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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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haben, und eine Party schmeißen. Normal ist er nicht so für Geselligkeit.«
    Ein Piepsen – die Teeuhr. Filter aus der Kanne nehmen. »Hier, trink«, Berenike schenkte ein, »es wird dir gut tun.«
    »Ja«, sagte er brav. »Wenn du mittrinkst.«
    »Na schön.«
    Sie nahmen gleichzeitig jeder einen Schluck. Im Teegenuss waren sie miteinander verbunden.
     
    Am Abend machte sich Berenike erschöpft auf den Heimweg. Kämpfte sich durch das Schneetreiben, das hoffentlich ihren Kopf klären würde, bergan. Mit jedem Schritt, den sie durch den knöcheltiefen Schnee tat, fühlten sich ihre Beine noch schwerer an. Immer und immer wieder dachte sie an Ariane Meixner, an den Unmut, den die Journalistin am Weihnachtsabend gegen die Jäger gehegt hatte. Berenike hatte ihre Worte damals auf Arianes Nervosität geschoben, weil sie sich Sorgen um ihre Katze machte. Aber jetzt, da der im Eis gefundene Tote als Jäger von Gössl identifiziert worden war, bekam Arianes Verhalten eine andere Bedeutung.
    Berenike hätte zu gern mit der Journalistin darüber gesprochen, ob es der Jäger selbst gewesen war, der ihr die Katze tot gebracht hatte. Niemand außer seinem Assistenten hatte den Mann vermisst oder erkannt. Wie einsam musste er gewesen sein!
    Berenike bog in die Auffahrt zu Frau Gasperls Haus ein. Dr. Watson fiel ihr ein, der heute Morgen immer noch abgängig gewesen war. Das war untypisch für den älteren Kater, der Schnee so gar nicht mochte. Noch in Gedanken, bemerkte sie etwas vor der Haustür, etwas Merkwürdiges, das da nicht hingehörte – das sie abstieß und näher zog zugleich. Sie rannte los, so schnell das in dem Schnee möglich war. Rutschte über die Stufen, landete auf allen Vieren vor der Tür im weißen Nass. Sie keuchte und wollte danach greifen, verharrte aber.

7.
     
    Baldriantee … und sonst nichts.
     
    Mit der Hand in der Luft verharrte sie – und wunderte sich, dass sie so überreagiert hatte. Was da vor ihr unter dem Türvorsprung lag, war nichts anderes als ein Kuvert. Ein großes zwar, aber dennoch etwas ganz Normales eigentlich. Sie wollte schon aufatmen, wunderte sich, sich so erschrocken zu haben. Doch was an dem Umschlag auffiel, war, dass er ziemlich dick und unförmig war, gewölbt direkt. Deshalb hatte er nicht unter der Tür durchgepasst. Außerdem: Wer stellte um diese Uhrzeit Päckchen zu? Normalerweise hätte diese doch Frau Gasperl übernommen. Sollte sie das Poststück überhaupt aufheben? Während Berenike sich aufrappelte und die Tür aufsperrte, nahm sie das Kuvert in die Hand. Ihr Vorname stand darauf, weiter nichts. Also war es gar nicht durch die Post zugestellt worden. Sie rannte die Treppe hinauf, an der Buddhafigur im Stiegenhaus vorbei, öffnete ihre Wohnungstür, warf diese ins Schloss, lehnte sich von innen dagegen und riss den Umschlag auf.
    Ein einzelnes Blatt Papier kam zum Vorschein. Und … Berenike wurde kalt … etwas Blutiges, das … sie wehrte sich gegen die Erkenntnis … etwas, das wie ein Katzenohr aussah.
    Sie faltete die Botschaft auseinander. »Wir haben Watson«, stand da, mit Maschine geschrieben. Die Buchstaben hatten sich durch das dünne Papier gedrückt. Ihr Schwarz verschwamm vor Berenikes Augen. Sie zwinkerte, bis sie wieder klar sah. »Wenn Ihnen Ihr Kater lieb ist, hören Sie auf, herumzuschnüffeln. Keine Polizei.«
    Berenike rutschte an der Wand entlang zu Boden. Die Steinplatten im Vorzimmer waren kalt, aber das bemerkte sie nur am Rande. Diese Nachricht – so etwas durfte doch nicht wahr sein! Sie fing noch einmal von vorne zu lesen an. »… hören Sie auf, herumzuschnüffeln …« Aber sie hatte doch gar nichts gemacht, außer bei Ariane vorbeizuschauen. Sie sah wieder den Brief an. Eine Unterschrift fehlte, oder auch nur eine Andeutung, um wen es sich handeln mochte. Hatte sich jemand einen dämlichen Scherz erlaubt? Nein, dazu sah die blutige Beilage zu echt aus. Verdammt, der arme alte Kater. Das hatte Dr. Watson nicht verdient. Wer machte so etwas Hinterhältiges? Wer war in der Lage, ein Ohr so scharf abzutrennen? Ein Jäger kannte sich wohl aus, ein Tierarzt, auch ein Fleischhauer. Zornig warf Berenike das Poststück weg. Wer immer das gewesen war – sie würde ihm das Handwerk legen, aber wie! Ariane hatte recht. Aber wie weit war diese wohl bereit, zu gehen?
    Berenike rief nach Spade und Marlowe, die sofort herbei sprangen. »Wo ist er nur, euer Kollege?«, rief sie und kniete sich hin, streichelte sie gleichzeitig mit beiden

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