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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Schnaps und–«
    »Geht aufs Haus«, sagte Hans, mit einem Blick zu Berenike.
    Sie nickte. »Jetzt sagt’s, bitte …«
    »Der Tote heißt Simon Einstatt«, fuhr Joschi fort. Wie laut er sprach. Ein Raunen ging durch die Menschenansammlung. »Ja, genau. Unser Lokalmatador im Schispringen, die ehemalige Nachwuchshoffnung. So jung und schon alles hinter sich.« Joschi brach ab, sah aus, als ob er noch was sagen wollte, unterließ es dann.
    »Er hat letzte Saison aufg’hört«, zischelte jemand aus der Menge. »Eine Pause will er machen, hat’s g’heißen.«
    »Wer weiß, was da wirklich dahinter steckt.«
    »A bissl a Jammerlappen. Nur weil’s ihm nicht gut geht, hat er sich wie ein Star eine Auszeit genommen.«
    »Tsss.«
    »Psychisch angeknackst soll er sein, hab ich g’hört.«
    »Es hat im Team Schwierigkeiten gegeben wegen seiner Art.«
    »Ist sich wohl als was Besseres vorgekommen, weil er so früh Erfolge gefeiert hat.«
    »Mag alles sein. Aber der Simon war wirklich gut. Ganz oben, da ist die Luft dünn, weißt eh.«
    »Natürlich.«
    »Komm jetzt, Paul, bitte«, rief Joschi. »Damit wir’s hinter uns haben mit dem Polizeiprotokoll.« Brav trottete Paul zu ihm. Die Tür fiel hart hinter den beiden Fliegern ins Schloss.

13.
     
    Frühstückskräutertee
     
    Stille. Die Menschen wie Statuen.
    »Simon Einstatt, dass ich nicht lache«, brach einer den Bann. »Der wär nie wieder gesprungen.«
    Als ob damit der Startschuss gefallen wäre, redeten alle durcheinander. Ohne dass irgendwer auf eine Antwort achtete. Berenike floh zu Hans in die Küche, wo dieser einen Marmorguglhupf aus dem Backrohr rettete. Sie sahen sich an.
    Als endlich alle Gäste gegangen waren, stapfte Berenike nach Hause. Noch ein Toter, sie hielt das im Kopf nicht aus. Auch ein nackter Erfrorener! Spontan rief sie Jonas an. Der war vor Ort in Bad Mitterndorf an der Schanze. Ermittlungen, klar. »Ich weiß nicht, ob und wann ich heute zu dir komm. Bitte, versteh das.«
    Berenike kannte das, mittlerweile akzeptierte sie es, auch wenn es schwer war. Von ihrem Kater Dr. Watson gab es nach wie vor keine Spur. Sie legte sich zeitig ins Bett, an Schlaf war nicht zu denken, die Toten mit ihren roten Fesselungen tanzten Ringelreihen in ihrem Kopf. Dabei hatte sie die zweite Leiche gar nicht mit eigenen Augen gesehen. Es genügte, dass sie die Schisprungschanze kannte, dass sie Pauls Schilderungen gehört hatte. In ihren Vorstellungen wurde das Bild immer schrecklicher, je länger sie sich das Geschehen am Kulm ausmalte.
    Hellwach lag sie im Bett. Wenigstens entspannte sie ihre Augen ein bisschen. Diese Finsternis war etwas, das sie hier im Gebirge schätzte. Doch diesmal beunruhigte sie die von großer Ruhe begleitete Dunkelheit. Nicht einmal Frau Gasperl hörte man rumoren, ihr Fernseher blieb stumm. Dabei musste der Leichenfund doch Thema in den Schlagzeilen sein.
    Irgendwann musste Berenike doch eingenickt sein. In dem typischen Zustand zwischen Wachen und Schlafen purzelten die Bilder der letzten Tage durcheinander. Arianes verlassenes Haus, die Buchcover des Bertram Verlags, der tote Schiflieger, der ersoffene Jäger. Schnee, Eis und noch mehr Schnee. Rote Seile, tote blasse Haut. Da war noch etwas, ihr Unbewusstes brachte es mit dem neuen Todesfall in Verbindung. Sie hatte es fast zu fassen bekommen, nur noch einen Moment, da fuhr sie wegen eines Geräusches hoch. Und sah in Spades vorwurfsvolles Gesicht. Weg war der Hinweis, den ihr das Unbewusste hatte geben wollen. Sie dachte nach, aber der Gedanke war weg.
    Während sie sich streckte, trabte Kater Spade über sie hinweg, Marlowe folgte, beschattete seinen Kumpel wie üblich in kühl distanziertem Abstand. Beide Katzen schimpften, der eine lauthals, der andere diskret. Sie vermissten ihren Kollegen halt auch. Immer noch hoffte Berenike, dass Dr. Watson eines Nachts durchs Katzentürchen herein kommen würde. Sie wartete auf sein Miauen, das Geräusch seiner Pfoten auf dem Holzboden.
    Berenike streckte eine Hand nach den beiden anderen Katzen aus, streichelte sie abwechselnd und griff mit der anderen Hand nach dem Telefon. Verschlafen wählte sie die Nummer von Jonas. »Hast du irgendwas erreicht wegen Dr. Watson? Irgendeine Spur durch die Analyse des Katzenohrs? Nein? Nichts. Wie schrecklich. Ja. Natürlich gebe ich die Hoffnung nicht auf. Also dann …« Sie legten auf. Der Wecker zeigte bereits halb sieben Uhr früh.
    Das Mobiltelefon rutschte ihr aus der Hand, fiel auf die Bettdecke.

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