Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
einzuladen. »Und wenn du schon in der Provinz aushelfen musst, dann fang gefälligst deine Fahrraddiebe und Weinpanscher selbst. Ich bin nicht da.« Der Kommissar klang endgültig.
    Ruzicka ließ nicht locker. »Bernhard, irgendetwas stimmt hier nicht. Wir haben einen toten Geschichtsprofessor in Nussdorf, dem die Zunge herausgeschnitten wurde, bevor man ihn an einem Apfelbaum erhängt hat. Er war einer der Lehrer Georg Sinas. Der und Paul Wagner haben den Toten entdeckt. Ein Kreuz mit Buchstaben, die keiner versteht, spielt auch eine Rolle, so wie ich das sehe, und die Spurensicherung meint hartnäckig, dass es keinerlei Spuren gäbe.«
    »Warum erinnert mich das an etwas«, grummelte Berner resigniert, »nämlich an eine Geschichte, in der ich in die Brust geschossen wurde und eine Abneigung gegen eine ganz bestimmte Art von hochnäsigen Diplomaten entwickelt habe. Von Motorrädern ganz zu schweigen.« Ruzicka schwieg. »Hast du mich deshalb angerufen? Wie ich dich kenne, ist der Fall gelöst, bevor die Sonne aufgeht. Und jetzt lass mich schlafen, Gerald.«
    »Da ist noch etwas, Bernhard.«
    Etwas in der Stimme Ruzickas ließ Berner das erste Mal die Augen öffnen.
    »Ministerin Panosch soll heute Nacht tot in ihrem Haus aufgefunden worden sein.«
    »Was heißt soll? Von wem hast du die Information? O nein, warte, lass mich raten. Wagner wusste es.« Berner schloss die Augen wieder und sein Kopf sank tief in das Kopfkissen. »Kann es sein, dass du mit beiden Füßen in einem Wespennest gelandet bist, Gerald? Ist diese abgeschnittene Zunge nicht ein Symbol für irgendetwas?«
    »Ja, und der Tod der Ministerin in derselben Nacht … du könntest doch vielleicht … bei deinen Beziehungen zum Polizeipräsidenten …« Ruzicka setzte erneut an. »Schau, wenn ich anrufe, fragt die Staatspolizei mich, woher ich das weiß.«
    »Dann sag es ihnen doch!«, versetzte Berner. »Dieser Verein ist ein Sieb, da tröpfeln die Informationen nicht nach draußen, es ist ein wahrer Sturzbach. Wagner weiß sowieso alles schneller als wir, besser, du gewöhnst dich dran. Aber was geht dich der Tod der Ministerin an?« Berner war plötzlich wacher, als er geplant hatte.
    »Ich möchte wissen, ob es Mord oder Unfall war«, gab Ruzicka zu.
    »Das ist alles? Das nehme ich dir nicht ab, Gerald, und wenn du mich deshalb aus dem Bett holst, dann sind wir wirklich ab sofort verfeindet. Die Ministerin ist außerdem nicht dein Fall. Also, was ist es?«
    Kommissar Ruzicka seufzte. »Gut, du hast gewonnen. Ich glaube, dass hinter dem Mord an Professor Kirschner mehr steckt, als wir ahnen. Das ist mir zu inszeniert, zu reibungslos abgelaufen, ohne Spuren und Zeugen. Viel Aufwand für einen alten Mann in einem kleinen Weinort. Und dann auch noch Sina und Wagner am Tatort … und dann stirbt die Ministerin fast gleichzeitig. Zu viele Zufälle, findest du nicht?«
    »Du hast eine ganz eigene Art, einem den Morgen zu vermiesen, das muss man dir lassen«, brummte Berner und rechnete kurz nach, dass sich noch vier Stunden Schlaf ausgehen könnten, wenn er schnellstens Ruzicka aus der Leitung beförderte.
    »Ich werd mich umhören und ruf dich zurück. Und jetzt geh schlafen, Gerald, du stehst zwischen mir und meinen Träumen.« Berner legte auf und versenkte den Kopf genüsslich in das Kissen, während er die Decke über die Ohren zog und sich streckte. Noch eine Runde schlafen, auch wenn es draußen bald hell wurde, welch ein Luxus! Die Pension hatte eindeutig auch ihre Vorteile, schwelgte Berner und war knapp vor dem neuerlichen Abtauchen in den Tiefschlaf, als das Handy wieder klingelte.
    »Ruzicka, ich bringe dich um!«, brüllte Berner ins Telefon und setzte sich wütend auf. »Das ist ein Anschlag auf meine Gesundheit!«
    Die Leitung blieb still und der Kommissar wartete einige Sekunden. Da drang eine ruhige, tiefe Männerstimme an sein Ohr.
    »Genau das wollen wir eigentlich verhindern, Herr Berner.« Der Anrufer hatte einen spöttischen Unterton. »Ich entnehme Ihrer Reaktion, dass Kommissar Ruzicka Sie bereits informiert hat über gewisse … Vorkommnisse. Ja, ja, immer fleißig, der gute Ruzicka.«
    »Und wenn, was geht Sie das an? Es ist mitten in der Nacht, ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, und im Übrigen …« Berner stutzte. »Woher kennen Sie meine Privatnummer?«
    »Das tut doch nichts zur Sache, das ist eher selbstverständlich und in diesem Fall äußerst nützlich. Würden Sie mir nur kurz zuhören? Dann können Sie auch schon

Weitere Kostenlose Bücher