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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Elena. Ich habe hier eine Eilmeldung aus Österreich, die mich … nun sagen wir … überrascht«, meinte Wineberg zögernd.
    »Mache ich, Sir, ich rufe Sie zurück, sobald ich ihn gesprochen habe«, gab Millt zurück. »Geht es Ihnen gut, Sir?«
    »Ja, ja, danke«, murmelte Wineberg gedankenverloren und legte auf. Er tippte mit dem Blatt Papier gegen seine Lippen und überlegte. Da läutete das Telefon erneut.
    »Sir, ein Anruf aus Wien«, teilte ihm sein Funkoffizier eifrig mit, »soll ich durchstellen?«
    Das ist doch nicht möglich, dass Wagner so schnell zurückruft, dachte sich Wineberg und nahm das Gespräch an.
    »Ich nehme an, Sie haben die Meldung bereits gelesen«, gluckste der Anrufer ohne Vorwarnung. Wie Wineberg inzwischen wusste, hielt er sich nie mit langen Vorreden auf. Der Unbekannte hatte ihn das erste Mal vor sechs Monaten kontaktiert und in keinem der zahlreichen Gespräche jemals seinen Namen genannt. Aber der Medienmogul war sich so gut wie sicher, dass es sich um ein Mitglied der österreichischen Regierung handeln musste. Kein anderer hätte sonst so weitreichende Informationen dieser Größenordnung haben können.
    Der Plan, den ihm dieser Unbekannte im Laufe der Zeit unterbreitet hatte, war faszinierend genug. Ob er, Wineberg, dazu bereit sei, die amerikanische Öffentlichkeit auf einen Regierungswechsel in Österreich vorzubereiten, hatte er ihn gefragt. Einen Regierungswechsel, der historisch gerechtfertigt und vom Großteil der Bevölkerung unterstützt werden würde, hatte er immer wieder betont. Und der Anrufer hatte nicht mit Hintergrundinformationen gegeizt. Für Wineberg war die Schattenlinie in der Zwischenzeit ein fester Begriff geworden und die Aussicht, ein Sprachrohr der neuen Regierung zu werden, und zwar in Form einer Zeitung und eines Radiosenders in Wien, hatte ihn fasziniert. Und jetzt …
    Der Anrufer riss ihn aus seinen Gedanken. »Wir haben die letzte Phase eingeleitet, das Ultimatum an den Bundespräsidenten wurde gestellt und wir werden morgen, so alles gut geht, die Regierungsgeschäfte übernehmen.« Der Mann klang unerschütterlich selbstsicher.
    »Ich habe die Nachricht über die Explosion in Schönbrunn vor mir«, antwortete Wineberg, »es wundert mich nur, dass Paul Wagner sie nicht übermittelt hat.«
    Der Anrufer lachte. »Vielleicht kann Herr Wagner nicht mehr schreiben«, meinte er.
    Wineberg war verwirrt. »Was meinen Sie damit?«, fragte er nach und gab der Krankenschwester ein Zeichen, zu verschwinden.
    »Nun, ich nehme an, er war in der Nähe des Explosionsortes, wie es sich für einen guten Reporter gehört«, erwiderte der Anrufer kühl. »Zumindest erhielten wir dementsprechende Informationen. Senfgas führt nicht gleich zum Tod, wissen Sie? Vielleicht hat Wagner gerade noch lange genug gelebt, um die erste Meldung abzusetzen. Und dann – gestorben für Schlagzeilen und Aufmacher, dahingerafft im Medieneinsatz. Was für ein passender Tod!«
    Wineberg schluckte und überlegte kurz. »Dann stimmt die Meldung also?
    »Zweifeln Sie an unserer Schlagkraft und Entschlossenheit?«, kam es ruhig zurück. »Sie sollten die Eilmeldung schnellstens an die Medien weitergeben. Sie wollen doch nicht von anderen überholt werden?«
    Der hagere, grauhaarige Mann auf der Deckliege ließ den Hörer sinken und überflog die Eilmeldung noch einmal. Es war ganz offenbar so weit. Morgen um diese Zeit würde Österreich wieder einen Kaiser haben.
    Wineberg blickte auf den 18-Loch-Golfplatz hinüber und beobachtete die vielen weiß gekleideten Spieler, die trotz der Mittagshitze ihre Bälle schlugen. Er würde auch wieder einmal Golf spielen müssen, schon um seinen Konkurrenten zu beweisen, dass er noch nicht am Verwesen war. Wineberg grinste bei dem Gedanken, dann begann er zu wählen.
    Donaustadt, Wien/Österreich
    B urghardt sah sich interessiert auf dem Hof der Metallverarbeitung Eduard Bogner um.
    »Geradezu idyllisch«, stellte er fest, »das ist ein jahrelang gewachsenes Chaos.« Langsam suchte er gemeinsam mit Berner und Wagner einen Weg durch die Berge von Metallteilen, die scheinbar wahllos über das Gelände verstreut waren.
    »Da steckt sicher ein System dahinter«, gab Paul zu bedenken und hielt Tschak davon ab, einen Stapel alter verrosteter Röhren zu erklimmen, zwischen denen das Gras meterhoch emporwuchs.
    Burghardt stand inzwischen bewundernd vor dem riesigen Chassis eines Heeres-Lkws, das von zwei mannshohen Brombeersträuchern durchdrungen wurde. Die

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