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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Kurz darauf schwebte ein blauer Rauchring auf Rudolph zu.
    »Wie bereits erwähnt, ich kenne die Gastgeber nicht. Aber wissen Sie, wen ich gesehen habe …« Sie beugte sich verschwörerisch nach vorn.
    Der Kronprinz lehnte sich zu ihr.
    »Pauline Metternich«, flüsterte Anna Sacher und zog bedeutungsvoll die Brauen nach oben.
    »Die Fürstin Metternich ist da, in diesem Haus?«, wunderte sich Rudolph. »Das würde Mama nicht freuen …«
    »Nein. Gewiss nicht. Aber seit sie aus Paris zurück ist, findet man die Metternich in jedem Salon, und …« Sie formte einen weiteren Rauchkringel, »sie raucht dieselben Zigarren wie ich …«
    »Und was bedeutet das?«, hakte Rudolph nach.
    »Ich habe eine Kiste an die Veranstalter geliefert«, kicherte Anna Sacher und zwinkerte abermals. Mit lautem Grunzen wachte ihr Sacher-Bully auf und sprang auf die Beine. »Hast du was Übles geträumt, mein kleiner Liebling …« Sie war nun voll und ganz mit ihrer Französischen Dogge beschäftigt, tätschelte ihren Kopf und sprach ihr gut zu.
    Der Kronprinz wandte sich ab und sah sich suchend um. Ein lautes Schnarchen verkündete, dass Bolla eingeschlafen war. Eine junge Frau, die rittlings auf ihm saß, schürzte zornig die Lippen und versuchte den Erzherzog wieder ins Bewusstsein zu holen. Aber Otto, wie auch seine Erektion, waren nicht wieder aufzurichten. Der Alkohol hatte gesiegt.
    Rudolph schüttelte den Kopf und schlenderte durch den Gang, sah eine rote Türe und bildete sich ein, munteres Wasserplätschern zu hören. Er drückte die Klinke und befand sich in einem originalgetreu nachgebauten Harem wieder. »Potztausend! Mit einem Schritt auf dem Balkan …«, rief er anerkennend aus.
    »Rudi, schön, dass du es einrichten konntest!«, freute sich Marie Louise von Larisch-Wallersee und eilte auf den Thronfolger zu.
    »Es ist auch schön, dich zu sehen«, antwortete Rudolph knapp und erwiderte ihren Versuch einer Umarmung nicht.
    Die Nichte der Kaiserin blieb kurz stehen, musterte den Thronfolger kurz und seufzte. »Ganz der Sohn deines Vaters … Kannst die Tochter einer Schauspielerin nicht in den Arm nehmen … Schade.«
    »Lass Vater … lass den Kaiser aus dem Spiel, wenn der wüsste, dass ich hier bin …«, erwiderte Rudolph und beim Gedanken an den bürokratisch betriebsamen Monarchen fühlte er sich plötzlich ganz klein und fehl am Platz.
    »Unsinn!« Die junge Frau machte eine abwehrende Geste. »Glaubst du, der Alte ist ein Heiliger? Woher hatte Tante Sisi wohl die französische Krankheit? Aus der Hofkanzlei?«
    Rudolph hob drohend die Hand. »Ich warne dich …«
    Die Larisch grinste und stemmte die Arme in die Seiten. »Keine Angst, Seine Majestät erfreut sich bester Gesundheit und hat erfolgreich die hohe Schratt bestiegen …« Sie lachte laut auf.
    Rudolph fuhr herum und wollte gehen, aber die Baronin hielt ihn zurück.
    »Sei mir nicht bös, Rudi. Das ist doch nur ein Spaß …«, versuchte sie es verständnisvoll und presste den Thronfolger auf ein Sitzkissen. »Ich habe dich aus gutem Grund hergebeten, weißt du …«
    »Und der wäre?« Rudolph war skeptisch.
    »Deine Mutter und ich sind der Meinung, du solltest so wie früher auch wieder etwas anderes als das hässliche Trampeltier …«
    Rudolph sprang auf und blickte wütend auf die Larisch, die sich in ein Sofa hatte fallen lassen, herunter. »Nenn Stephanie nicht so! Ich weiß, dass Mama … Aber dir … dir steht das nicht zu!«
    Die Larisch schlug lässig die Beine übereinander, lehnte sich auf die Arme gestützt zurück und lächelte ihn herausfordernd an. Rudolph schüttelte zornig den Kopf und schickte sich an zu gehen.
    »So warte doch, Rudi!« Mit beiden Händen hielt sie plötzlich die Hand des Kronprinzen umklammert. »Nicht so eilig! Ich möchte dir jemanden vorstellen …«
    »Aha. Und wen?« Der Thronfolger war ihr auf die Leimrute gestiegen und wusste es auch. Den Gedanken an seine Ehefrau verscheuchte er schnell.
    »Ich habe ihre Mutter auf Schloss Gödöllö bei der Tante kennengelernt …« Sie setzte bewusst eine Pause und beobachtete den Kronprinzen genau. Dann fuhr sie fort: »Sie ist ein so bezauberndes Mädchen. Willst du sie sehen?«
    Rudolph drehte sich um und nickte wortlos.
    »Bitte, Rudi, darf ich dir vorstellen: Maria, genannt Mary, von Vetsera …«
    Gallitzinberg, Wien/Österreich
    D ie Lustschreie der jungen Frau, die mit hochgeschobenem Abendkleid und weit gespreizten Beinen in einem der tiefen Fauteuils des grünen

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