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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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zu sehen. Berenike würde ihr später schaufeln helfen, aber erst einmal umziehen, etwas Warmes trinken. Sie sperrte auf und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, stieg hinauf zu ihrer Wohnung. Drinnen rief sie nach den Katzen: »Hallo ihr Detektive, wo seid ihr?« Der Wind heulte durch die Fensterritzen, erzeugte ein Rauschen. Irgendwo knackste es. Ein altes Haus eben, sagte sich Berenike, doch sie dachte an den Toten im eisigen See. Und an die roten Flecken vor Arianes Haus. Wenn es dafür nur eine natürliche Erklärung gab!
    »Kätzchen!«, lockte sie und ging durch die Räume. Die Fensterscheiben klirrten, als der Wind aufheulte, Schnee war darauf kleben geblieben. Nach einer bangen Pause ertönte zweifaches Maunzen. Spade mit seinem schwarzen Fell und der rot-weiße Marlowe blickten zögernd um den Türstock des Schlafzimmers und streckten sich.
    »Hallo!«, begrüßte sie die beiden und sah sich weiter um. »Und wo ist Dr. Watson?« Fragend blickte Berenike die beiden felligen Sonderermittler an, doch keiner war bereit, einzugreifen. Erschöpft ging sie durch die Wohnung, rief immer wieder nach dem dritten Kater, doch der blieb verschwunden. Ungewöhnlich, dass der ältere Kater bei dem nassen Wetter nach draußen gegangen war, aber bitte. Eigentlich sollten die drei nach Arianes Erzählung neulich gar nicht mehr rausgehen. Aber vielleicht war ihm nach Tagen herinnen in der Wärme langweilig geworden und er war unbemerkt hinaus gehuscht. Wie sie den Meister seines Faches kannte, würde er selbst bei der Überführung von Mäusen bald aufgeben und zurück ins Haus kommen. Hoffentlich. Wenn es nur bald war.
    Sie dachte unwillkürlich an Ariane und ihre getötete Katze – ermordet, so wie es sich angehört hatte. Wenn Ariane den Täter auch nicht wirklich überführt hatte, ein gewisses Misstrauen hegte sie offenbar gegen den Jäger. Ob Ariane ihn mit ihrem Verdacht konfrontiert hatte?
    Berenike stellte Teewasser auf, nahm eine rote Kanne aus dem Regal und maß getrocknete Lavendelblüten mit dem Löffel ab. Hoffentlich würden der Geruch und die Wärme sie ein wenig beruhigen.
    Sie ging ins Schlafzimmer, um eine andere Hose aus dem Kasten zu kramen. Endlich trockene Kleidung! Nach dem Umziehen fühlte sie sich gleich eine Spur besser. Sie wählte Arianes Handy-Nummer, doch am anderen Ende der Leitung blieb es weiterhin still. Wo, zum Kuckuck, war die Journalistin? Es musste eine Erklärung geben! Eine harmlose, hoffentlich.
    Endlich kochte das Wasser. Sie ließ das sprudelnde Wasser ein paar Minuten auskühlen, bevor sie es über die Lavendelblüten in die vorher heiß ausgespülte Kanne goss, damit die zarten ätherischen Öle des Kräutertees nicht von zu großer Hitze zerstört wurden. Rituale wie dieses, beruhigend immer wieder. Aber nicht genug.
     
    *
     
    »Griaß di, Berenike!«
    »Griaß di, Helmut!« Der Forstassistent vom Revier Grundlsee betrat forsch den Salon, in kniehohen Stiefeln und Steirerjanker zum obligatorischen grünen Hut über den schwarzen Locken.
    Neuer Tag, neues Glück. Oder so. Berenike hoffte, dass die Arbeit sie ein wenig von der Sorge um Ariane ablenken würde. Auch wenn sie die junge Journalistin kaum kannte, beunruhigte sie ihr merkwürdiges Untertauchen. Wie verlassen das Haus in Thörl dagestanden war! Kalt und traurig hatte es gewirkt. Dazu die bedrohlichen roten Flecken. Sie musste Jonas fragen, ob die Polizei schon Untersuchungsergebnisse dazu hatte.
    »Wie geht’s dir, Helmut? Was hast denn, du schaust ja ganz blass aus.«
    Helmut blickte sich suchend um, setzte sich dann auf einen Hocker an der Theke. »Ich such den Kriminalpolizisten, Berenike. Hab was von einem Toten gehört, stimmt das?«
    »Leider, ja, sie haben eine Leiche aus dem Eis geholt. Da vorne«, Berenike deutete zur Tür hinaus, »beim Bootshaus von der Wasserwehr.«
    »Dann ist es also wahr. Wie schrecklich. Hoffentlich ist es nicht … Weißt, ich komm extra von Gössl her. Unser Revierleiter is’ abgängig. Und jetzt mach’ma uns ernsthaft Sorgen. Weil so was passt nicht zu ihm. Einen verlässlicheren Menschen als den Karl find’st net leicht.«
    »Das wär furchtbar, wenn …« Berenike schlug sich die Hand vor den Mund und schaltete den Wasserkocher ein. »Magst was trinken?«
    Helmut nickte. »Gern.«
    »Was möchtest denn? Hast Lust auf was Bestimmtes?« Berenike schob ihm die Karte hin. »Oder trinkst einen Morgentee mit, den hab ich grad vorbereitet.«
    »Ja, ja. Is’ eh wurscht.«

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