«
    »Du warst in den letzten zwei Stunden nicht erreichbar, Valerie«, brummte Berner missmutig, »ich habe dich ein paar Mal angerufen, bin aber nur auf der Mailbox gelandet.«
    Im Hintergrund hörte Goldmann eine Ambulanz-Sirene, dann wurden Türen zugeschlagen und aufgeregte Stimmen ertönten.
    »Ja, das ist richtig, ich war unterwegs«, meinte sie vorsichtig. »Weißt du, wo Georg ist?«
    »Wahrscheinlich auf seiner abrissreifen Burg im Waldviertel, fernab jeder vernünftigen Kommunikation«, meinte Berner. »Ich muss unbedingt mit dir sprechen, Valerie. Du hast wahrscheinlich von den zwei Politikermorden gehört, die sind alarmierend genug in so kurzer Zeit, aber jemand hat uns heute auch noch eine Todesliste in die Hand gedrückt. Darauf stehen die Namen von bereits Ermordeten und meiner ist der nächste.« Berner zögerte kurz. »Du erinnerst dich sicher noch an den Kollegen Ruzicka. Nach einem Attentat liegt er auf der Intensivstation und seine Frau wurde getötet. Hier braut sich etwas zusammen, das viel größer ist, als es den Anschein hat. Wo bist du?«
    »In einem Taxi in Wien auf der Suche nach einer sicheren Telefonleitung, aber das erzähle ich dir später«, sagte Valerie leise und warf misstrauisch

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