Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
schmerzhaft.
»Richtig – ich weiß, wer das ist. Vielleicht ist die DVD schon da, wenn wir ins Büro kommen, dann können wir sie uns gleich ansehen.«
»No meh fernsehe!«, stöhnte Michael Wiener mit viel Dramatik.
»Du, vielleicht wären die Mind Watchers die richtige Organisation für dich. Die verzichten ganz aufs Fernsehen. Sie behaupten, es verdumme die Leute«, beendete er das Gespräch und steckte das Mobiltelefon lachend wieder in die Jackentasche.
15
Paul Mehring war überhaupt nicht erstaunt, Hauptkommissar Nachtigall so bald wiederzusehen.
Er führte sie in eine kleine Küche, wo er am Küchentisch mit dem Laptop an einer Präsentation gearbeitet hatte.
»Setzen Sie sich.« Mit einer freundlichen Geste wies er auf zwei weitere Holzstühle und die beiden Ermittler nahmen Platz.
»Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, wie ich Ihnen behilflich sein kann. Seit Monaten wohne ich nicht mehr zu Hause, der Kontakt zu meinem Vater beschränkte sich auf das äußerste Minimum. Schwarze Schafe der Familie wurden von ihm machtvoll ausgegrenzt«, erklärte er, während er zwei Gläser aus einem der Hängeschränke nahm und eine Flasche Mineralwasser öffnete.
»Wasser? Sie wissen ja – wir trinken keine aufputschenden Getränke.«
Nachtigall und Skorubski nickten. Paul schenkte ein und setzte sich wieder an die Stirnseite des Tischs, wo auch das Notebook stand. »Ich habe Anfang des Semesters einen Vortrag zu halten«, erklärte er, klappte es zu und schob es an die Seite.
»Möglich, dass Sie uns nicht viel helfen können, was das Leben Ihres Vater angeht – aber bestimmt haben Sie eine Erklärung hierfür.«
Peter Nachtigall schob dem jungen Mann die Klarsichthülle mit dem Drohbrief zu. Paul fasste sie nicht an, betrachtete nur nachdenklich die klaren Worte und beschied dann mit fester Stimme: »Der ist mit Sicherheit nicht von uns! Sehen Sie, das sind genau die Dinge und die Denkweise, die wir bekämpfen. Wir klären auf, diskutieren, argumentieren, setzen auf freiwillige Neuorientierung und manchmal provozieren wir auch – aber drohen? Nie! Das nützt doch nichts!«
»Ihr Logo ist im Briefkopf!«
»Ja – und? Heute weiß doch jeder Idiot, wie man so was in eine Datei kopiert. Oder jemand hat ein anderes Schreiben von uns genommen und den Text abgedeckt – mit einem guten Kopiergerät sehen Sie heute keinen Rand mehr. Von uns ist dieser Schrieb jedenfalls nicht!«
»Er ging direkt an Ihren Vater.«
»Was?«, jetzt war Paul Mehring verblüfft und wirkte verunsichert, »an meinen Vater?«
»Ja – würden Sie bitte Ihr Laptop in unsere Obhut geben? Wir gehen pfleglich damit um und Sie bekommen es wahrscheinlich schon morgen wieder.«
Bereitwillig schob er ihm das Notebook zu.
»Sie glauben, ich hätte diese Zeilen da verfasst und an meinen Vater geschickt?«, fragte er wie betäubt.
»Ich muss das alles überprüfen – es ist immerhin eine Option, das können Sie nicht bestreiten.«
»Sie glauben, ich schicke meinem Vater erst so einen Brief und dann gehe ich ins Stadion und ermorde ihn?«, fragte er drohend und Nachtigall erinnerte sich unbehaglich an das Gespräch mit Albrecht Skorubski über jähzornige Menschen.
»Nein – wir überprüfen jeden aus dem Umfeld Ihres Vaters und checken die Alibis. Kein Grund zur Beunruhigung. Es ist reine Routine.« Wen will ich damit eigentlich beruhigen, fragte sich der Hauptkommissar, ihn oder mich?
»Reine Routine – soso. Wäre ich in dieses Stadion gegangen, hätten mich mindestens 10 bis 15 Mind Watchers gesehen. Ich stand nämlich mit ihnen vor dem Eingang und habe demonstriert!«
»Gut. Mit wem standen Sie dort? Dann ist doch dieser Punkt rasch geklärt.«
Mit unterdrückter Wut zog Paul ein Blatt Papier von einem Stapel auf dem Tisch und begann mit zackigen Bewegungen Namen zu notieren.
»Vielleicht erzählen Sie uns in der Zwischenzeit etwas mehr über Ihre neue Bewegung?«, forderte Nachtigall ihn freundlich auf, »bisher weiß ich nur, dass Ihre Organisation keinen Fußball mag und keinen Karneval.«
Paul atmete tief durch und lachte warm. »Ja, so ziemlich alles, was die meisten Menschen mögen, lehnen wir ab. Unser Anliegen ist, den Menschen eine Chance zu geben neu zu entdecken, was ihnen und ihrer Seele wirklich gut tut. Alkohol und andere aufputschende Getränke nur selten und in kleinen Dosen, Lebensmittel, die wieder gesund sind und für die kein Mitgeschöpf qualvoll leben und sterben musste, sinnvolle
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