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Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition)

Titel: Narrenspiel: Peter Nachtigalls dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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ließ sich das nicht ausreden. Und dann lernte er Markus Mehring kennen«, Herr Kessler legte so viel Bitterkeit in seine Stimme, als er den Namen des Freundes von Florian aussprach, dass Nachtigall zusammenzuckte.
    »Wie haben die beiden sich denn überhaupt kennen gelernt?«
    »Frau Mehring war beim Putzen der Fenster von der Leiter gestürzt. Markus platzte in die Probe und informierte seinen Vater, der wohl fluchend nach Hause fuhr. Seinen Sohn nahm er nicht mit. Florian ist ein netter Junge und Markus tat ihm leid. Erst fällt die Mutter schwer und dann ist der Vater auch noch so unfreundlich zu ihm. Sie haben sich zusammen draußen hingesetzt und kamen ins Gespräch. Dabei müssen sie sich wohl gegenseitig sympathisch gefunden haben – und so nahm das Unglück seinen Lauf.«
    »Wie meinen Sie das? Markus Mehring ist nicht Mitglied in diesem Verein.«
    »Er ist der Sohn von Hans-Jürgen Mehring!«, wieder diese grenzenlose Verachtung in der Stimme.
    »Florian und Markus befreundeten sich. Dass es mehr als nur Freundschaft war, haben wir erst nach dem – Unfall – erfahren. Sie trafen sich regelmäßig zum Schwimmen, alles heimlich, weil Herr Mehring seinem Sohn solche Dinge nicht erlaubt hat. Dann kam der große Tag: Mein Florian bekam den Solopart für die Fernsehaufzeichnung. Deutschlandweit würden die Menschen meinen Jungen tanzen sehen können. Sein Traum sollte endlich wahr werden. Florian war glücklich wie noch nie!«, Frau Kesslers Augen bekamen einen warmen Glanz, wenn sie so von ihrem Sohn sprach.
    »Ja«, übernahm Herr Kessler den Erzählfaden mit hartem Ton, »er war glücklich – bis Hans-Jürgen Mehring dahinter kam, dass die beiden Jungs sich ab und zu getroffen haben. Er wartete nach der Probe auf Florian und schlug ihm ein Geschäft unter Männern vor: Florian sollte sich zukünftig von Markus fern halten, dann dürfe er weiter seinen Solopart behalten und er, Mehring, würde sich persönlich darum kümmern, dass er einen richtig guten Trainer bekäme und Karriere machen könnte. Würde er nicht dazu bereit sein, wäre seine Karriere genau hier beendet. Seinen Solopart würde dann Henning übernehmen. In den Augen meines Sohnes ein Affront. Hennig, meinte er, tanze wie eine Kartoffel zum Kurkonzert. Damit ließ Mehring Florian stehen und verlangte seine definitive Antwort für den übernächsten Tag vor der Probe.«
    Was für ein Dämon, durchfuhr es Nachtigall, was für ein wahrhaft teuflisches Spiel.
    »Mein Sohn konnte das nicht entscheiden, das verstehen Sie sicher. Tanz war sein Traum – die Beziehung zu Florian war Liebe. Sehen Sie, wir ahnten nichts davon. Wir wissen es nur aus seinem Brief. Er hat mit uns nicht über sein Dilemma gesprochen – Mehring hatte ihm das ausdrücklich verboten und er durfte auch mit Markus nicht darüber reden. Er war ganz allein mit dem Problem.«
    »Hätte er sich nicht einen anderen Verein suchen können, um dort seine Karriere in Angriff zu nehmen?«
    »Natürlich hätte er. Aber er war doch nun so nah dran! In ein paar Wochen beginnen die Fernsehaufzeichnungen und er hatte den Solopart. In einem anderen Verein hätte er sich diese Position erst neu erkämpfen müssen.«
    »Herr Mehring hat also von der Beziehung der beiden gewusst und setzte alles daran sie auseinander zu bringen.«
    »Ja. Ich finde den Gedanken auch nicht besonders toll, dass mein Sohn einen anderen Jungen liebt – aber wenn es eben so ist, dann ist es so. Ich will nur sein Glück und nun ...«, Frau Kessler begann wieder zu weinen. Ihr Mann warf ihr einen nachdenklichen Blick zu.
    »Sie hat sich Enkel von ihm gewünscht«, erklärte er dann lapidar.
    »Florian ist Ihr einziges Kind?«
    »Nein, wir haben noch zwei Töchter. Eine lebt in den USA, eine in Italien. Heutzutage verstreut sich eine Familie offensichtlich in alle Winde. Sie studieren im Ausland, dann finden sie dort einen Job und am Ende schreiben sie nur noch ab und zu eine dürre Mail. Florian ist hier und er wollte auch bei uns bleiben – zumindest bis seine Karriere ihn zu einem Engagement führen würde. Meine Frau kann schlecht loslassen.«
    Albrecht Skorubski nickte verstehend. Seiner Frau ging es ebenso.
    »Wie kam Florian ausgerechnet zu den ›drei goldenen Haaren‹. Das ist doch eher ein kleiner Verein. Wäre ein größerer für seine Pläne nicht besser gewesen?«
    »Vielleicht. Er erzählte in der Schule irgendjemandem von seinem Traum, Solotänzer zu werden. Und dort verwies man ihn an diesen Verein in

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