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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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auch immer.«
    »Das klingt nach einem Selbstbedienungsladen für den kleinen Bombenbastler«, resümierte Georg, »nur mit dem Unterschied, dass jetzt jemand zugegriffen hat.« Er wandte sich an seinen Vater. »Gibt es so etwas wie ein Verzeichnis der Depots? Oder war das bisher streng geheim?«
    »Es war nicht geheim. Die Lager waren unbekannt, was noch viel schlimmer ist«, gab Dr. Sina zurück. »Wären es geheime Depots gewesen, dann hätte man sicherlich im Laufe der Jahrzehnte die Granaten nach und nach herausgeholt und vernichtet. Aber das Einzige, was es bisher zu dem Thema gab, waren Vermutungen, Legenden, Gerüchte und mündliche Überlieferungen, die niemand wirklich ernst nahm. Es gab einige Ereignisse, die auf die möglichen Lagerstätten hinweisen könnten.« Der Polizeipräsident schenkte sich Kaffee nach. »Ich erinnere mich an einen Omnibus der Autobuslinie 13A, der vor ein paar Jahren in der Neubaugasse in einen unbekannten, unterirdischen Lagerraum aus den Weltkriegen gestürzt ist. Dann wurde am 11. Mai dieses Jahres eine Panzergranate im Kaiser-Franz-Josefs-Spital entdeckt. Und erst vor ein paar Tagen, am 20. August, wurde der Neubaugürtel etwa eine Stunde lang gesperrt, weil man bei Bauarbeiten auf eine Stielgranate gestoßen war.«
    Dr. Sina schaute seinen Sohn an und zuckte die Schultern. »Lauter Einzelfälle, nichts Handfestes also. Mit einer Ausnahme, nämlich dem Fund eines Depots von Granaten aus dem Ersten Weltkrieg in einer Villa in Wien-Hetzendorf. Aber dieser Vorfall wurde nicht weiter verfolgt, weil er sich als harmlos herausgestellt hat. Wir konnten keinen terroristischen Hintergrund entdecken. Von einer Liste an Depots ist mir nie etwas zu Ohren gekommen.«
    Der Polizeipräsident stand auf und ging nachdenklich zum Fenster. »Du kannst in einer Stadt wie Wien nicht aufgrund von irgendwelchen Gerüchten unter Häusern oder wichtigen Straßenzügen graben lassen. Abgesehen von den Kosten wartet die jeweilige Opposition nur auf solche Gelegenheiten, um eine Breitseite nach der anderen abzufeuern. Und du weißt, wie es in der Politik ist – irgendetwas bleibt immer hängen. Also hätte man nur aus Zufall draufkommen können. Ist man aber nicht.«
    »Es war an den Legenden also doch etwas Wahres dran, wenn jetzt plötzlich vier Depots mit den Granaten bestückt werden können«, stellte Paul fest, »und dann finde ich, sollten wir uns langsam den Kopf darüber zerbrechen, wo wir mit der Suche beginnen. Die Minuten zerrinnen uns zwischen den Fingern.«
    »Genau«, bestätigte Valerie, »wir haben kaum mehr als drei Stunden, bevor in dieser Stadt das erste Mal irgendwo eine Bombe hochgeht.« Sie nahm ihre Fliegeruhr ab und legte sie auf den Tisch. »Wir brauchen erst einmal Informationen, was Senfgasgranaten betrifft, ihr Verhalten bei Sprengung, ihren Aufbau, über das Gas selbst. Sollten wir nicht mit dem Entminungsdienst reden?«
    Der Polizeipräsident schüttelte den Kopf. »Wir können es nicht riskieren, irgendwo Aufsehen zu erregen. Wenn die Gegenseite Wind davon bekommt, dass wir an der Entschärfung arbeiten, dann haben wir das Gegenteil von dem erreicht, was wir wollen. Und nach dem Gespräch mit Ebner muss ich gestehen, dass ich bezüglich der Personen meines Vertrauens sehr unsicher geworden bin.«
    »Deswegen sind wir ja hier, weil wir so vertrauenswürdig sind«, brummte Berner und griff nach seinem Telefon. »Langsam wird mir so einiges klar.« Er wählte eine Nummer und wartete.
    »Ich dachte, Sie sind noch immer in der Besprechung, Herr Kommissar«, kicherte Eddy ins Telefon. »Das wird Herr Dr. Sina aber nicht gerne sehen, wenn er draufkommt, mit wem sie telefonieren.«
    »Ich glaube, im Moment würde er sogar den Teufel an seiner Seite akzeptieren«, gab Berner zurück. »Woher weißt du von …?« Der Kommissar unterbrach sich, überlegte kurz und lächelte dann. »Deine Tochter hat den schnellen Finger, wenn es um Informationen geht.«
    »Sie hat gewisse Prioritäten, wenn plötzlich Prominenz in so geballter Form im Polizeipräsidium auftaucht und sich am Empfang unbeliebt macht«, gab Eddy zurück. »Noch dazu wenn diese Prominenz im Büro ihres Chefs eine Krisensitzung abhält.«
    »Dein Netzwerk beunruhigt mich«, brummte Berner, »andererseits werden wir wahrscheinlich darauf zurückgreifen müssen. Wir brauchen so schnell wie möglich …«
    »… Informationen über Senfgasgranaten«, vollendete der Exringer selbstzufrieden.
    »Jetzt fange ich langsam an, an

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