Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz
verglichen?«, fragte Berenike zwischen zwei Löffeln Suppe. Kaum hatte sie zu essen begonnen, schmeckte es ihr zu ihrer großen Überraschung, sehr sogar.
»Ach Nike …«, machte Jonas müde. Früher hätte sie das aufgebracht, jetzt verstand sie ihn sogar. »Es wäre besser, du weißt das alles nicht so genau. Du siehst doch selbst, wie sehr dich deine Neugier in Gefahr gebracht hat.«
»Aber genau deswegen interessiert es mich auch, ob es eine Spur zum Täter gibt.«
»Das glaub ich dir.« Er sah sie groß an, während er mit einem Löffel Suppe über dem Teller innehielt. »Also. Die Knoten stimmen tatsächlich überein. Zufrieden?«
»Nein. Sie sahen seltsam aus.«
»Altweiberknoten nennt man die. Ein falscher Kreuzknoten.«
»Aha.«
»Wird von Profis nie so geknotet. Mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen. Ariane erinnert sich an niemanden, den sie vor ihrer Entführung in der Nähe gesehen hat. Und du auch nicht, oder?«
»Nein, es fällt mir nichts mehr ein, bis auf Arianes Nachbarn und diese Burschen. So sehr ich mir den Kopf zermartere …«
»Tu’s nicht, Nike. Zumindest einen Abend lang. Hm? Nike?«
Berenike wiegte den Kopf. Marlowe sah sie neugierig von unten her an. »Du hast recht, lass uns die freien Stunden genießen.« Sie wischte mit einem Stück Brot den letzten Rest Suppe aus dem Teller und steckte es genüsslich in den Mund.
Beide Teller standen leer vor ihnen. Berenike spürte, wie ihr fast die Augen zufielen. Das musste das Essen sein. Oder doch nicht? Nicht weiter darüber nachdenken. Irgendwann würde sie über das Geschehene reden können. Wenn der Fall geklärt war.
Jonas stand auf. »Ich wasch das Geschirr schnell ab.«
»Danke, das ist lieb.« Sie ging ins Bad, um ihre Zähne zu putzen. Jede Bewegung fühlte sich unendlich schwer an. Zumindest tat die Schulter nicht mehr so arg weh. Im Schlafzimmer knipste sie ein Bettlicht an und ließ den Kimono fallen und schlüpfte ins Bett. Marlowe kam ihr nach und rollte sich direkt neben ihrem Kopf ein, wo er sanft zu brummen begann. Miauend folgte Spade, der das Fußteil in Beschlag nahm. Dr. Watson schlich wohl noch um Jonas herum. Ob sie ein bisschen lesen sollte?
»Na, so lässt sich’s leben, was?«
Berenike schrak auf. Jonas stand im Türrahmen. Sie grinste. »Ich muss eingenickt sein«, murmelte sie.
Er ließ sich in den antiken Lehnstuhl plumpsen, den sie in eine Ecke neben dem Bett gestellt hatte. Die oberen Knöpfe seines Hemds standen offen. Langsam strich er über seine Bartstoppeln und sagte lächelnd: »Ach, Nike!«, während seine kühnen Lippen einen Kuss formten. Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und ließ seinen Blick auf Berenike und den Katzen ruhen.
»Auch müde?«
»Und wie. War ein anstrengender Tag.«
»Dann komm.« Sie breitete die Arme aus.
Er nickte und bückte sich, um die Socken auszuziehen, dabei fielen ihm die dunklen Locken ins Gesicht. Mit einer langsamen Bewegung legte er die schwarzen Socken hinter sich auf den Sessel und lehnte sich wieder zurück, eine Hand auf dem Schenkel. Wie ein Kater stand er nach einem Moment auf, streckte sich und zog das Ende seines Gürtels aus der Schlaufe. Er öffnete ihn, dann die Knöpfe seiner eng sitzenden Jeans. Gemächlich schob er sie über seine Hüften und stieg aus den Hosenbeinen. Die enge schwarze Short darunter passte ihm wie angegossen. Der Mann war im Training, besser ging’s nicht. Er hängte die Hose über die Sessellehne, sogar jetzt ordentlich. Seine Haut war selbst im Winter dunkler, als viele es im Sommer je wurden. Das hatte ihr von Anfang an gefallen. Und als sie draufgekommen waren, dass sie beide jüdische Vorfahren hatten, war da eine besondere Nähe entstanden.
Mit langsamen Schritten kam Jonas zu ihr herüber und setzte sich an den Bettrand. Er beugte sich zu ihr, hauchte einen Kuss auf ihre Wange, der endlich das Eis in ihr zum Schmelzen brachte. Dann öffnete er die restlichen Knöpfe seines Hemds, einen nach dem anderen. Erst den des linken Ärmels, dann den des rechten. Seine Finger glitten von einem Knopf zum nächsten, während er seine Beine ausstreckte und wohlig aufseufzte.
Spade und Marlowe hatten sich aufgesetzt und beobachteten Jonas abwartend. Berenike musste lachen, wie der Mann seinerseits die Katzen nicht aus den Augen ließ, während er sich aus dem linken Hemdärmel schälte. Die kleinen Tiger maßen sich mit seinem Blick. Sie waren wohl der Meinung, das Doppelbett sei nur für sie da.
»Okay,
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