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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Attaché Weinstein haben Sie ja bereits kennengelernt und Oded Shapiro hat Sie gestern Abend in Tel Aviv auf Ihren Einsatz vorbereitet. Lassen Sie uns also gleich in medias res gehen.«
    Bar Ilan wandte sich an Shapiro. »Oder möchten Sie zuerst etwas zur Lage sagen, Oberst?«
    »Lediglich zu den neuesten Entwicklungen«, antwortete Shapiro und zog ein Blatt aus dem Wust der Unterlagen, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten. »Wie Sie wissen, hat die österreichische Regierung in der Zwischenzeit offiziell zugegeben, dass der Bundeskanzler Richard Schumann gestern erschossen wurde. Unseren Informationen nach war es ein politisches Attentat und keinesfalls eine Tat mit privatem Hintergrund, wie es in den Nachrichten angeklungen ist. Wir nehmen ferner an, dass damit genau jene Vorbereitungen abgeschlossen wurden, die einer tief greifenden politischen Veränderung in Österreich den Boden bereiten sollten. Wie Sie wissen, Exzellenz, haben wir nach dem überraschenden Auftauchen der bis dato verschollenen Dokumente Metternichs in Wien genau das befürchtet.«
    Shapiro blickte erwartungsvoll auf die drei Männer am Konferenztisch. Als keiner etwas sagte, setzte er fort: »Das Attentat war auch der Grund oder besser gesagt einer der Gründe, warum wir Major Spector nach Wien geschickt haben. Nachdem Major Goldmann es vorgezogen hat, einfach auszusteigen – im wahrsten Sinne des Wortes –, und untergetaucht ist, schien es uns ratsam, einen verlässlicheren Mann einzusetzen.«
    Spector lächelte selbstzufrieden
    »Major Goldmann hat mich vorgestern, nachdem sie aus Berlin kommend wieder in Wien eingetroffen war, angerufen und über ihr Abenteuer mit dem BND berichtet. Sie hat mich auch darüber informiert, dass das vierte Dokument vermutlich in Wien versteckt sei, ein Ergebnis ihrer Recherchen in der deutschen Hauptstadt. Dann aber verlor sich jede Spur von ihr und die Nachforschungen unseres Militärattachés in Wien waren nicht gerade von Erfolg gekrönt.«
    Alle Blicke wandten sich Weinstein zu, der wieder begann, Männchen auf seinen Notizblock zu zeichnen, und möglichst unbeteiligt schaute.
    »Wir haben jeden Grund zur Annahme, dass die vier Dokumente zu einem Versteck führten«, setzte Shapiro fort, »und zwar nur alle vier gemeinsam. Hätten wir lediglich eines dieser Schriftstücke in unsere Hand bekommen, wäre die Spur laut Daniel Singer nicht nachzuverfolgen, das Puzzle nicht komplett gewesen. Das Versteck wäre nach wie vor sicher.«
    Eine Spur von Enttäuschung klang in der Stimme Shapiros mit.
    »Leider ist Major Goldmann in Berlin gescheitert und in Wien offenbar auch. Major Spector wird nicht scheitern, davon bin ich überzeugt.«
    »Aber ist es jetzt nicht bereits zu spät?«, warf der Botschafter ein.
    »Soviel wir in Erfahrung bringen konnten, hat die sogenannte ›Schattenlinie‹ ein Ultimatum gestellt. Sie erwartet bis morgen die Übergabe der Regierungsgeschäfte durch den Bundespräsidenten, das wissen wir aus seiner unmittelbaren Umgebung. Und – sie werden die Dringlichkeit dieses Ultimatums durch eine Reihe von Sprengungen unterstreichen.«
    »Sprengungen?«, fragte Bar Ilan alarmiert. »Wissen Sie, wo und wann die erfolgen sollen?«
    »Nein, leider nicht«, gab Shapiro zu, »aber dazu haben wir ja nun Major Spector vor Ort. Er wird, unterstützt durch Attaché Weinstein, versuchen, die Lage auszukundschaften und Verbindung mit unserem Informanten in der Regierung aufzunehmen.«
    »Ich nehme doch an, wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass sich die Lage in Österreich und damit in Mitteleuropa grundlegend verändert«, warf der Botschafter ein.
    Shapiro nickte. »Ganz genau«, bestätigte er. »Mir wurde vor einigen Tagen vom Innenminister eine alarmierende Mitteilung gemacht, aufgrund derer wir uns überhaupt eingeschaltet haben.«
    Der Geheimdienstchef machte eine effektvolle Pause und Weinstein blickte überrascht von seinen Zeichnungen hoch, die inzwischen fast das halbe Blatt füllten. Er spürte erneut Spectors spöttischen Blick auf sich ruhen und ignorierte ihn geflissentlich.
    »Diese ›Schattenlinie‹, die sich angeblich auf eine direkte Blutlinie der Habsburger bezieht, beansprucht nicht nur die Regierung in Österreich, sondern auch die Titel, die sie in den Kronländern einmal hatte.«
    Der Botschafter blickte ratlos auf den großen Flatscreen und zuckte mit den Schultern. »Ja und, was geht das den Staat Israel an?«
    Shapiro konnte sich eines erstaunten Blickes

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