Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Absprachen!«
»War Herr Mehring in seinem Verein beliebt? Hatte er engere Freunde unter den Teufeln?«
Wieder kicherte Rolf kindisch.
»Wohl eher unter den Teufelinnen, Herr Nachtigall, eher unter den Teufelinnen! Er sah ja nicht schlecht aus und die Damen genossen seine Aufmerksamkeiten. Er machte zum Beispiel Komplimente und hatte für jede ein nettes Wort. Das ist mehr, als manche von ihrem holden Gatten in den ganzen Ehejahren bekommen haben und er wusste das für sich zu nutzen. Harmlose Flirts, nichts von Bedeutung.«
»Gab es denn Damen, denen er in besonderer Weise seine Aufmerksamkeit schenkte?«, hakte Albrecht Skorubski nach.
»Ja, schon. Die Gabi, die Claudi, die Marie, Mandy, Kati«, Rolf zog die Stirn in Falten und überlegte, »und die Marianne vielleicht. Oder noch ein paar andere. Immer hab ich das nicht mitgekriegt.«
»Aha. Und wo finden wir die Damen jetzt?«
»Bei der Probe. Aber hören Sie«, er fuchtelte wild mit den Armen vor Nachtigalls Gesicht herum, »die dürfen jetzt auf gar keinen Fall gestört werden! Wir brauchen jede Minute zum Proben, die wir kriegen können. Verstehen Sie: Wir haben einen Fernsehauftritt! Ganz Deutschland wird uns sehen, wie bei der Fußballweltmeisterschaft!« Rolf bekam glasige Augen vor Begeisterung. »Die Dreharbeiten beginnen Ende Oktober! Haben Sie eine Vorstellung davon, wie schnell wir Ende Oktober haben? Sie haben doch eben selbst gesehen, die Truppe ist noch ein chaotischer Haufen. Noch nichts zu sehen von eingeschliffener Choreografie. Keine Spur!«
»Wir bekommen von Ihnen alle Namen und Adressen. Was war Herr Mehring für ein Mensch?«
Rolf zögerte und Nachtigall sah deutlich, wie er mit sich rang. Wahrscheinlich überlegte er, wie viel von den unsympathischen Seiten er erwähnen konnte, ohne in den Verdacht der üblen Nachrede zu kommen.
»Mensch, na ja«, druckste er erwartungsgemäß herum, »er war eben schon älter. Da wird mancher strenger – unnachgiebiger, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Rolf Bartel begann nervös am Bund seines Pullis zu ziehen.
Nachtigall schüttelte den Kopf. »Nein. Ich fürchte, das werden Sie mir schon näher erklären müssen.«
»Er hat sich manchmal schnell aufgeregt, wenn es nicht so gelaufen ist, wie er das wollte. Manche Lebensbereiche betreffend hatte er eher antiquierte Ansichten. Und die jungen Leute heute, na ja, die lassen sich nicht gerne gängeln und Vorschriften akzeptieren sie in der Regel nur schwer. Alles wird in Frage gestellt und diskutiert, selbst die Trainingszeiten! Da gab es manchmal ein paar Probleme.«
»Wie schwerwiegend waren diese Probleme denn?«
Rolf seufzte gequält. »Ich will doch hier niemanden reinreiten. Diskussionen mit den Teufeln sind manchmal heftig, aber am Ende kriegen sich alle wieder ein und es wird friedlich geprobt.«
»Hatte Herr Mehring Feinde im Verein? Jemanden, der seinen Posten haben wollte, der seinen Führungsstil ablehnte?«
»Feinde, was für ein großes Wort! Sicher haben ihn nicht alle geliebt, aber das finden sie sowieso nirgends, oder? Irgendeiner ist immer unzufrieden und meckert, regt sich auf, spielt eine Kleinigkeit hoch. Das ist doch normal.«
»Nicht normal ist, dass jemand ermordet wird«, wies Albrecht Skorubski Rolf zurecht und der zuckte heftig zusammen.
»Einer, der so wütend auf ihn gewesen sein könnte, dass er ihn ermorden würde, fällt Ihnen nicht auf Anhieb ein?«
»Nein! Wo denken Sie hin!«
Es entstand eine unangenehme Pause. Peter Nachtigall musterte seinen Gesprächspartner aufmerksam. Deutlich hatte er den Eindruck, Rolf Bartel halte wichtige Informationen zurück. Aber warum? Sollte er glauben, dieser nervöse, kleine Mann habe selbst den Mord begangen? War er der Nachfolger auf Mehrings Position und hoffte, sie würden das Interesse am Verein verlieren, bevor er nachrücken konnte? War die Nachfolge so erstrebenswert, in den Augen Bartels einen Mord zu rechtfertigen?
»An Ihrer Stelle würde ich diese Spinner unter die Lupe nehmen. Diese neue Sekte da. Wer so fanatisch denkt, der mordet auch«, riet Rolf ihnen mit einer solchen Heftigkeit, dass sein ganzer Körper bebte.
»Wie kommen Sie darauf?« Nachtigall zog die linke Augenbraue hoch.
›Wie immer‹, dachte er und machte sich darauf gefasst, die üblichen Argumente zu hören zu bekommen: ›Diese blauen Typen sind anders, das ist uns fremd, also sind sie bestimmt auch Mörder und Diebe‹. Er seufzte. ›Frauen bringt die Kinder ins Haus!‹
Doch zu
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