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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Bartel war ihm nicht gerade sympathisch, aber das war kein Grund ihn zu überfallen. Und warum ausgerechnet heute? Zufall? Was hatte sich im Leben des Rolf Bartel heute geändert, dass er jemanden derart gegen sich aufbringen konnte? Vielleicht hatte er doch eines der Mädchen angesprochen.
    Die Tür zum Gang klappte und Nachtigall sah eine dunkelhaarige, große Frau verschwinden. Conny!
    Rasch folgte er ihr, doch auf dem Gang war sie nicht mehr zu sehen. Es gab nur einen anderen Weg, den sie genommen haben konnte. Über die Treppe zu den Umkleidekabinen!
    Da er nicht gut die Damenkabine betreten konnte, setzte er sich auf eine kleine Bank am Kneipp’schen Tretbecken und wartete. Wenn sie dort hineingegangen war, musste sie schließlich auf dem Weg nach draußen hier an ihm vorbei.
    Aber was sollte er ihr sagen? Tut mir leid, ich würde dir gerne bei mir was kochen, aber meine Exfrau wohnt dort noch. Das würde Conny wohl kaum hören wollen. Die Tür öffnete sich mehrmals, einige gut gelaunte Damen im Sportdress machten sich auf den Weg in ihren Kurs, Conny war nicht dabei.
    Als er eine halbe Stunde gewartet hatte, wusste er, dass er sie entweder verpasst oder sich schlicht getäuscht hatte. Seufzend erhob er sich, um zu seinem Programm zurückzukehren.
    In der Beinpresse fiel ihm plötzlich ein, was sich in Bartels Leben verändert hatte.
    Sie hatten ihm den Täter gezeigt.
    Rolf Bartel hatte schon auf den ersten Bildern den Mörder erkannt!
    Deshalb auch das ganze Theater hinterher, überlegte Nachtigall, er wollte uns glauben machen, er habe nichts gesehen. Was, wenn Rolf Bartel seine Chance nutzen wollte, um den Mörder zu erpressen?
    »Mein Gott! Dieser Idiot!«, schimpfte er laut vor sich hin und ein Herr, der auf dem Weg zu den Trainingsrädern war, blieb stehen und warf ihm einen empörten Blick zu.
    »Mit Ihnen hat das nichts zu tun. Ich denke nur laut!«, entschuldigte sich Peter Nachtigall. Dann rannte er über die Treppe ins Erdgeschoss und von dort ins Freie.
    Eilig zerrte er sein Mobiltelefon aus der Trainingshose.
    »Nachtigall. Habt ihr den Computer?«
    »Ja. Alle Datenträger auch. Sie werden staunen, was da zusammengekommen ist. Liegt alles bei Ihnen auf dem Schreibtisch.«
    Sofort gaukelte Nachtigalls Fantasie ihm einen Schreibtisch vor, der unter dem Berg aus DVDs, CD-ROMs, Disketten nicht mehr zu erkennen war.
    »Was soll ich damit? Das Zeug muss in die Computertechnik! Wo war Markus Mehring?«
    »Angeblich den ganzen Nachmittag bei seiner Mutter.«
    »Hm. Rolf Bartel wurde heute überfallen. Vielleicht sollte er bei dem Überfall sogar getötet werden. Es muss ein Beamter vor seinem Zimmer postiert werden – am Ende geben wir dem Mörder eine zweite Chance. Wenn er erfährt, dass der erste Versuch fehlgeschlagen ist, versucht er es womöglich noch einmal.«
    »Geht klar.«
    Die Gestalt, die er am Klinikum gesehen hatte, war Markus Mehring gewesen, fiel jetzt ihm ein. Ob der wohl seinen Großvater besucht hatte?
     
    Frisch geduscht machte sich Peter Nachtigall eine Stunde später auf den Weg zu Conny.
    Wie am Abend davor lag ihr Haus völlig still im geschmackvoll angelegten Garten und bemühte sich darum, einen unbewohnten Eindruck zu machen. Enttäuscht stieg er wieder in sein Auto und trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Dann rief er bei Jule an.
    »Du hast nicht bei mir zurückgerufen«, beschwerte er sich.
    »Stimmt. Aber das Problem mit Birgit kann ich nicht lösen. Ich habe sie angerufen und mir angehört, warum sie aus Norwegen abgehauen ist. Dann wollte ich sie überreden, in ein Hotel zu ziehen. Nichts ging. Sie hat nur rumgeheult.«
    »Also wie bei mir. Gut. Die letzte Nacht habe ich im Auto geschlafen und mein Rücken hat mir das übel genommen. Das geht nicht noch einmal – ich werde wieder in mein Haus einziehen!«
    »Viel Glück, Papa. Ich muss jetzt los. Emile und ich gehen ins Kino und dann zum Inder. Ach und Papa, ab morgen sind Emile und ich für ein paar Tage an der Ostsee. Die Farbe muss trocknen und es ist immerhin sein Urlaub. Da wollen wir noch ein bisschen Sonne, Strand und Meer genießen. Tschüß! Ich melde mich, wenn wir wieder zurück sind«
    Verlassen starrte er auf das dunkle Display. Mobiltelefone gaben einem auch nur die flüchtige Illusion von mittendrin, in Wirklichkeit schubsten sie einen nach jedem Gespräch noch tiefer in die schwarze Einsamkeit, philosophierte er trübsinnig.
     
    Nachtigall legte sich auf der Fahrt nach Sielow Worte

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