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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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noch ein Termin heute und –«
    »Nike, sie müssen ihn untersuchen, das dauert alles seine Zeit. Ich verspreche, ich rufe dich an, wenn es etwas Neues gibt. Okay?«
    »Ja. Danke. Bis bald.«
     
    Im Salon gab es zum Glück genug zu tun, sodass Berenike einigermaßen beschäftigt war. Trotzdem war es erst zwei, als sie zum wiederholten Mal auf die Uhr sah. Noch eineinhalb Stunden bis zu ihrem Termin im Bertram Verlag. Hans und Susi sahen sie ständig an, als ob sie an der Grenze der Zurechnungsfähigkeit wäre. Na schön. Ihr Handy läutete, ganz zart, heute hatte sie endlich eine Melodie gefunden, die sie mochte: Pour Elise von Beethoven. Jonas war dran. Dr. Watson sollte über Nacht zur Beobachtung beim Tierarzt bleiben. »Kein Grund zur Sorge, Nike, alles wird gut. Hm, Nike? Sehen wir uns heute Abend?«
    »Ja. Kommst du zu mir?«
    »Ich werde zusehen, dass es nicht so spät wird.«
    »Ich freu mich.«
     
    Endlich war es soweit und Berenike nahm den Bus nach Bad Aussee. Sie hätte zu dem Termin beim Bertram Verlag gern jemand mitgenommen, Alma vielleicht oder Helena, aber das hätte nicht zur Rolle einer ehemaligen Nonne gepasst, die ihr Vorhaben geheim halten wollte. Berenike trug eine schwarze Hose und einen schwarzen Blazer, den sie nur bei besonderen Anlässen aus dem Kasten kramte – seit sie in den Bergen lebte, war ein Businessdress zum Glück kaum nötig. Heute aber wollte sie brav aussehen, brav und katholisch, so wie sie sich eine Nonne vorstellte, auch eine ausgestiegene.
    Die Auslagen in Bad Aussee waren bereits mit Faschingsmotiven geschmückt. Kostüme waren ausgestellt, es gab Postkarten von den typischen Ausseer Umzügen zu kaufen. Kurz bevor Berenike das Tor des Verlages in der Bahnhofsstraße passierte, steckte sie ihre struppigen schwarzen Haare unter eine ebenfalls schwarze Pullmankappe, die jemand im Salon vergessen und nie geholt hatte.
    Ein militärisch wirkender junger Mann stand neben einer Portiersloge und musterte Berenike von oben bis unten. »Guten Tag, Sie wünschen?«
    Knappe Sprache, das konnte sie auch. »Zu Martha Maier, bitte.«
    »Wen darf ich melden?« Sein osteuropäischer Akzent war nur für geübte Ohren wie ihre hörbar. Sie kannte von Wien her alle Arten von Sprachvarianten.
    »Frau Maier hat mir einen Termin angeboten, sie weiß Bescheid.«
    Ein letzter Blick wie über dem Sturmgewehr. »Kommen Sie mit.«
    Ein Telefon auf seinem Schreibtisch fing melodisch zu klingeln an, ein zweiter Apparat folgte. Der Mann ließ sie läuten. Elegant und sportlich zugleich wandte sich der Portier zu den Stiegen rechts von ihm. Er ging ihr voraus, öffnete eine Tür, ging durch einen weiteren Gang, klopfte an den Rahmen einer offenen Tür. Hinter einem riesigen Berg von Papieren und Büchern tauchte ein schwarzer Haarschopf auf. »Johann, was gibt’s?« Dann registrierte die Frau Berenike. »Guten Tag, Sie wünschen?«
    »Wir haben t-telefoniert«, übernahm Berenike und stotterte dabei tatsächlich. Der Johann genannte Bursche ging federnden Schrittes hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Berenikes Blick fiel auf das Türblatt. Es war dick gepolstert mit rotem Leder.
    »Sie können offen reden, wir sind völlig ungestört hier, Frau …?«
    Jetzt musste ein Name her. »Bisher war ich Schwester Selene. Nennen Sie mich so – ähm – bitte.« Jetzt nur nicht zu kichern anfangen. Ihre eigene Schwester fände den Gedanken an Berenike als Nonne sicher komisch.
    »Schwester Selene, freut mich.« Die Dame tauchte hinter ihren Schriften hervor und schüttelte ihre Hand, während sie Berenike musterte. Sie konnte sich mit ihrer martialisch-matriarchalen Figur gleich zu ihrem Vorzimmer-Marschall gesellen: üppiger Busen unterm fadbraunen Pullover, schokoladebraune Hose, deren Stoff beinahe von den muskulösen Beinen gesprengt wurde. Mit einer Hand hob sie einen der Papierstapel hoch, als handelte es sich um ein paar einzelne Blätter.
    »Also, meine Dame – Schwester Selene. Bitte, nehmen Sie Platz. Am besten, ich erzähle Ihnen zunächst etwas über unseren Verlag und unsere Philosophie. Hier«, sie hielt Berenike eine Broschüre vor die Nase, »und hier«, noch ein Blatt, »und hier. Darin können Sie sich in unser Programm einlesen. Vor bald dreißig Jahren hat Pater Bertram unseren Verlag ins Leben gerufen. Wir folgen den Grundsätzen des christlichen Glaubens, insbesondere den Regeln des Heiligen Benedikt, Sie kennen sich darin aus?« Braune Augen wanderten über Berenikes schwarze

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