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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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elegante Angelegenheit.« Sie machte eine kurze Pause. »Und nein! Ich habe kein Interesse.« Goldmann ließ sich auf das Sofa fallen, das einen großen Teil ihres Wohnzimmers ausmachte, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu. Die stummen Bilder der schreienden Demonstranten hatten eine skurrile Note, die alles nur noch bedrohlicher aussehen ließ.
    »Haben Sie sich in Wien gut eingelebt?«, plauderte Shapiro weiter, als habe Valerie nichts gesagt. »Ich habe gehört, Sie haben eine kleine Wohnung gemietet und arbeiten an einem Buch über die Stadt Ihrer Eltern.«
    »Der Smalltalk steht Ihnen nicht. Ich wette, Sie haben mich nicht einen Augenblick aus Ihren Fängen gelassen in den letzten zwölf Monaten«, stellte Goldmann kühl fest. »Kamen die Reports wöchentlich oder in unregelmäßigen Abständen?«
    »Hin und wieder«, gab Shapiro zu und Valerie konnte ihn geradezu vor sich sehen, wie er in seinem Büro in Tel Aviv an dem stets überladenen Schreibtisch saß, vor dem der abgewetzte und altersschwache Besuchersessel verzweifelt versuchte, Bequemlichkeit zu verbreiten. »Aber das ist nicht der Grund meines Anrufes.«
    »Wer hätte das gedacht?«, entgegnete Valerie spöttisch. »Sie haben Ähnlichkeit mit einem meiner ehemaligen Freunde, der sich stets nur dann meldete, wenn er etwas brauchte. Nach einem Jahr habe ich dankend verzichtet und ihn einer meiner Freundinnen angehängt. Wem kann ich Sie anhängen, Mr. Shapiro?«
    Der Geheimdienstchef gluckste vor sich hin. »Das wird nicht leicht sein, Major Goldmann. Ich bin nicht vermittelbar, dazu bin ich zu konservativ. Ich gewöhne mich am liebsten an Menschen, die ich schon kenne. Eine Berufskrankheit, wenn Sie so wollen.«
    »Könnten wir uns darauf einigen, dass Sie mich nicht mehr kennen?«, fragte Valerie und hatte wenig Hoffnung, was die Antwort betraf. »Ich kann auf Anhänglichkeit verzichten, wenn es die Metsada betrifft. Brennt die Welt wieder irgendwo und Sie stellen eine Feuerlöschtruppe zusammen, die vorwiegend aus Pyromanen bestehen sollte?«
    »Neugierig, Major Goldmann?«, hakte Shapiro sofort nach und Valerie verwünschte ihre achtlos hingeworfene Bemerkung. Sie blieb stumm und Shapiro legte das als Zugeständnis aus. »Was sagen Ihnen die Phantome des Zaren?«
    »Die Frage habe ich überhört und ich will gar nicht wissen, wovon Sie sprechen. Immer, wenn ich in der Vergangenheit Informationen von Ihnen erhalten habe, dann waren sie entweder bruchstückhaft, manipuliert oder so dosiert, dass man sie schon als homöopathisch bezeichnen konnte. Also warum sollte ich mich auf einen neuen Einsatz einlassen, bei dem Sie doch immer am längeren Hebel sitzen?«
    »Weil Sie sich langweilen? Weil Sie wie eine gut geölte Maschine im Leerlauf sind, die sich unnütz vorkommt? Weil Ihnen das fehlt, weshalb Sie zur Armee gegangen sind – das Abenteuer?« Shapiro fragte zwar scheinbar, aber es waren eher Feststellungen, die auf den gut recherchierten Berichten seiner Agenten in Wien beruhten.
    »Wenn ich ein Abenteuer suche, dann setze ich mich hinter Paul aufs Motorrad«, erwiderte Goldmann ironisch und ihr Blick fiel wieder auf die Bilder der brennenden Autowracks im Fernsehen. »Wissen Sie eigentlich, was hier in Wien gerade los ist?«, fragte sie Shapiro.
    »War das jetzt eine rein rhetorische Frage oder glauben Sie tatsächlich, dass ich es nicht weiß?«, kam es erstaunt durch die sichere Telefonleitung aus Tel Aviv. Valerie schloss die Augen. Dieser Mensch ist anstrengend, daran hat sich nichts geändert, ging es ihr durch den Kopf.
    »Deshalb frage ich Sie ja – was wissen Sie von den Phantomen des Zaren?« Shapiro ließ nicht locker und klang zum ersten Mal ungeduldig.
    »Was um Gottes willen hat der Zar mit den Unruhen in Wien zu tun?«, entfuhr es Goldmann, »die Zarenfamilie ist nach der Revolution erschossen worden und das ist auch schon etwas länger her. Hier brennen die Straßen nach der Finanzministerkonferenz und Sie reden von irgendwelchen Phantomen, Shapiro.« Valerie hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. Es regte sie auf, dass die Taktik des Geheimdienstchefs immer die gleiche war. Seine Fragen verschleierten konsequent den Blick auf die wirklichen Hintergründe.
    »Sie beantworten Fragen noch immer mit Gegenfragen, Goldmann«, kam es postwendend zurück. »Eine schlechte Angewohnheit.«
    »Dann sind wir zwei mit schlechten Angewohnheiten. Sie erzählen nach wie vor nur das, was Sie für opportun halten«, fauchte Valerie

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