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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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schwarzen Früchte waren kirschengroß und hingen schwer an den Zweigen.
    »Die sehen köstlich aus«, sagte Berner und pflückte einige der vollreifen Früchte.
    »Die brennen wir jedes Jahr zu einem sagenhaften Brombeerschnaps«, rief ihm Eddy vom Tor der Werkstatt zu. »Für Freunde gibt es noch das eine oder andere Fläschchen.«
    »Dann werden wir wohl nie eines zu sehen bekommen«, schmunzelte Berner, zog Burghardt vom Strauch weg und schob ihn weiter. Eddy sah fragend herüber.
    »Das ist Kommissar Burghardt, ein alter Freund, dem man blind vertrauen kann, zumindest solange es nicht um seinen Modegeschmack geht.«
    Der Exringer nickte und streckte seine große Hand aus. »Langsam füllt sich das Haus, wir können jede Verstärkung gebrauchen, auch wenn sie von der Polizei kommt.«
    Die große Werkstatt lag ruhig und verlassen da. Alle drängten sich im Büro und in den Personalräumen. Valerie stand mit Johann bei einem großen Metalltisch über eine große Zeichnung gebeugt. Tschak lief hinüber und begrüßte seinen neuen Freund kläffend.
    »Bernhard hat mir gesagt, wir haben kaum noch vier Stunden bis zur nächsten Explosion«, stellte Burghardt fest und schaute von Paul zu Eddy. »Wissen wir schon, wohin wir müssen?«
    Wagner schüttelte den Kopf. »Das werden wir voraussichtlich erfahren, wenn Georg aus Ybbs wieder zurückkommt. Ich hoffe, dass er Kirschners ehemaligem Assistenten das Geheimnis entlocken konnte. Sonst sind wir am Ende unserer Weisheit.«
    Knapp eine Stunde später stand fest, dass der Wissenschaftler nicht das Licht der Weisheit mitbrachte. Sina war verärgert und drückte Wagner frustriert die Autoschlüssel in die Hand, als sie alle in Eddys kleinem Büro beisammensaßen.
    »Es tut mir leid, aber das waren vier verlorene Stunden«, berichtete er. »Max hat eine Menge Fragen beantwortet, aber zum Kern unseres Problems nur nebulöse Andeutungen gemacht, mit denen ich so gut wie gar nichts anfangen kann.« Sina kramte aus seiner Tasche den zerknitterten Zettel mit den schnell hingeworfenen Notizen hervor.
    »Max meinte, auf den Obelisken folge Metternich. Er hat etwas von einem Kongress gesagt, der auf einer Gruft mit zwei Linien tanzt, also dem Wiener Kongress. Er sagte wörtlich ›eine Gruft mit zwei Linien darin‹. Dann sprang er zu den Franzosen, die man dabei nicht vergessen solle.«
    Georg blickte in verständnislose Gesichter. »Es ist noch nicht fertig. Dann meinte er Vive la Révolution! Der Kaiser brauche eine Burg und am besten fahre er mit der U-Bahn hin.«
    »Wie bitte?«, unterbrach ihn Paul. »Der Kaiser fährt U-Bahn? Tut mir leid, Georg, ich weiß, wie sehr du Max schätzt, aber sei mir nicht böse.« Wagner tippte sich an die Stirn.
    Georg zuckte ratlos mit den Schultern. »Geht noch weiter«, sagte er und ging die Liste seiner Stichworte durch. »Nach dem Frieden und den ruhigen Straßen sprach er von dem armen Niederösterreich, das keinen Dom habe. Also baue er, wer immer das ist, einen Dom in Transdanubien.«
    »Das heißt also auf dieser Seite der Donau«, meinte Eddy nachdenklich. »Aber er sagt uns nicht, wo. Das kann in Wien sein oder im Umland der Stadt oder ganz woanders. Transdanubien erstreckt sich bis nach Ungarn.«
    »Sonst noch etwas?«, fragte Berner, drückte seine Zigarette aus und schaute Georg erwartungsvoll an.
    »Leider nein, mehr habe ich nicht aus ihm herausbekommen«, meinte Georg niedergeschlagen.
    Bedrücktes Schweigen legte sich über die Runde.
    »So weit zu unserem Informanten«, brummte Berner und schloss die Augen. »Fällt irgendjemandem dazu was ein?«
    »Das fiele selbst einem Hellseher schwer«, murmelte Valerie, die auf Eddys Schreibtisch saß und die verschiedenen Handwerksauszeichnungen überflog, die gerahmt an den Wänden des Büros hingen.
    Johann hatte bisher schweigend zugehört. »Darf … darf ich einen Vorschlag machen?«, fragte er schüchtern.
    »Wir sind im Moment für jede noch so ausgefallene Idee sehr, sehr dankbar«, bemerkte Paul und nickte dem schmalen Mann auffordernd zu.
    »Wenn wir die Informationen so rational wie den Bauplan einer Bombe betrachten und davon ausgehen, dass dieser Max einen lichten Moment hatte, dann müssen in seinen Hinweisen drei Orte versteckt sein, und zwar in chronologischer Reihenfolge. Also sollten wir vielleicht damit beginnen, die Angaben aufzuteilen.«
    »Gute Idee«, sagte Burghardt, »das könnte von Ruzicka stammen. Analytisches Denken, wie unser geschätzter Kollege das immer

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