Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
zu verschwinden«, sagte Berner grimmig. »Als Nächstes möchte ich diese Tür auffliegen sehen.«
    Georg versuchte verzweifelt, seinen klaustrophobischen Anfall zu unterdrücken. Das Schwarz um ihn herum begann ihn einzuschließen und ihm den Atem zu rauben.
    »Alle Mann an die Ruder«, rief Paul und legte seine Hände um die kalte Eisenstange. »Auf drei!«
    Bald schwebte die Steinplatte wieder an den Ringen und donnerte gegen die schwere Holztüre. Zehn Mal, fünfzehn Mal, zwanzig Mal … plötzlich gab es einen Knall und der Schwung riss die vier Männer mit. Paul und Berner knallten gegen den steinernen Türsturz, Burghardt und Georg fielen in der Dunkelheit in sie hinein. Die Platte hatte die Tür durchschlagen, war durch den Türrahmen gesaust, als sie auf keinen Widerstand mehr gestoßen war. Schwaches Licht drang aus dem Gang vor der Gruft und Georg rappelte sich auf, schwer atmend. Die Dämonen der Dunkelheit zogen sich wieder zurück.
    »Ich mag es nicht, wenn man mich einsperrt, und schon gar nicht in einer so unverfrorenen Aktion«, brummte Berner gereizt. »Jetzt heize ich den Brüdern ein, wer immer das war.« Mit diesen Worten stürmte er in den Gang hinaus.
    »Und ich frage mich, ob die beiden Polizisten am Eingang eingeschlafen sind. Den Lärm hätte man bis in den nächsten Bezirk hören müssen«, wunderte sich Burghardt und lief schnell hinter Berner die Treppe hinauf.
    Wagner folgte den beiden rasch und Georg wollte sich ihm bereits anschließen, doch dann erinnerte er sich im letzten Moment an den Stock des genialen Zwerges, der noch immer an der Stufe bei seinem Grab lehnte. Er drehte sich um und wollte nochmals in die Dunkelheit zurückkehren, aber da kam ihm bereits Valerie entgegen und streckte ihm ihre Hand hin.
    »Ich nehme an, du suchst den hier«, sagte sie und drückte Sina das letzte Erinnerungsstück des Balthasar Jauerling in die Hand. »Ich bin sicher, er hätte gewollt, dass du ihn bekommst«, murmelte sie im Vorübergehen und lief dann den anderen nach.
    Georg hörte ihre Schritte die Treppe nach oben eilen und sah auf den Stock in seiner Hand. Im Halbdunkel schienen die beiden Figuren am Knauf zu leben, ein ewiges Rondo zu tanzen, Rücken an Rücken. Wenige Zentimeter unter ihnen begann der tödliche Stahl.
    »Adieu, Balthasar, ich werde ihn in Ehren halten«, sagte Sina leise. Dann stieg er über die schwere Tür, die nun zerbrochen am Boden lag, und lief die Stufen nach oben ins Palais Metternich.
    Fisher Island, Miami Beach, Florida/USA
    M edienmogul Fred Wineberg blickte indigniert zu den Kähnen mit den Baggern hinüber, die frischen Sand aus den Bahamas für den Strand der Privatinsel Fisher Island lieferten und in riesige schwarze Dieselwolken gehüllt auch gleich abluden. Wineberg lief mit seiner 110-Fuß-Jacht »Incommunicado« von den Florida Keys kommend auf Miami zu und hatte sich wie immer als einer der prominentesten Bewohner den besten Platz in der Marina von Amerikas exklusivster Insel gesichert. Der rund einen Quadratkilometer große Spielplatz der Superreichen, in der Hafeneinfahrt vor Miami und südlich von Miami Beach gelegen, bot zwei Golfplätze, ein Hotel-Resort, eine Marina, die Gesellschaft von Weltstars und Luxusvillen mit Exklusivitätsgarantie.
    Eines der größten Anwesen auf der satellitenüberwachten, künstlichen Insel, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zutritt hatte, gehörte seit Jahren dem ehemaligen Wiener Wineberg. Er hatte als kleiner Reporter vor dem Krieg in den USA angefangen und war nun Besitzer von drei einflussreichen Tageszeitungen und zwei bekannten TV-Stationen.
    Maggie, seine Sekretärin, die ihn auf allen seinen Reisen begleitete, folgte seinem Blick und witterte Unheil.
    »Ich möchte einen Zeitplan dieser verdammten Schiffe haben, und zwar so schnell wie möglich. Wenn ich gewusst hätte, dass diese Stinker hier arbeiten, wäre ich länger in Key West geblieben.«
    »Ja, Mr Wineberg, ich werde das sofort veranlassen. Soll ich jetzt die Krankenschwester zu Ihnen schicken?«, fragte Maggie und machte sich eine Notiz in ihren Unterlagen.
    Der alte Mann lag auf dem Oberdeck in seinem Liegestuhl, eine Infusionsflasche und jede Menge medizinischer Geräte in Griffweite. Wineberg hatte Krebs und nur die horrend teuere Behandlung, in Verbindung mit einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung, gepaart mit seiner Sturheit hatte ihn bisher am Leben erhalten. Der Inhaber der UMG, der United Media Group, und damit einer der Arbeitgeber von Paul Wagner

Weitere Kostenlose Bücher