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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Sofa fallen ließ.
    »Geht’s dir nicht gut, Valerie?«, fragte Paul besorgt, während Eddy ihr eine Tasse frischen Kaffee in die Hand drückte.
    »Ich werde mich nie an Shapiro und seine psychotischen Planspiele gewöhnen«, murmelte Valerie und gab Eddy das Telefon zurück. »Er ist eiskalt, ein Schachspieler, der über Leichen geht und immer noch eine Figur im Ärmel hat, die er dann unbemerkt aufs Spielbrett stellt, wenn man es am allerwenigsten erwartet.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das erzähle ich euch ein anderes Mal. Wie auch immer, Botschaft und Tel Aviv stehen wieder hinter mir und sind nicht mehr hinter mir her. Das ist immerhin schon etwas. Wir können also ab sofort wieder auf die Hilfe Weinsteins zurückgreifen, sollten wir sie brauchen, und haben auf der diplomatischen Ebene bei Bedarf Rückendeckung.«
    »Wir können auch jede Hilfe brauchen, wenn wir die nächste Bombe entschärfen wollen«, meinte Sina. »Deshalb haben wir auf dich gewartet, um unsere Strategie zu besprechen.«
    Paul breitete auf Eddys Schreibtisch den Stadtplan aus und alle beugten sich interessiert vor.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat Max von einer neuen Burg gesprochen, die der Kaiser braucht und in die er dann mit der U-Bahn fährt«, stellte Johann nachdenklich fest.
    Georg zog den Zettel mit seinen Notizen aus der Tasche. »Vive la Révolution! Der Kaiser braucht eine Burg und am besten fährt er mit der U-Bahn hin. Dann ist Frieden in den Straßen. So weit der Hinweis von Max. Unser Ausflug auf den Heldenberg hat uns zusätzliche Anhaltspunkte verschafft.«
    Alle blickten Sina neugierig an und der Wissenschaftler überlegte kurz, bevor er mit seiner Erklärung begann.
    »Der Heldenberg war ein Denkmal für die Sieger der Revolution 1848. Franz Joseph aber wollte so ein Debakel wie 1848 nicht mehr erleben. Er ließ nach der Revolution, die einen hohen Blutzoll forderte, die alte Stadtmauer schleifen und an ihrer Stelle ein Festungsdreieck für Wien bauen: drei große Militärkomplexe, die von Beginn an auch als Stützpunkte gegen Aufständische und nicht nur gegen Feinde von außen geplant waren. In diesen Defensivkasernen, wie man sie nannte, sollten Waffen, Truppen und schweres Gerät lagern und so dem Schutz der Machthaber dienen, insbesondere vor Arbeiterunruhen. Man wollte nicht mehr unvorbereitet in einen Straßenkampf gehen, gezwungen sein, Soldaten von weit her in Marsch zu setzen. Diese drei Militärbauten, die Kronprinz-Rudolph-Kaserne, die Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne und das k.k. Artillerie-Arsenal am Laaer Berg im Süden Wiens, sollten zentrale, verteidigungsfähige Anlagen in einer strategisch günstigen Position sein.« Georg strich sich über den Bart. »Also wurde schon 1849 mit dem Bau begonnen und bereits bei der Planung ließ man von militärischer Seite keinen Zweifel daran, dass man es, wie es offiziell hieß, weniger mit einem äußeren, sondern vielmehr mit einem inneren Feind zu tun habe. Mit anderen Worten, es waren des Kaisers Burgen gegen sein Volk.«
    »Ist das Arsenal eine Burg?«, fragte Johann.
    Sina nickte.
    »Ich verstehe«, meinte der Sprengstoffexperte und nahm einen Schluck Kaffee. »Aber so zentral war und ist das Arsenal doch gar nicht.«
    »Scharf beobachtet«, lächelte Georg. »Jetzt betrachte aber einmal die strategische Position auf einer Anhöhe vor den Toren der Stadt. Das Arsenal wurde mit Geschützen bestückt, die ganz Wien bestreichen konnten. Im Ernstfall konnte man vom Standort am Laaer Berg aus die gesamte Stadt unter Artilleriebeschuss nehmen. Ich habe einmal eine ausgedehnte Führung durch das Arsenal mitgemacht«, erinnerte sich Sina. »Ein paar Dinge sind hängen geblieben, weil sie so Respekt einflößend waren. Diese Festung wurde aus rund hundertachtzehn Millionen Ziegeln erbaut und war der flächenmäßig größte Gebäudekomplex im Wien des 19. Jahrhunderts mit zweiundsiebzig Objekten. Neben dem Museum sowie den Kasernen und Depots gab es auch noch Werkstätten, die heute aber nicht mehr existieren. Und es würde mich nicht wundern, ja, es ist sogar mehr als wahrscheinlich, dass das alles aus Wienerberger Ziegeln gebaut war. Belieferte Pargfrieder 1848 und 1849 die siegreichen Heere mit Ausrüstung, so steuerte der Herr Schwiegersohn, Heinrich Drasche, die Ziegel für die Monumente dieser Macht bei. Der reinste Familienbetrieb … im Licht wie im Schatten … von der Armee groß gemacht.«
    »Das Einzige, was ich bei deinen Ausführungen vermisse,

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