Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)
Das war zum wichtigsten in seinem Leben geworden. Das hat ihn so böse gemacht.«
»Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass Sie auch einen Drohbrief bekommen haben? Wir hätten Sie vielleicht schützen können!«
»Ein paar Geheimnisse müssen Sie mir Tattergreis schon lassen«, verlangte Herr Mehring heiser und Nachtigall sah, wie ein kleines Lächeln seine Mundwinkel hob.
Die Schwester betrat leise den Raum und bedeutete Nachtigall, er möge nun gehen. Zum Abschied drückte der Hauptkommissar leicht die faltige Hand und trat auf den Gang zu Skorubski.
»Hast du alles mitbekommen?«
»Das meiste. Mann!«
Bedrückt verließen sie die Station und fragten sich bei der zentralen Aufnahme zu Florian Kessler durch.
»Kriminalpolizei Cottbus.«
Die Schwester in der Kanzel sah irritiert von ihren Akten auf.
»Ja – bitte?«
»Ich wüsste gerne, wer am letzten Sonntagnachmittag hier Dienst hatte.«
»Schwester Heidi, Schwester Anna und ich«, las sie vom Dienstplan an der Wand ab.»Warum?«
»Können Sie sich erinnern, wann die Eltern von Florian Kessler am Sonntag hier waren?«
»Oh ja. Ganz genau sogar. Das war während des Spiels. Florian ist Energiefan – und wenn der Verein spielt, bringt sein Vater immer ein kleines Radio mit, damit sie alle zusammen das Spiel verfolgen können. Und am Sonntag war ja richtig was los im Stadion. Wir haben uns darüber unterhalten, als ich nach Florian gesehen habe.«
»Michael, wir kommen jetzt ins Büro. Das Alibi der Kesslers ist bestätigt. Und Herr Mehring hat noch ein paar interessante Informationen beigesteuert.«
Wenig später hatten sie sich im Büro um Nachtigalls Schreibtisch versammelt.
»Wir haben was übersehen. Den Mörder kennen wir schon, da bin ich mir absolut sicher. Also, von vorn!«
»Paul Mehring hat für die Tatzeit ein astreines Alibi.« Michael Wiener schrieb den Namen auf ein Blatt und hakte ihn ab. Dann notierte er Hiltrud Mehring darunter.
»Sie war zur Tatzeit zu Hause. Alibi wird durch den Sohn bestätigt – und sie bestätigt seins.«
Er hakte ihren Namen ebenfalls ab und schrieb Markus Mehring darunter. Gerade als er einen Haken hinter den Namen setzen wollte, hielt Nachtigall ihn zurück.
»Warte mal. Dieses Alibi wurde doch auch von seinem Freund bestätigt, nicht? Wie hieß der denn noch gleich?«
Wiener eilte zu seinem Schreibtisch und fischte aus einem Pappkarton, in dem er alle Notizzettel zum jeweils aktuellen Fall sammelte, einen zusammengeknüllten Fetzen heraus.
»Hier!«, rief er triumphierend, »ich hab ihn. Ein Jakob Heinzel.«
»Ruf den an und frag nach, ob er Markus Mehring zu Hause erreicht hat.«
»Gut.«
Während der junge Ermittler telefonierte, klopfte es an der Bürotür und Angelika Wiesendorf kam herein.
»Ich habe da was für euch – aber das nächste Mal wäre es schon angenehm, ihr könntet uns ein bisschen weniger unter Zeitdruck setzen! Wir haben eine Nachtschicht eingelegt – und tatsächlich die Dateien gefunden!«
»Wo?«
»Auf dem PC von Markus Mehring, natürlich. Er hatte sie gelöscht – aber Sie wissen ja. Laien eben. Die glauben gerne, die Datei ist weg, aber wir finden immer Reste. Wir konnten die Datei fast vollständig wiederherstellen und fanden darin ungefähr 10 Entwürfe für Drohbriefe.«
Sie legte die Ausdrucke vor Nachtigall auf den Tisch.
Schnell waren die identifiziert, die Paul Mehring bekommen hatte, der, den Markus Mehring bekommen haben wollte, und es fand sich auch der Brief an das Opfer – mit dem Briefkopf der Mind Watchers. Der Text, der Herrn Wilhelm Mehring zugestellt worden war, fand sich nicht darunter.
»Prima Arbeit!«, lobte Nachtigall, »habt ihr wirklich großartig hingekriegt. Und die anderen PCs der Familie waren alle sauber?«
»Ja. Alle. Auch die Datenträger. Nur private Aufzeichnungen – keine Drohbriefe. Der von Wilhelm Mehring steht noch aus, der kommt als Nächster.«
»Auf dem werdet ihr die Datei von dem fehlenden Drohbrief finden. Ich wette, er hat ihn selbst geschrieben. Warum hat der Markus Mehring die Dateien nicht gelöscht? Er musste doch damit rechnen, dass wir seinen PC kontrollieren.«
»Er hatte sie gelöscht. Aber wir haben eben so unsere Tools. Geheimnisvolle Zeichen werden eingegeben – und zack – ist deine Datei wieder da. Im Original.«
»Man kann Dateien nur ganz schwer endgültig löschen. Da musst du den ganzen PC mit Daten vollpacken und das kann kaum einer«, mischte sich Michael Wiener ein. »Der Jacob
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