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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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durchstöbern.
    »Zwei Männer, die offenbar als Jugendliche missbraucht wurden, sind tot«, fuhr Ariane fort.
    »Genau deswegen sind der Sepp und ich so hellhörig geworden, Ariane! War Simon Einstatt vielleicht auch in dem Chor?«, wollte Berenike wissen.
    »Nein, soweit ich weiß, nicht.« Die Journalistin raufte sich die langen Haare, die heute wieder seidig glänzten. »Wo die Übergriffe geschehen sein mögen, keine Ahnung. Wieso fragst du nach dem Chor?«
    »Die Übergriffe gegen Karl Wengott geschahen nach seinen Auftritten mit dem Klosterchor. Ein junger Priester, der damals den Chor geleitet haben soll, schreibt Wengott.«
    »Weißt du, wann das war?«
    »In den Siebzigerjahren.«
    »Das … warte mal, lass mich nachrechnen.« Ariane sah nachdenklich zum Fenster hinaus. »Das wäre ein Ding. Ich muss das daheim in den Unterlagen nachlesen. Aber ihr wisst ja, dass ich Stettins Biografie recherchiere. Wenn mich nicht alles täuscht, war er zu der genannten Zeit Chorleiter in Sankt Kilian.«
    »Bonifaz Stettin? Der Mann, der den Armen Osteuropas so viel Gutes tut?« Sepp sah mit gerunzelten Brauen Ariane an. »Bist du dir sicher?«
    »Sicher bin ich mir sicher. Ich hab mich noch gewundert, wieso er nach seiner Stelle als Chorleiter nach Weißrussland versetzt worden ist. Da ist vielleicht schon damals was durchgesickert, und man hat das gemacht, was in der Kirche üblich scheint – den Mann versetzt. Mehr nicht.«
    »Wahnsinn.« Berenike schüttelte unwillkürlich den Kopf.
    »Später leitete Stettin dann das Internat, wo auch Simon eine Zeit lang lebte. Nein!« Ariane schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. »Ich hätte es gleich in Verbindung bringen können. Aber wer verdächtigt eine hochangesehene Person wie den Pfarrer Stettin? Auch wenn ich ihn nicht leiden kann, hätte ich so etwas nicht vermutet.«
    »Man kann den Menschen ihre schlimmen Taten halt nicht ansehen.«
    »Nein, da hast du recht.«
    »Mit der Erweiterung des Internats um ein Waisenhaus war Stettin wirklich in aller Munde«, ergänzte Sepp. »Keiner hätte etwas Zwielichtiges hinter dieser Fassade vermutet, Ariane.«
    »Weil keiner von solchen Vorfällen spricht«, erwiderte Berenike. »Bis vor kurzem war so was doch total tabu.«
    »Erst jetzt wird das Schweigen gebrochen, aber auch erst langsam.«
    »Die meisten Vorfälle sind mittlerweile verjährt, die Täter werden nicht mehr belangt.«
    »Ich fass es immer noch nicht.« Ariane schüttelte sich. »Aber klar. Pfarrer werden war lange Zeit einer der wenigen akzeptierten Wege für Homosexuelle, um nicht heiraten zu müssen.« Sie schüttelte sich wieder. »Leider bin ich mit dem Simon nicht weitergekommen in den Gesprächen. Sonst könnt ich jetzt mehr sagen. Ich hab den Kontakt zu Simon abgebrochen, nachdem der Verlag abgesprungen ist. Wie ich jetzt weiß, zu recht. Meine arme Daisy. Hoffentlich kann man mir Klarheit geben, ob er meine Katze getötet hat.«
    »Zumindest sind keine Katzen mehr verschwunden, seit diesem grausigen Fund in Einstatts Haus«, sagte Berenike.
    Ariane nickte. »Wenigstens was. Sieht so aus, als wäre Simon Einstatt tatsächlich der Katzenschlächter gewesen.« Damit griff Ariane wieder nach dem Suppenlöffel, diesmal endgültig.
    Berenike stand auf. »Ich muss was tun. Lasst euch das Essen gut schmecken, trotz allem!« Sie ging zur Theke, kümmerte sich um die anstehenden Bestellungen. Von Hans war nichts zu sehen, aber sie konnte das auch alleine erledigen. Der Wind heulte stärker, die Glasscheiben klirrten, selbst das Mobile aus winzigen Teetassen, das über der Theke hing, klapperte.
    Als sie nach einiger Zeit auf die Uhr schaute, waren drei Stunden vergangen. Sie rieb sich die schmerzende Schulter.
    Hans, der eben Geld in die Brieftasche steckte, trat zu ihr. »Geh heim, Berenike, leg dich hin. Die Susi und ich schupfen den Laden schon.«
    »Meinst wirklich?«
    »Aber sicher. Schlaf dich einmal richtig aus. Morgen früh sorgen wir für das Vormittagsgeschäft.«
    »Na schön. Ich dank dir!«
     
    Zuhause begrüßte Berenike die Katzen ausgiebig, zog sich was Bequemes an und streckte sich auf der Couch aus. Als sie sich das bunte Plaid um den Körper wickelte, das von Tante Salome stammte, kam Spade angesprungen und machte es sich binnen Sekunden in ihrer linken Armbeuge gemütlich. Marlowe folgte wachsamen Auges und kuschelte sich zu ihren Füßen. Wenn nur endlich Dr. Watson wieder zurückkäme. Es ging ihm besser, aber er sollte noch ein wenig länger

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