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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Es folgte ein umständlich formulierter Sermon über die Hure Maria von Magdala und die armen Männer, die sich vor dem Bösen im Weibe in Acht nehmen müssten. Verfasst von einem gewissen Georg Huber – ein Name, der Berenike nichts sagte – gemeinsam mit Ariane Meixner. Der Name der jungen Journalistin stand in kleinen Buchstaben unter dem des eigentlichen Autors. Berenike klickte auf dessen Namen und bekam die Information, dass es sich bei Georg Huber um den Pater eines umstrittenen Ordens handelte. Das Buch war eben erschienen. Dann arbeitete Ariane also tatsächlich für diesen Verlag.
    Berenike überlegte, klickte auf das Impressum und griff zum Telefonhörer, wählte die Nummer des Verlages. Gleich beim ersten Läuten wurde abgehoben.
    »Bertram Verlag, guten Tag«, meldete sich eine weibliche Stimme mit mürrischem Unterton.
    »Guten Tag, ich möchte bitte mit Ariane Meixner sprechen.«
    »Meixner? Bedaure, sie arbeitet nicht hier.«
    »Ach so …« Abwarten, Berenike!
    »Frau Meixner ist freiberuflich für uns tätig.«
    »Aha. Könnten Sie mir dann, bitte, sagen, wo ich Frau Meixner erreichen kann?«
    Eine Weile war nur Atmen durch den Hörer zu vernehmen. Leises, aber umso angestrengteres Atmen. Asthma, vielleicht. »Bedaure«, fuhr die Stimme fort, »so etwas machen wir nicht. Dafür ist uns die Privatsphäre unserer Autoren zu wichtig.«
    »Aber Sie könnten meine Telefonnummer weiterg–«
    »Tut mir leid, wir machen keine Ausnahmen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
    Bumm, aufgelegt.
    Interessant. Mit lauter Fragezeichen im Kopf starrte Berenike das Telefon an. Wenn nicht so, dann anders. Eben wollte sie wieder zum Hörer greifen, als vom Salon aufgeregte Schreie herein drangen. Etwas von einem nackten, gefesselten Toten. Redeten sie schon wieder über Karl Wengott? Berenike stolperte, als sie aufstand, um nach drüben zu hasten.

12.
     
    Die Göttin hat mir Thee gekocht
    Und Rum hineingegossen
    Sie selber aber hat den Rum
    Ganz ohne Thee genossen.
    (Heinrich Heine –
    Deutschland ein Wintermärchen)
     
    Berenike spürte, dass die Stimmung im Raum gekippt war. Die Gäste umringten einen rotgewandeten Alpinfex, der mit schmutztriefenden Stiefeln in der Mitte des Salons stand. Berenike hatte ihn erst ein Mal gesehen, bei einer von Helenas Vernissagen.
    »Was? Wo?« Die Leute schrien durcheinander, zupften den Mann am Ärmel, rempelten einander an. Hans bahnte sich einen Weg durch die verrückte Menge, behielt wie immer klaren Kopf. Er zog den Mann zum sogenannten Stammtisch. Stellte ihm ein Stamperl hin. Schon wieder der Schnaps, das wurde noch zur Gewohnheit. »Danke, Hans«, der Mann hob das Glas, »du verstehst mich. Geht doch nichts über gute Freunde!«
    »So erzähl endlich, Paul!«, rief irgendwer. Ah ja, Paul, der Hubschrauberpilot. Berenike kämpfte sich in seine Richtung, wurde von einer älteren Frau festgehalten und machte sich mühsam los.
    »Wir hatten einen Rundflug über Bad Mitterndorf«, berichtete Paul eben, seine Stimme klang rau, als hätte er sich erkältet. »Super Wetter, strahlender Sonnenschein, klare Sicht. Die Berge haben geglitzert, die russische Familie, die uns beauftragt hat, hat sich gefreut. Sie haben den Hubschrauber für den ganzen Tag gechartert. Ein Herr namens Kumin und seine Familie. Der Typ geht nicht gern zu Fuß, hat er bei der Buchung gesagt! Frau und Tochter sind genauso. Also fliegen der Joschi und ich sie einen schönen Bogen übers Tal, rüber zum Kulm, wo die Schanze in den Berg gebaut worden ist, und über die Loipe, die den Auslaufbereich quert. Ich hab dem Herrn Kumin zwar erklärt, da läuft grad nichts, das Schifliegen hat schon Anfang Jänner stattgefunden. Aber er wollt’s trotzdem sehen. Na gut. Wir also über die dicht verschneiten Wälder. Die Damen unterhalten sich gelangweilt, der Joschi zieht ein wengerl tiefer und ich freu mich schon auf den Feierabend. Wisst’s eh, wie es ist. Auf einmal bemerk ich was da unten, was dort nicht hin gehört. Neben dem Start. Im Weiß des Schnees. Ich denk mir zuerst, hat wieder jemand das Verbot missachtet und ist da rauf. Weil es darf niemand die Schanze betreten, wenn kein Betrieb ist.« Paul keuchte ein wenig beim Reden. Irgendwer scharrte mit den Füßen, eine Teetasse fiel klirrend zu Boden.
    »Sag endlich, wer …?«, war eine Männerstimme von weiter hinten zu vernehmen. Eine Frau kreischte auf. Berenike verspürte plötzlich ungemein großes Verlangen nach Baldriantee. Baldrian, schlafen,

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