Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
schon zu Kaisers Zeiten genau so ausgestattet und die Decke musste wegen des Bassins gleich nach der Fertigstellung des Baus wieder verstärkt werden.«
    Ein muskulöser Mann mit eingeöltem Oberkörper kam aus einem der Separees. Seine weite Pluderhose konnte nicht verbergen, dass es sich um keinen Eunuchen handelte. Aber die etwas rundliche Haremsdame, die ihm folgte und die außer einer Maske nur ein Fußkettchen trug, machte nicht den Eindruck, als ob sie einen Eunuchen vermisst hätte. Sie stürzte sich in die Fluten des Bassins und zog den lachenden Haremswächter hinter sich her.
    Aus einigen anderen Separees drangen klatschende Geräusche, die Georg nicht einordnen konnte und Irina fragend anschaute.
    »Hier gibt es Massagen für alle, die sich in anderen Räumen der Villa Verspannungen geholt haben«, erklärte sie und hob einen der schweren Vorhänge an, damit Georg einen Blick auf einen schwitzenden Masseur werfen konnte, der einen untersetzten Mann auf einer niedrigen Liege mit Schlägen traktierte. Wohliges Stöhnen war der Lohn.
    Georg sah Irina an und deutete auf eines der leeren Abteile, in dem Kissen und weiche Matten den Boden bedeckten.
    »Was würdest du sagen, wenn wir …« Die Russin legte ihm den Finger auf den Mund. »Es gibt noch viel zu sehen, lass uns erst weiter ziehen«, sagte sie leichthin und verließ den Harem über einen Seitenausgang, von dem eine schmale Treppe in das nächste Stockwerk führte. Sie stieg vor Georg die Stufen hinauf und ihre Hüften bewegten sich graziös direkt vor Sinas Augen in einem Rhythmus, der ihm den Schweiß ausbrechen ließ. Er bedauerte es, nicht mit Irina in den Pool gesprungen zu sein.
    Im obersten Stockwerk angekommen, tappte Sina im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Er stolperte über die letzte Stufe und lief in Irina hinein, die stehen geblieben war. Er versuchte seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Der Gang, in dem sie standen, war stockdunkel, nicht ein einziger Lichtstrahl erleuchtete den Weg vor ihnen.
    »Und was soll das?«, raunte Sina Irina ins Ohr.
    »Warte nur, du wirst es schon sehen … na ja, direkt sehen vielleicht nicht, aber spüren«, gab sie zurück und begann sich entlang der Wand vorwärtszutasten.
    Plötzlich war Irina verschwunden und Georg konnte sich nur mehr auf seinen Spürsinn, sein Gehör und den Geruchssinn verlassen. »Großartig, ich bin in einem Darkroom gelandet«, murmelte Georg. Und ganz ohne Begleitschutz, fügte er verzweifelt hinzu. Er begann sich unwohl zu fühlen in der absoluten Dunkelheit, stolperte über ein Paar, das mitten im Gang lag und stöhnte, versuchte ihm auszuweichen und lief geradewegs in etwas Weiches hinein, das aber nicht zurückwich.
    Sina murmelte ein »Entschuldigung« und bekam ein sinnliches »Warum denn?« als Antwort, dem ein paar tastende Hände folgten, die über seine Oberschenkel strichen. Als er sie wegschieben wollte und behaarte Oberarme unter seinem Griff spürte, trat er den Rückzug an und ergriff die Flucht. Er ging rückwärts, stolperte wieder über das Paar in der Gangmitte, fiel und landete verdächtig weich. In der Meinung, es sei ein weiterer Mitspieler am Boden eingetroffen, griffen vier Hände nach Georg und zogen an ihm wie an einem Siegerpokal, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Der Wissenschaftler stammelte ein hastiges »Tut mir leid«, riss sich los und richtete sich auf.
    »Ich wäre echt geschmeichelt, wenn das bei mir was bringen würde …«, murmelte er und klopfte sich unbewusst ein nicht vorhandenes Stäubchen aus dem Anzug.
    Aus den Augenwinkeln sah er einen Lichtschein und startete in diese Richtung.
    Als er aufatmend das schummrig beleuchtete Treppenhaus erreichte, kam ihm gerade ein Pärchen entgegen, das erwartungsvoll in das Dunkel hinter Sina blickte. Irina war spurlos verschwunden und so machte sich Georg allein auf den Weg nach unten. Die Russin hatte von drei Kreisen gesprochen, zwei hatte er bereits entdeckt, also blieb nur noch der letzte übrig.
    Als der Wissenschaftler die Eingangshalle erreichte, war sie mit Neuankömmlingen fast überfüllt. Das Fest schien seinem Höhepunkt zuzustreben und der Sicherheitschef hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Trotzdem gelang es Sina, ihn kurz zur Seite zu ziehen.
    »Können Sie mir sagen, wo es hier in den Keller geht? Ich wollte auch noch die letzten Attraktionen des Hauses ansehen.«
    Der schwarze Koloss wies Georg zu einer Tapetentür, die fast unsichtbar in

Weitere Kostenlose Bücher