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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Kleidung.
    »Ora et labora«, murmelte Berenike. Bete und arbeite …
    »Welcher Orden?«
    »Äh, wie bitte?«
    »Welchem Orden gehörten Sie an?«
    »Darüber möchte ich im Moment nicht sprechen. Es ist etwas … heikel«, stotterte Berenike und strich über den Stoff ihres Blazers. »Wie läuft eine Zusammenarbeit mit Ihrem Verlag ab?«
    »Ganz nach Ihren Wünschen – wir nehmen jede Rücksicht, die wir können.«
    »Sie sagten, Sie könnten mich mit Frau Meixner bekannt machen«, ging Berenike in die Offensive.
    »Frau Meixner, ja. Unsere Autorin ist im Moment sehr beschäftigt. Bitte behandeln Sie diese Information vertraulich – wir haben die Ehre, eine große Schrift zu Pfarrer Bonifaz Stettins 80. Geburtstag herauszubringen. Frau Meixner hat den Auftrag, alle Informationen zusammenzutragen und das Buch zu schreiben. Sie kennen den Engel Osteuropas sicher?« Die braunen Augen ähnelten Wurfgeschossen. Harten, sehr harten Geschossen.
    »Natürlich«, nickte Berenike, »ein b-bewundernswerter Mann. Erst kürzlich erschien dieser Artikel, was er in Weißrussland alles bewerkstelligt hat, nicht wahr?«
    »In Weißrussland, aber auch in Rumänien. Nach seiner Pensionierung hat er das Familienhaus gegründet, in dem er verwahrloste Waisenkinder vor allem aus dem Osten aufnimmt. Ein bewundernswerter Mann in der Tat. Nur leider etwas … schwierig. Er will die Biografie nicht autorisieren. Dabei sind wir bereits so weit in unseren Planungen.«
    »W-was heißt das, nicht autorisieren?«, stammelte Berenike.
    »Das heißt gar nichts. So etwas kommt vor. Zum Glück ist das im Vertrag geregelt. Die Biografie wird wie geplant erscheinen.«
    »Darauf freue ich mich sehr.« Berenike probierte einen Augenaufschlag, ihr Gegenüber schien ihn hinzunehmen.
    »Wir hoffen natürlich, dass unsere Frau Meixner auch so genügend Informationen über den lieben Pfarrer Stettin zusammentragen kann. Wir unterstützen unsere Mitarbeiterin nach besten Kräften, vor allem mit einem fürstlichen Honorar.« Der General am anderen Ende des Schützengrabens grinste Berenike an. »Alles andere ist Frau Meixners Sache. Wir haben einen gültigen Vertrag mit ihr.«
    Berenike nickte stumm. Wusste man hier wirklich noch nichts über Arianes Abwesenheit – oder ließ sich Frau Maier nur nichts anmerken?
    »Und nun zu Ihnen, Schwester Selene. Sie wissen, wieviel Arbeit eine Biografie macht? Haben Sie schon Material dafür?«
    »Ähm – nein. Ich dachte, Frau Meixner …«
    »Unsere Biografen können Sie natürlich bei jeder Art von Recherche unterstützen. Wir erbitten dazu von unseren Autoren einen Kostenbeitrag, wenn es das Erstlingswerk ist. Schließlich muss auch die Biografin bezahlt werden. Falls Frau Meixner Ihre Anfrage interessiert. Wenn nicht, vermitteln wir gern jemand anderen. Ich nehme an, Sie möchten lieber mit einer Frau sprechen?«
    »Ähm, ja, in der Tat. Wie Sie so etwas ahnen können …!« Berenike strahlte ihr Gegenüber an, als wäre sie tatsächlich Klosterschwester gewesen.
    »Kann ich noch etwas für Sie tun, Schwester Selene? Haben Sie weitere Fragen?«
    »Fürs Erste nicht, danke. Ich werde über alles nachdenken und mich wieder bei Ihnen melden. Ihr Angebot hört sich interessant an.« Berenike blätterte der Form halber in der Broschüre. »Ich habe gehört, Sie planen die Herausgabe von Simon Einstatts Lebensgeschichte?«
    »Das wäre ein … wunderbares Buch geworden«, stammelte Frau Maier. »Dieser bezaubernde junge Mann war ein wahrer Christ. Trotz der großen Karriere, die ihm bevorstand, ist er demütig geblieben. Wir bringen gern Bücher von Menschen aus unserer schönen Heimat. Aber leider, da muss ich Sie enttäuschen, dieses Buch wird nicht erscheinen.«
    »Nein?«
    »Zumindest nicht im Moment. Sein Tod ist zu … tragisch.« Und mit dieser irgendwie kühlen Aussage stand Frau Maier auf und ging Richtung Tür. Ein unmissverständlicher Rauswurf. Das Gespräch war beendet.

16.
     
    Kein Tee. Nur abgestandenes Wasser …
     
    Der Alpenrambo aus der Portiersloge wachte neben der Tür und starrte durch Berenike hindurch, ohne eine Miene zu verziehen. Nur seine Pupillen bewegten sich und folgten ihren Bewegungen in Richtung Ausgang.
    Sie ging und ließ die Tür hinter sich zuschnappen. Ein Schlüssel bewegte sich kaum hörbar im Schloss. An weiß gekalkten Wänden ohne weiteren Schmuck vorbei eilte sie zur Stiege. Sämtliche Türen waren weiß gestrichen, es gab kein weiteres Namensschild außer jenem des

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