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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Händen. »Habt ihr eine Ahnung, wo Dr. Watson sein könnte? Holt ihn her, hm?« Keiner der zwei reagierte so recht, obwohl die zwei Kater ebenfalls unsicher und nervös wirkten. »Ihr bleibt jedenfalls fürs Erste im Haus. Das ist sicherer so«, murmelte Berenike. Sie musste mehr herausfinden, musste wissen, was hier los war, wie die Dinge zusammenhingen, von denen sie nun auch betroffen war.
    Als Nächstes rief sie Jonas an. Zum Glück ging ihr Polizistenlover einmal gleich an sein Handy. »Mein Kater ist weg!«, schrie sie ins Telefon, »Dr. Watson. Entführt! Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Sie schilderte ihm das Schreiben, die blutige Beilage. »Ich halte das im Kopf nicht aus!« Hysterisch, sie hasste es, wenn ihre Stimme so kippte. »Ich muss ständig an Ariane denken und wie ihr der Jäger die tote Katze gebracht hat. Da draußen geht ein Verrückter um, Jonas! Du musst etwas tun, bitte. Der arme Kater!«
    »Natürlich, Nike«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich setze alles daran, die Sache aufzuklären. Ich mag den alten Herrn doch auch. Wir schicken einen Wagen zu dir, damit der Brief und das Ohr als Beweismittel untersucht werden können. Ich halte dich auf dem Laufenden!«
    »Danke, Jonas.« Tränen verschleierten ihren Blick. »Dr. Watson ist wohl kaum das einzige Opfer, wenn Ariane die Wahrheit gesagt hat.«
    »Noch ist er ja nicht – du weißt schon.«
    »Kommst du heute noch zu mir, Jonas?«
    »Ich hoffe es. Es kann aber spät werden.«
    Nachdem sie das Telefonat beendet hatte, schossen die Tränen aus Berenikes Augen. Sie fühlte sich so allein, das Gleichgewicht in der Wohnung stimmte nicht ohne Dr. Watson, und ohne Jonas auch nicht mehr. So weit war es schon! War sie dermaßen abhängig geworden?
    Sie tappte in die Küche, sah Spade und Marlowe in dem Körbchen am Fenster sitzen, von wo sie unruhig in die Dunkelheit hinaus starrten, einmal zuckte der schwarze Schwanz, dann zitterten die Barthaare des roten Katers.
    Sie stellte ihnen frisches Futter hin und griff mechanisch nach dem Wasserkessel, nach der Dose mit dem Baldriantee, maß Wasser und Tee ab, goss auf und stellte die Teeuhr auf 12 Minuten. Sie ließ sich auf einen alten Holzsessel fallen, den sie wie viele der Möbel von der verstorbenen Schwester ihrer Vermieterin geerbt hatte. Berenike zupfte an dem Tischtuch mit dem alpinen Auerhahnmuster, ohne es wirklich wahrzunehmen. Als der Tee fertig gezogen war und sie ihn einschenkte, in eine alte Tasse, ausgeschlagen, das weiße Porzellan nachgedunkelt, kamen beide Katzen angesprungen. Schnupperten gierig an dem Baldrian. Auch Berenike mochte den Geruch des Kräutertees, fand ihn beruhigend, ein bisschen zumindest. Wenn sie nur schlafen konnte, erschöpft wie sie war …
     
    Doch stattdessen lag sie lange wach, die Gedanken hetzten wie flüchtende Tiere durch ihren Kopf. Spät hörte sie Jonas kommen, der schnell zu ihr ins Bett kam. Sie sprachen nur wenig. Erst kurz vor dem Hellwerden, Jonas war schon wieder im Dienst, fiel sie in einen kurzen unruhigen Schlaf, aus dem sie bleischwer und völlig verspannt erwachte.
    Die Katzen miauten laut. Gerädert stand sie auf. Sie spürte die Müdigkeit in allen Knochen, als hätte sie gar nicht geschlafen. Die Katzen legten sich jetzt in ihr warmes Bett, sahen verschlafen drein. Der dritte Kater fehlte, fehlte einfach. Diese Sorge! Und mit einem Mal kippte das Ganze: Wut stieg in Berenike auf. Wut auf Menschen, die solche Gemeinheiten machten, wehrlose Tiere entführten und verstümmelten, ein perverses Vergnügen daraus zogen. Sie würde sich das nicht gefallen lassen, nicht stumm zusehen.
    Spontan stapfte sie los. Frühstücken konnte sie auch im Salon. Der kalte Wind tat ihr gut. Dort angekommen, kehrte sie den vielen Schnee vor der Tür beiseite, der nachts gefallen war, als hinter ihr eine Männerstimme erklang: »Morgen, griaß di, Berenike!«
    Berenike erkannte einen grünen Hut, der eben gelüpft wurde. »Servus, Helmut, du bist aber zeitig dran!«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Natürlich.« Sie hielt dem Forstassistenten die Tür auf. »Magst was trinken? Ich muss selbst erst richtig aufwachen. English Breakfast Tea würde sich zum Frühstück anbieten.«
    »Ja, ja, gern. Berenike, mir ist was Wichtiges eingefallen!« Der Gössler Förster, der dem Vernehmen nach interimistisch die Leitung des Reviers übernommen hatte, trat breitbeinig wie die steirische Version eines Cowboys an die Bar und schob sich ein paar schwarze Locken aus der

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