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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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nacktem Oberkörper, schweißbedeckt, blickten kurz auf, ließen ihren Blick anerkennend über Valeries Figur gleiten und arbeiteten dann wieder weiter. Riesige, bis zur Decke reichende Gestelle und halb fertige Maschinen beherrschten den Raum, durch den ein alter Gabelstapler an einer Kette einen seltsam geformten Zylinder hinter sich herzog. Der Boden war tiefschwarz und rutschig.
    Auf der rechten Seite der Halle, hinter einem Haufen von Metallstücken aller Größen, sah Valerie eine Holzwand mit fast undurchsichtigen Fenstern, die offenbar ein Büro von der Werkstatt abtrennte. An der schmutzig grauen Wand hingen verblichene Schönheiten aus einschlägigen Männermagazinen und ein einsamer Pin-up-Kalender aus dem Jahr 1988.
    Berner hatte sie gewarnt und doch war Valerie von dem öligen Schmutz, dem schwarzen Staub und den jahrelangen Ablagerungen, die in Schichten Geschichten erzählten, beeindruckt. Als sie die Bürotür erreichte, die vor Schmiere stellenweise glänzte wie eine Öllache, fragte sie sich, wie sie die Schmutzschicht jemals wieder von ihren Händen bekäme, wenn sie nur die Klinke drücken würde. Also stieß sie die Tür schwungvoll mit dem Fuß auf und stand dem dicksten Mann gegenüber, den sie in ihrem Leben je gesehen hatte.
    »Aah, Major Goldmann, Sie haben uns also doch gefunden«, lächelte er und streckte eine riesige Hand zur Begrüßung aus. Sein Gesicht, so rund, voll und faltenfrei wie das einer Putte, war offen und drückte Herzlichkeit aus. Sein Schädel glich einer polierten Kugel und die kleinen Augen musterten sie ungeniert und schauten sie schließlich forschend an.
    »Kommissar Berner hat sie kurz beschrieben, aber nur unzureichend, wenn man das so sagen kann«, kicherte er. »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Eduard Bogner, aber alle nennen mich Eddy.«
    »Valerie Goldmann, und den Rang kennen sie ja schon«, lächelte sie. »Bernhard, ich meine Kommissar Berner, hat mir gar nichts über Sie erzählt und normalerweise würde mich so ein Informationsungleichgewicht stören, aber ihm vertraue ich blind.«
    »Dann sind wir schon zwei, Major«, gab Eddy zurück und ließ sich hinter seinem Schreibtisch in einen Sessel fallen, der eine Sonderanfertigung sein musste.
    Valerie nahm an, dass der altersschwache, abgesessene Drehstuhl mit dem löchrigen braunen Kunstlederbezug als Besuchersessel fungierte. und ließ sich vorsichtig hineinsinken.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Eddy und schob dabei ein paar Papiere offensichtlich planlos von links nach rechts.
    »Ich brauche eine sichere Telefonleitung und einen ruhigen Platz für ein wichtiges Gespräch.«
    Eddy schaute sie überrascht an. »Ich frage Sie jetzt nicht, warum Sie nicht in die Botschaft gehen, Sie werden Ihre Gründe dafür haben und die will ich auch gar nicht kennen. Wann?«
    »So schnell wie möglich«, antwortete Valerie, schaute durch die blinden Scheiben in die Werkstatt, wo sich die Arbeiter lautlos bewegten, wie zu einer unbekannten Choreografie eines Arbeitermusicals. Goldmann machte sich keine Illusionen. Wie sollte sie hier zu einer sicheren Telefonleitung kommen?
    Eddy war aufgestanden, und als Valerie wieder ihren Blick von der Werkstatt losreißen konnte, hielt er ihr ein kleines schwarzes Handy hin, das er aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Sie sah ihn verständnislos an.
    »Ihre sichere Leitung und ich lasse Sie hier so lange alleine, bis sie alles geklärt haben, einverstanden?«, meinte Eddy und schickte sich an, aus dem Raum zu kullern.
    »Moment, was ist das? Ich kann nicht über eine offene Handy-Leitung telefonieren«, sagte Valerie.
    »Das ist ein Siemens S35 Top Sec mit Sprachverschlüsselung«, dozierte Eddy und ein stolzer Unterton klang in seiner Stimme mit. »Ich nehme an, Sie wollen mit Ihrer Dienststelle sprechen. Dann rufen Sie einfach da an, die sollen sich das gleiche Telefon aus dem Fundus organisieren. Das dürfte beim Mossad höchstens ein paar Minuten dauern. Dann drücken Sie diesen Knopf und voilà – 128 bit Verschlüsselung. Darauf verlässt sich auch die deutsche Bundeskanzlerin.«
    Eddy kicherte und rieb sich zufrieden die Hände. »Die Nummer ist übrigens nicht registriert.« Er drehte sich um und deutete eine galante Verbeugung an.
    »Mein Büro ist Ihr Büro … und jetzt lasse ich Sie allein.«
    Burg Grub, Waldviertel/Österreich
    T schak, der kleine tibetanische Hirtenhund, war nicht mehr zu halten. Er lief vor und zurück, bellte aufgeregt und sauste

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