Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
Vom Netzwerk:
bereits auf sie. Sie kam eben an der Ecke von Arianes Haus vorbei, als es knirschte. Ein Eiszapfen löste sich krachend von der Dachrinne, zerbrach klirrend auf dem Asphalt. Aber da war noch etwas. Eine Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm. Diesmal hatte sie sich ganz sicher nicht geirrt. Ein Bursche in dunkler Jacke und schlabbrigen Jeans drückte sich hinter ein paar Sträucher voller Schnee, die entlang der Einfahrt wuchsen. Berenike wollte ihn ansprechen, da griff eine Hand nach ihr. Unfreundlich und hart war der Griff. Es waren zwei Burschen, beide wirkten jung, kaum 20, sie warfen sich Blicke zu, sahen dem Mustersoldaten im Bertram Verlag ähnlich. Der eine war kahlrasiert wie der Portier dort, beide wirkten ebenso muskulös. Finger umklammerten ihre Arme, dass es wehtat, selbst durch die Jacke. Und die Augen der jungen Männer erst, blau und kühl, starr wie das dicke Eis auf dem See.
    Berenike riss automatisch einen Arm hoch – da ertönte hinter ihr eine laute Stimme: »Verschwindet, ihr gehört’s da nicht her!« Ein grauhaariger Mann rannte über das Nachbargrundstück auf sie zu, schwang eine riesige Schneeschaufel in der Hand. »Gesindel, verdammtes!«
    Die Burschen schauten einen Moment auf, blickten zwischen Berenike und dem Grauhaarigen hin und her. Nach einem Moment des Zögerns rannten sie weg, lachten schauerlich. »Wir kommen wieder!« Hart wurden die Konsonanten hervorgestoßen, wie schon von dem Portier im Bertram Verlag.
    »Lauter G’frastsackln schleppt’s an, die Meixnerin«, schimpfte der ältere Mann und betrachtete Berenike aufmerksam. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Geht es Ihnen gut?«
    »Ja, ja, danke«, winkte Berenike ab.
    »Nicht genug damit, dass der Großvater ein Mörder war, jetzt packelt’s selbst mit solchen Gestalten.« Der Grauhaarige spuckte aus, machte ein paar große Schritte in Richtung der Burschen, aber die waren bereits weit weg. Es war zu spät, die jungen Männer hatten einen zu großen Vorsprung. Der Alte kam ins Keuchen, blieb schließlich stehen. Er stützte sich auf die Schaufel und beugte sich schwer atmend darüber. Dabei musterte er Berenike kritisch. »Und wer sind Sie eigentlich?«
    »Eine Freundin von Ariane«, stieß sie unter dem Blick des Mannes hervor. Berenike putzte sich den Schnee von der Jacke. Erst jetzt bemerkte sie, wie muskulös der Alte wirkte, das fiel bei seiner schlapp an ihm herabhängenden Hose und dem vom Schnee durchnässten Mantel auf den ersten Blick gar nicht so auf.
    »Es ist nicht zu fassen, was die Ariane aufführt. Ständig treibt sie sich mit so Gestalten herum«, fuhr der Alte fort und musterte Berenike weiter prüfend.
    »Als Journalistin ist das doch normal, sie ist auf Informanten angewiesen«, murmelte Berenike und hielt sich den Arm, wo die Burschen sie festgehalten hatten.
    »Ha!« Der Mann verzog die Lippen zu einem bösen Lachen. »So im Schmutz wühlen, das ist abnorm.« Wieder spuckte er aus. »Erst letzte Woche ist ein seltsamer Kerl um ihr Haus gestiefelt. Das war eine Figur! Hat den Blick nur zu Boden gerichtet. Mich hat er nicht an’gschaut, als ich ihn ang’sprochen hab. So ein maulfauler. Aber wenigstens der war ordentlich gekleidet. Ich seh immer nach dem Rechten, wenn mir was komisch vorkommt. Irgendwer muss es ja tun, gell. So wie jetzt. Man kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Is’ alles nicht mehr so wie früher mit der Ostöffnung und allem.« Er schüttelte den Kopf. »Die Ariane hat dann die Tür aufg’macht und den Burschen begrüßt, als würd sie ihn kennen. Hinter dem jungen Mann ist der alte Anselm um die Ecke gebogen. Da geht’s zu, bei der Ariane, wie im Taubenschlag. Wissen’s, der Anselm ist nicht ganz richtig im Kopf«, der Nachbar tippte sich an die Stirn, »aber harmlos. Hätten ihn nicht ins Altersheim stecken dürfen, das hat ihn durcheinander bracht. Aber so ist das halt heute, wer von den jungen Leuten hat noch Zeit für die alten Verwandten?«
    »Müssen halt Geld verdienen«, erwiderte Berenike.
    »Ja, schon, aber … Der Anselm hat voller Leidenschaft gerufen, man hat nicht g’wusst, meint er die Ariane oder gar …« Er sah Berenike bezeichnend an, bis bei ihr der Groschen fiel.
    »Den Burschen? Sie meinen, der Typ könnt schwul sein?« Sie musste fast lachen über das Gesicht, das der Alte über eine so direkte Frage zog.
    »Das haben jetzt Sie g’sagt.« Er zuckte mit den Achseln und blinzelte, während er sie nicht aus den Augen ließ. »Die

Weitere Kostenlose Bücher