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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Härte, Zugriff, solange es noch geht! Das alles habe ich vorausgesagt, aber der Kanzler hört ja inzwischen lieber auf so kleine, verzogene Parvenüs wie Sie!«, brüllte Fürstl mit hochrotem Kopf, lief zu seinem Tisch zurück und donnerte seine Faust auf die Glasplatte. Aschenbecher klirrten und Schmidt zuckte zusammen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Minister«, unterbrach eine zögerliche Frauenstimme den Ausbruch. Fürstl blickte zur halb offenen Tür, durch die seine Sekretärin ihren Kopf steckte und ein betroffenes Gesicht machte.
    »Rein oder raus, Hilde! Entscheiden Sie sich und stehen Sie da nicht in der Tür herum!«, schrie der Minister in Richtung seiner hageren Sekretärin. »Was gibt es? Ich bin gerade dabei, diesem Jung-Ignoranten Nachhilfestunden in angewandter Politik zu geben.«
    »Der Herr Finanzminister ist da. Er wartet draußen«, stammelte Hilde und trippelte dabei nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Großer Gott, der hat mir gerade noch gefehlt. Noch so ein Musterschüler«, ärgerte sich der Innenminister und machte eine ungeduldige Handbewegung in Richtung seines Kabinettschefs. »Schmidt, raus jetzt, aber schnell, und schauen Sie, dass dieser Sauhaufen auf der Straße endlich einmal in die Gänge kommt. Wir haben diese Krawallmacher lange genug mit Samthandschuhen angepackt. Es wird Zeit, dass sie begreifen, dass sie bisher bei uns im Vergleich zu Frankreich und Italien wie im Protest-Schlaraffenland gelebt haben. Rufen Sie sofort Sina an! Sagen Sie ihm: Wasserwerfer und Gummigeschosse marsch!«
    Schmidt starrte ungläubig auf Fürstl und blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen.
    »Was ist? Gibt’s noch was? Brauchen Sie eine Extraeinladung? Irgendetwas nicht begriffen?«, war die prompte Reaktion des Ministers auf das Zögern seines Untergebenen. Der Kabinettschef wollte etwas entgegnen, aber Fürstl schnitt ihm das Wort ab und zeigte nur mit dem Finger auf die Tür. »Sind Sie noch nicht am Telefon? Dort hat der Zimmermann das Loch gemacht! Los jetzt, wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Günther Schmidt wollte noch etwas sagen, überlegte es sich jedoch und eilte wortlos zur Tür. In diesem Moment betrat der Finanzminister mit zwei seiner Mitarbeiter das Büro und der Kabinettschef, der ihnen den Vortritt gelassen hatte, war schon halb aus der Tür draußen, als er auf der Schwelle kehrtmachte. »Sina … der Polizeipräsident … wird den Befehl schriftlich haben wollen …«, gab er zu bedenken.
    »Zum Teufel noch einmal!«, rief Fürstl, schnappte sich ein Blatt Papier und kritzelte eilig einige Zeilen darauf. »Da! Faxen Sie ihm das ins Präsidium! Und zwar auf der Stelle! Ich will Ergebnisse sehen, und das gleich. Nicht erst nächstes Jahr!«
    Damit ließ er sich auf den Drehsessel fallen, der ein kollabierendes Geräusch von sich gab. »Ich bin nur von Idioten umgeben«, brummte Fürstl und der Finanzminister verzog das Gesicht. »Anwesende ausgenommen«, beschwichtigte er seinen Kollegen, der mit Schmidt definitiv mehr gemein hatte als mit dem dicken, schwitzenden Innenminister. Manfred Wegscheider war das Liebkind der Regierung und der wählenden Massen. Elegant, gut aussehend und lächelnd, nie um eine Ausrede verlegen, war er der ideale Gegenpol des hemdsärmeligen und polternden Fürstl.
    »Grüß dich, Konrad. Deine Probleme will ich im Moment nicht haben«, kommentierte Manfred Wegscheider dünn lächelnd. »Darf ich mich setzen?«
    »Du mich auch, Manfred«, entgegnete Fürstl dem Finanzminister kühl. »Bitte, es stehen genug Sessel herum. Wie ich dich kenne, bist du wegen der kleinen Straßenprobleme durch den Hintereingang hereingeschlichen?«
    »Was bitte soll das heißen, Konrad?« Wegscheider schlug die Beine übereinander, strich die Bügelfalten seiner makellosen Hose glatt und fixierte sein verschwitztes Gegenüber. »Was soll diese Feindseligkeit mir, einem Parteifreund, gegenüber? Die paar Demonstranten wirst du doch zur Räson bringen.«
    »Sag mal, seid ihr Jungen heute alle schwer von Begriff, oder was habt ihr eigentlich studiert?«, zischte der Innenminister. »Finanz- und Bankenkrise. Klingelt es da irgendwo bei dir? Ich kann die Suppe auslöffeln, die du und deine sauberen Kollegen zwischen San Francisco und Moskau uns eingebrockt haben.« Wegscheider zog die Brauen hoch, blieb aber stumm.
    »Du sitzt hier in meinem Büro in deinem feinen Armani-Zwirn und redest von meinen Feindseligkeiten? Spitz die Ohren, hörst du das? Da draußen, da sind die

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