Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
zurecht, die Birgit aus seinem Haus vertreiben sollten. Er würde diesmal hart bleiben. Sie konnte doch nicht einfach, wann immer sie lustig war, aus ihrem blöden Norwegen eingeflogen kommen und alles durcheinander wirbeln. Sie hatte sich schließlich so entschieden und sich damals keine Sekunde darum geschert, was sie ihm damit antat. Er murmelte sich in gerechten Zorn und stieg steifbeinig aus.
Das Haus war hell erleuchtet.
Vor der Tür saß Casanova und zeigte zum ersten Mal eindeutige Zeichen übermäßiger Freude, als er seinen Mitbewohner erkannte. Nicht nur, dass er schnurrte und sich an Nachtigalls Beinen rieb, nein, er schien gleich alles auf einmal tun zu wollen vor Glückseligkeit.
»Na, mit der Dame bist du wohl nicht so richtig ausgekommen, wie?«, lachte der Hauptkommissar und streichelte das imposante Tier.
»Wollen mal sehen, wie wir das Terrain nun wieder zurückerobern, mein Lieber!«
Entschlossen schob er den Schlüssel ins Schloss und trat ein.
Die Koffer waren aus dem Flur verschwunden! Sie hatte also einfach ihre Sachen wieder in die Schränke im Schlafzimmer einsortiert! Vor Wut wurde es Nachtigall im Wechsel heiß und kalt.
Er stieß die Tür zur Küche auf und traf Birgit im Gespräch mit seiner kleinen Schwester Sabine an.
Völlig konsterniert blieb er in der Tür stehen, der Kater, der sich schwer an sein Bein lehnte, wagte es auch nicht, noch einen Schritt weiter zu gehen. Er warf Nachtigall einen fragenden Blick zu.
Sabine hatte eine Flasche Wein geöffnet und saß völlig entspannt plaudernd mit Birgit an seinem Küchentisch. Da sie ihm den Rücken zuwandte, konnte sie ihn nicht sehen und bemerkte erst an Birgits Reaktion, dass etwas nicht stimmte. Sie fuhr herum.
»Hallo Peter! Wie schön, dass du kommst. Ich habe Lasagne für uns gemacht«, verkündete sie gut gelaunt.
Sie stand auf und nahm ein weiteres Glas aus dem Hängeschrank, stellte es auf den Tisch und goss ihm von der samtig roten Flüssigkeit ein.
»Nun setz dich schon zu uns«, forderte sie ihn auf und als er keine Anstalten machte, näher zu kommen, nahm sie seine Hand und zog ihn zum Tisch.
»Nein.«
»Jetzt hat er doch diese widerliche Katze wieder mitgebracht!«, empörte sich Birgit.
»Nein. Das ist keine widerliche Katze. Das ist mein Kater. Er wohnt hier – ich wohne hier – du wohnst nicht hier!«, sagte Nachtigall und konnte nur mit größter Mühe seinen Zorn unterdrücken. Wie ein Dampfkochtopf kurz vor dem Platzen, hatte Tante Erna diesen Zustand immer bezeichnet.
»Das stimmt. Und daran will auch niemand etwas ändern«, versuchte, Sabine zu vermitteln, »Birgit wohnt hier nicht.«
»Dann soll sie verschwinden! Jetzt, sofort!«
»Genau das wird sie auch tun.« Sabine sah ihren Bruder ratlos an. Sie hatte ihn noch nie so zornig gesehen.
»Ich möchte dich nie wieder sehen!«, zischte er Birgit an. »Du wirst hier nie wieder aufkreuzen!«, schleuderte er ihr seine ganze Wut und Verzweiflung entgegen.
»Werde ich auch nicht. Ich fahre morgen nach Norwegen zurück.«
»Heute!«, forderte er. »Du fährst heute! Dies ist mein Haus und ich werde heute Nacht hier in meinem Bett schlafen. Du wirst dir eine andere Bleibe suchen müssen!«
»Jetzt komm wieder runter, großer Bruder! So kenn ich dich ja gar nicht! Es ist alles geregelt! Heute übernachten die beiden im Hotel und gleich morgen früh werden sie wieder aufbrechen.«
»Sie? Soll das heißen, jetzt hat sie auch noch ihren Geologen hier bei mir einquartiert?«, schäumte er wieder auf.
»Nein«, Sabine drückte ihn auf den letzten freien Stuhl und schob ihm das Glas Wein in die Hand.
»Trink erst einmal einen Schluck. Ich werde dir alles erklären«, versprach sie dann.
»Ich will mich nur verabschieden. Die Sache mit deiner Freundin war ausgesprochen gemein und dumm von mir. Aber ich war so traurig und enttäuscht, allein und hilflos – da wollte ich dir auch kein neues Glück gönnen. Ich hoffe für dich, dass sich das wieder einrenken lässt. Sabine kann dir vielleicht dabei helfen.« Birgit erhob sich und Casanova floh.
»Du hast meinem Kater etwas angetan!«
»Ich kann Katzen nicht leiden. Ich habe ihn rausgeworfen und ihm gesagt, er solle sein Essen selber fangen. Das ist der Job einer Katze, nicht wahr?«, schnappte Birgit ihn an.
»Casanova hat das nicht nötig. Er mag Mäuse – und würde ihnen nie ein Leid zufügen!«
So konnte man es auch ausdrücken, dachte Sabine, wenn man die Faulheit des Katers in dieser
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