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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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nennt. Also, was haben wir, Georg?«
    »Hm … also erst einmal Metternich und die Gruft mit den zwei Linien darin oder darauf. Der Wiener Kongress, der tanzt. Und die Franzosen, die wir nicht vergessen sollen. Das könnte der erste Hinweis sein, denn mit ›Vive la Révolution‹ kann nicht 1815 gemeint sein. Die Französische Revolution war lang vorbei und 1848 stand noch in den Sternen.« Sina strich sich über den Bart.
    »Also gehört der Hinweis auf die Revolution bereits zum zweiten Ort«, sagte Johann leise.
    »Das klingt logisch«, kam ihm Berner zu Hilfe. »Dabei muss es sich um 1848 handeln, das Jahr, in dem Metternich ins Exil geht.«
    »Also, zweiter Ort«, fasste Sina zusammen. »Vive la Révolution! Der Kaiser braucht eine Burg und am besten fährt er mit der U-Bahn hin. Dann ist Frieden in den Straßen.«
    »Das könnte die Periode nach 1848 betreffen, nach der Niederschlagung der Aufstände«, warf Berner ein.
    »Das wäre dann die Überleitung zum dritten Depot. Das mit dem Dom in Transdanubien«, stellte Johann fest.
    »Und über die U-Bahn will ich mir wirklich noch nicht den Kopf zerbrechen«, sagte Paul lakonisch. »Also denken wir erst einmal über den Wiener Kongress nach. Wo bitte tanzt der genau?«
    »So weit ich mich erinnere, geht die Tradition des Opernballs auf die Ballfeste während des Wiener Kongresses zurück«, warf Frank ein, der aufmerksam zugehört hatte. »Ich habe Blumenbinder gelernt und unser Betrieb hat einmal den Blumenschmuck für den Opernball geliefert, daher weiß ich das. Ist aber schon lang her«, meinte er entschuldigend.
    »Ja, aber in dieser Zeit war das alte Burgtheater am Michaelerplatz die Wiener Hofoper!«, kam eine Stimme aus dem Nebenraum. »Joseph II. hat es als Deutsches Nationaltheater gegründet und die bedeutendsten Opernpremieren fanden auf dieser Bühne statt, von Salieri bis Mozart. Als Alternative bietet sich auch noch das Kärntnertortheater an, ein k.k. Hoftheater, das italienische und deutsche Opern im Repertoire hatte. Zudem wurde dort 1814 Beethovens einzige Oper uraufgeführt. Fidelio!«
    Eddy erklärte: »Das ist der Franz, unser Theaterfachmann. Er war einmal Platzanweiser im Volkstheater, bevor er …« Er unterbrach sich und warf einen vorsichtigen Blick auf Burghardt. »Na, ist ja auch egal«, fuhr er fort, »jedenfalls weiß er, wovon er spricht.«
    »Könnte der Kongress im Kärntnertortheater getanzt haben?«, wunderte sich Paul.
    Georg schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen, das waren zu viele Delegierte, die hätten in dem Theater nie Platz gehabt. Auch wenn das Kärntnertortheater eine Stiftung von Joseph I. ist, was uns direkt an den Ursprung der Schattenlinie führen würde«, meinte er entschieden. »Außerdem, was hat das mit der Gruft, den beiden Linien und den Franzosen zu tun? Der Kongress hat viel eher in den Redoutensälen am Josephsplatz getanzt …« Sina zupfte sich am Bart. »Die Säle wurden, soweit ich weiß, ebenfalls ursprünglich von Joseph I. errichtet. Und am Platz davor steht zudem ein Reiterstandbild von Joseph II. Die nächste Gruft in Reichweite ist die in der Augustinerkirche. Matthias Lamberg liegt dort bestattet. Und nicht nur das, die Augustinergruft war auch die Herzgruft der Habsburger …« Georg begann Dreier zu zeichnen, wie immer in den Augenblicken höchster Konzentration. »Die Augustinerkirche war die traditionelle Hochzeitskirche des Hofes … In der Kirche hat Maria Theresia auch ihren Franz Stephan von Lothringen geheiratet. Und seither ruhen in der ›Herzlgruft‹ auch die Habsburg-Lothringer! Also zwei Linien in einer Gruft. Oder irre ich mich?« Sina lächelte zufrieden, erntete aber nicht die erwartete Zustimmung.
    »Richtig, richtig, die beiden Linien und die Franzosen«, murmelte Burghardt, ohne dem Wissenschaftler zugehört zu haben. »Habt ihr in der Gruft von Jauerling irgendwo zwei Linien gesehen?«
    Alle schüttelten den Kopf. Valerie sah auf ihre Uhr, wollte etwas sagen und überlegte es sich dann doch wieder. Alle schwiegen.
    »Franzosen, Franzosen …«, flüsterte Paul vor sich hin. In der gespenstischen Stille klangen die beiden Worte laut und klar. »Bei der Geschichte mit der Augustinerkirche habe ich kein gutes Gefühl, tut mir leid, Georg. Da war doch noch etwas …« Er hob abwehrend die Hand. »Wartet, sagt noch nichts, lasst mich nachdenken. Der Kongress tanzt … und die Franzosen. Georg, wer sagte das mit dem Kongress, der tanzt und nichts

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