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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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öfter gehört hatte. Für eine Reportage über die neureichen Jagdherren des postsowjetischen Reiches hatte sie sogar einen Preis bekommen – und Morddrohungen, denn im Artikel berichtete sie auch über Tschetschenien. Auf was die in diesem bürgerkriegsgebeutelten Land wohl so schossen, wollte sich Berenike lieber nicht vorstellen. Ob das etwas mit den aktuellen Vorfällen zu tun hatte? Tschetschenien war weit weg, auch wenn es Flüchtlinge von dort bis nach Österreich schafften. Vielleicht konnte sie an die Reportage kommen. Wenn ihr diese dann auch noch jemand übersetzen würde …
    Sinnierend saß Berenike vor der Webseite, auf der Simon Einstatts Buch angekündigt wurde. Sie überprüfte noch einmal die Neuerscheinungen, aber dort fehlte die Biografie des Schifliegers. Nur die eine Unterseite war offenbar irrtümlich im Netz verblieben. Da hatte der Verlag aber rasch auf Einstatts Tod reagiert. Die Leiche des jungen Schispringers war kaum 24 Stunden zuvor entdeckt worden. Wenn man bedachte, wie langsam Änderungen im Web oft vorgenommen wurden, der dortigen Hektik zum Trotz, erschien ihr eine solche Reaktion unwahrscheinlich. Eigentlich war die Sache überhaupt merkwürdig, gerade nach dem Ableben von Prominenz wurde gern mit ihrer Lebensgeschichte Kohle gemacht.
    Seltsam, das alles. Berenike starrte Löcher in die Luft. Die Katzen miauten, Spade sprang auf den Tisch. Etwas abwesend sah Berenike ihn an. Weiter maunzend, spazierte er über die Tastatur, als würde er täglich im Internet Spione ausforschen. Sie schob den etwas pummeligen Kater beiseite und streichelte ihm gedankenverloren über den schwarzen Kopf. Nahm das weiche Fell, das behagliche Schnurren, das sich umgehend einstellte, als er sich neben ihr auf dem Tisch niederließ, nur peripher wahr. Eine Strategie musste her. Eine Strategie, wie sie beim Bertram Verlag mehr erfahren konnte, auch über Arianes tatsächliche Rolle dort. Wenn sie nur mit der jungen Journalistin reden könnte! Seit man Wengotts Leiche gefunden hatte, war sie abgängig.
    Berenike schob Spade zur Seite. Der maunzte kritisch und sprang vom Tisch. Sie atmete tief durch und griff zum Telefonhörer. Dann musste sie sich eben als Interessentin ausgeben und selbst wegen eines Buchprojekts anfragen! Sie wählte die im Internet angegebene Nummer des Verlags. Während sie auf das Läuten wartete, fixierte Spades Blick sie von unten her. Die Stimme von Marlowe war aus der Küche zu hören, wo er offenbar auf eigene Faust ermittelte. Der Freigang war für die Katzen weiterhin gestrichen, was sie ihr übel zu nehmen schienen.
    Berenike lauschte auf das Freizeichen. Es läutete lange, aber niemand hob ab. Sie warf den Hörer zurück auf die Gabel. So ging das nicht. Nervös sprang sie auf, tigerte durch die Wohnung. Ihr Vorhaben war zu gewagt, zu ungeplant. Was, wenn man sie enttarnte! Oder schlimmer. Vielleicht war es besser, mit dem Handy anzurufen. Sie griff danach und drückte im Menü herum, bis sie die Möglichkeit fand, ihre eigene Nummer beim Angerufenen nicht aufscheinen zu lassen. Auf diese Weise sollte zumindest keiner den Anruf zu ihr zurückverfolgen können. Aber ihre Stimme …
    Egal. Jetzt oder nie! Sie wählte nochmals, wartete wieder. Sah Marlowe, wie er hereinkam und anklagend zu ihr aufsah.
    »Bertram Verlag, Martha Maier, Grüß Gott!«
    »G-Guten Morgen«, stotterte Berenike. Sie atmete tief durch und straffte sich. Nur die eigene Rolle nicht vergessen! Nervös war sie sowieso, jetzt die Stimme ein wenig zögernder klingen lassen … »Ja, ähm, also … ich … ich möchte gern … mich erkundigen … meine Erlebnisse … also …« Eine Idee, Berenike, verdammt! »Ich war Nonne und habe sehr … Hartes mitgemacht. Mein Ausstieg war nicht gerade ein Spaziergang. Wenn Sie verstehen.«
    »Ja?«
    »Man verfolgt mich bis heute, der Abt stellt mir mit obszönen Forderungen nach. Ich musste die Konsequenzen ziehen, um nicht … Sie wissen schon. Diese Menschen sollen nicht ungeschoren davonkommen. Ich habe daran gedacht, meine – ähm – Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ihr Verlag ist mir für solche Themen empfohlen worden. Das stimmt doch, dass ich bei Ihnen richtig bin?«
    »In der Tat, herzlich willkommen, Frau – wie war Ihr Name?«, kam es zuckersüß.
    »Man hat mir eine Frau Meixner genannt, mit der ich über das Vorhaben reden könnte«, umschiffte Berenike die Frage. »Ich bin … also ich habe noch nie ein Buch geschrieben. Deshalb … Frau Meixner könnte

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