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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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ist«, brummte Berner, stand auf und ging auf den Eingang der TU zu. Halblaut zählte er auf: »Besitzstörung, Zerstörung kulturellen Eigentums und mindestens noch drei Paragrafen, die mir auf die Schnelle nicht einfallen. Das gibt eine fette Liste …«
    »Was meint ihr?«, fragte Paul und schaute Georg und Valerie an. »Es wird nicht gerade ein unauffälliger Aufstieg und du als langhaariger Gott der Wissenschaft in Jeans … das wird Neptun und Pallas Athene nicht wirklich erfreuen.«
    »Also, um ganz ehrlich zu sein, es ist mir eigentlich völlig egal, was die Herrschaften aus Stein da oben denken. Ein paar lächerliche Höhenmeter trennen uns von einem jahrhundertealten Geheimnis, zu dem uns der Stock von Jauerling geführt hat«, antwortete Sina bestimmt und erhob sich. »Ich klettere jetzt da rauf und schaue nach, was der Junge in seiner Hand hält und dem Ostwind unbedingt geben will.«
    Alle drei blickten hinauf zum Dach der Universität.
    »Das ist nicht gerade der Kirschbaum in Nachbars Garten und keine kleine Mauer auf deiner Burg«, gab Paul zu bedenken.
    Georg winkte ab. »Nicht so viel Unterschied, es wäre nicht das erste Mal, dass ich ungesichert in luftigen Höhen turne. Schaut genau hin. Durch das ovale Dachfenster rechts können wir bequem über das Kupferdach zu dem Knaben hinüber.«
    »Und wenn der Dachboden versperrt ist?«, meinte Wagner. »Du kannst nicht einfach den Hausmeister um Hilfe bitten und dann aus dem Dachfenster steigen.«
    »Wenn es sein muss, dann gibt es noch immer brachiale Methoden, um die Tür aufzubekommen«, grinste Sina, drückte Paul die Hundeleine in die Hand und war schon auf dem Weg.
    »Ich komme mit!«, rief Valerie und lief Georg entschlossen nach.
    »Na, dann bleibe ich mit Tschak hier unten und versorge euch mit guten Tipps und aufmunternden Zurufen«, scherzte Paul. »Nein, im Ernst, ich werde Schmiere stehen und die Augen offen halten. Ihr wisst ja: You fool me once, shame on you. You fool me twice, shame on me.«
    Berners Polizeiausweis und ein dezent beigelegter 50-Euro-Schein beschwichtigten alle Bedenken des Portiers. Er drückte dem Kommissar den Schlüssel zum Dachboden in die Hand, der ihn an Sina weiterreichte. Nur wenige Minuten später steckte Georg seinen Kopf aus der Dachluke und schaute sich um.
    Paul und Berner blickten aufmerksam nach oben und beobachteten, wie erst Sina und dann Valerie aus dem Fenster stiegen, um sich dann mit dem Rücken zum Kupferdach hinter die Figurengruppe zu tasten. Selbst Tschak hatte den Kopf schräg gelegt und blickte interessiert zur Spitze des Gebäudes.
    »Er macht sich ganz gut da oben zwischen den mythologischen Standbildern, finden Sie nicht, Wagner?«, brummte der Kommissar und zündete sich eine Zigarette an. »Jetzt noch eine Toga und irgendein Palmwedel in der Hand und er fällt gar nicht mehr auf.«
    »Wie wahr«, meinte Paul und schirmte mit der Hand seine Augen gegen die Sonne ab. »Aber jetzt im Vergleich zu Georg und Valerie erkennt man erst, wie groß die Statuen in Wahrheit sind. Dieses Gebäude ist verdammt hoch.« Der Reporter machte ein besorgtes Gesicht.
    Sina und Goldmann kamen gut voran, turnten zwischen den riesigen Figuren hindurch und erreichten in überraschend schneller Zeit den Knaben mit seiner ausgestreckten Hand und der Dokumentenrolle.
    »Ausgezeichnet, sie sind schon fast am Ziel«, freute sich Berner und blickte sich vorsichtig um. Überraschenderweise waren keine Passanten auf die halsbrecherische Aktion aufmerksam geworden. Vielleicht würde sich das Blatt nun endlich wenden.
    »Das jahrelange Herumklettern auf seiner Ruine hat ihn scheinbar schwindelfrei gemacht. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut, wenn ich ehrlich bin«, meinte Paul respektvoll. »Früher ist er im Schwimmbad nicht einmal auf den Turm vom Dreimeterbrett ohne Pickel und Seil hinaufgekommen, geschweige denn hinuntergesprungen.«
    »Was für ein Glück, weil mich keine zehn Pferde da hinaufbrächten«, gab Berner zu und stemmte die Hände in die Seiten, die Zigarette zwischen den Lippen. »Was zum Teufel! Was machen sie jetzt, um Himmels willen?«
    Sina hatte auf dem Dach ein Stück Flacheisen gefunden, mit dem er nun hartnäckig auf die Faust des Knaben einhämmerte.
    »Herr Professor versucht mit handfester Methode hinter das Geheimnis zu kommen«, lachte Paul, »eine eher unwissenschaftliche Vorgangsweise, die den Vorzug der Effektivität hat.«
    Valerie hielt sich mit einer Hand an dem Knaben fest und

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