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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Helmut starrte die Theke vor sich an.
    »Komm, Kopf hoch, vielleicht ist es nicht so schlimm, wie du denkst.«
     
    Ein paar Stunden später war es traurige Gewissheit: Der nackte Tote aus dem See war niemand anderer als Karl Wengott, Forstrevierleiter aus Gössl am Grundlsee.
    »Ah, der Jäger«, raunten einige Einheimische und zuckten dabei die Achseln. Sie nannten ihn Jäger, dabei hatte ein Revierleiter heutzutage vielfältige Aufgaben, nicht nur die Jagd. Helmut Brantner, der Assistent, hatte seinen Chef in der Gerichtsmedizin identifiziert und kam danach wieder in den Salon. Mittlerweile stand fest, dass die Todesursache Ertrinken war. Die Verletzungen waren ihm vor seinem Tod zugefügt worden.
    »Bist froh, dass er weg ist, Helmut?«, fragte der Fischer Johann.
    »Geh, bitte.« Helmut rieb sich die Augen.
    »Man hört, der Revierleiter lasst dich nicht so schalten und walten, wie du gern tätest.« Johann sah ihn abwartend an und ergänzte dann: »Herr Forstwirt!« Das Letzte kam überaus spöttisch.
    »Blödsinn.« Blass sah er aus, der Nachwuchsförster. Noch blasser als vorher.
    Hans zog eine Flasche Schnaps unter der Theke hervor. Besondere Gelegenheiten erforderten besondere Maßnahmen. Auch wenn sonst galt ›Strictly tea is served.‹
    »Hat wirklich sonst keiner von euch den Toten erkannt?«, fragte Berenike in die Runde, als sie neben Hans hinter der Theke stand.
    Der Kellner zuckte die Achseln. »Was weiß ich. Ich war nicht dabei, als sie ihn aus dem Eis g’holt haben.«
    »Wie hätten wir den erkennen sollen, war doch ziemlich verunstaltet, die Leiche«, mischte sich Georg ein, ein Bootsverleiher, der im Winter beim Schilift am Loser arbeitete, und machte mit der Hand eine wegwerfende Geste.
    »Der Mann is’ halt net von hier«, erklärte ein anderer, »das hab ich gleich g’sehn. Wird sich zuviel zugemutet haben am Eis.«
    »Er hat vor zwei Jahren seinen Dienst in Gössl angetreten«, ergänzte Helmut und blickte von einem zum anderen. »Er war oft hier in der Gegend, wenn’s der Dienst erfordert hat.«
    »Ja, schon, aber …«
    »Also den hätt seine eigene Mutter nicht wiedererkannt, so entstellt, wie der Bursch g’funden worden ist.«
    »Er hat ja keine Eltern mehr«, stöhnte Helmut und deutete Hans, nachzuschenken. »Sind früh verstorben.«
    »Wie hast du ihn überhaupt erkannt?«, wollte Berenike nun wissen.
    »Ihr werdet schauen, aber der Karl hatte ein Tattoo.«
    »Ein Tattoo? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Was denn für eins?« Die Teetasse, die Berenike auf ein Tablett stellen hatte wollen, bekam ein Eigenleben und drohte ihr aus der Hand zu rutschen. Berenike rettete das teure Porzellan mit der zweiten Hand, stellte endlich alles ab.
    »Ich weiß nicht genau, er hatte es noch nicht lange. Es sollte irgendein asiatisches Schriftzeichen dafür sein, dass er nicht länger kuschen wollte.«
    »Aha. Das solltest du mit Jonas besprechen, Helmut«, meinte Berenike. »Vielleicht hilft diese Bedeutung den Polizisten.«
    »Mach ich.« Helmut seufzte tief und versank immer mehr auf seinem Platz. »Diesen Anblick, den vergess ich nie. Ich mein, der Karl war nie ein schöner Mann, wisst’s eh. Wie er sich angezogen hat, ganz altmodische Schnitte, nie Jeans, immer nur Stoffhosen. Wie sein eigener Großvater, das trägt doch heute niemand mehr.«
    »Der war lieber für sich, der Jäger«, murmelte jemand.
    »Dem ist selten ein Lachen auskommen!«
    »Nur manchmal ist er den Frauen so seltsam nachg’schlichen, ohne sie anzusprechen. Dass die Haut einmal so ausschauen kann, Berenike! Das kannst du dir nicht vorstellen.«
    Sie unterdrückte ein ›doch‹.
    »Sie haben gesagt, er muss mindestens einen Tag im Wasser gelegen sein. Und sie wollten wissen, wann ich ihn zuletzt gesehen hätt. Wenn ich das so genau wüsst! Ich bin noch ganz durcheinander.«
    Berenike maß etwas Lavendeltee und ein wenig Johannakraut ab und gab die Mischung in ein Filter. »Jetzt trinkst erst einmal und dann beruhigst dich … Hat dein Chef eigentlich allein gelebt?« Wasser aufgießen, Teewecker stellen.
    »Mit einer Freundin hab ich ihn nie g’sehn. Er war immer ein bissl, na ja, zurückhaltend, was die Frauen betrifft, weißt. Aber sonst wirklich ein herzensguter Kerl. Alles hast von ihm haben können, alles.« Helmut wischte sich verstohlen die Augen.
    Berenike legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Im Mai wär er vierzig geworden, der Karl. Hat über seinen Schatten springen wollen, weil wir ihn so buseriert

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