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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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alles nur vergessen könnte …«
    »Das wird schwerlich gehen.« Berenike warf einen Blick zur Tür. »Schneit es wieder?«
    »Ja, ziemlich stark sogar.« Ariane nahm die Haube vom Kopf. »Endlich wird man wieder Langlaufen können. Aber momentan freut mich das eh nicht.«
    »Ich bring dir eine Suppe, Ariane, wie wäre das? Und dann reden wir in Ruhe.«
    »Wenn du glaubst, dass es hilft?«
    »Hans hat gekocht, dem kannst du sicher nicht widerstehen.«
    »Doch.«
    »Ich meine, seinen Speisen.«
    »Das meine ich auch.« Ariane lachte kurz auf.
    Berenike ließ sie nicht aus den Augen. »Komm, setz dich auf das freie Sofa, ich frag mal, was auf dem Menü steht.«
    »Ist doch egal.«
    »Das werden wir erst noch sehen …« Berenike lächelte Ariane an. »Der Markus müsst übrigens noch da sein, vielleicht setzt er sich kurz zu uns«, rief sie Ariane über die Schulter zu und ging zur Küche.
    Ariane ging durch das Lokal, ohne auf die Umstehenden zu achten, die in ihren Reden verstummten. Noch halb im Gehen streifte sie die Stiefel ab und machte es sich auf der schwarzen Couch bequem. Die Leute drehten sich um und wandten sich wieder den Bergrettern zu, bald herrschte wieder wildes Stimmendurcheinander.
    In der Küche köchelte Kartoffelsuppe, es roch nach Sellerie und Zwiebel. »Schon fertig?«, fragte sie Hans.
    Er nickte.
    Sie nahm einen Löffel, ließ die Suppe auskühlen, kostete. Herrlich! Kurz entschlossen streute sie etwas Matchapulver über die Suppe. Der japanische Grüntee würde beleben, das tat sicher nicht nur Ariane wohl. Sie ließ die Suppe weiterköcheln und ging zur Garderobe. Markus war nicht mehr zu sehen. Auch die anderen Bergretter, die an der Theke gestanden waren, mussten in der Zwischenzeit aufgebrochen sein, wahrscheinlich zurück zum Einsatzort.
    Zurück am Herd, schöpfte sie die herrlich dicke, duftende Suppe in zwei Teller. Die Kartoffeln sahen gelb und fest aus, dazwischen schwammen Karottenstücke, Porree und Kräuter. Rasch, damit das Essen nicht auskühlte, brachte sie die Teller zu Ariane und setzte sich zu ihr. Zweifelnd sah die Journalistin das Gericht an, schnupperte. Saß eine Weile nur so da. Berenike nahm den Löffel, Ariane tat es ihr nach einer langen Weile nach. Sie ließ den Löffel in die Suppe sinken, verharrte, führte ihn zum Mund. Kostete vorsichtig, schluckte – und blickte auf. »Wie lecker! Der Koch kann zaubern!«
    Berenike grinste. »Finde ich auch.« Sie würde Hans nicht weglassen, nicht leicht. Eine Weile aßen sie schweigend, nur unterbrochen vom fallweisen Klirren eines Löffels auf dem Tellerrand. Ariane tunkte mit einem Stück Brot die letzten Reste aus dem Teller.
    »Möchtest du noch ein wenig?«, fragte Berenike.
    »Danke, es war gut, aber genug. Vielleicht später.«
    »Ich habe auch einen Kuchen im Rohr gesehen«, meinte Berenike und legte ebenfalls den Löffel weg. Dann berichtete sie in kurzen Worten von dem Gespräch mit Markus, von seiner Anschuldigung gegen den Pfarrer Bonifaz Stettin, dass er sich mehreren Jugendlichen mit sichtlichem sexuellem Interesse genähert habe und sie zum Schweigen mehr oder weniger erpresst habe.
    »Das ist Wahnsinn.« Ariane wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und ließ sich in die Polster zurücksinken. »Wie kann es sein, dass wir nie etwas davon geahnt haben? Mir war der Pfarrer Stettin immer unsympathisch, das hab ich dir erzählt. Aber ein Pädophiler?«
    »Offenbar hat sich keines der Opfer darüber zu reden getraut. Der Markus hat mir erklärt, wie subtil Stettin vorgegangen ist. So, dass die Betroffenen zum Teil bis heute schweigen. Das kennt man aus Medienberichten.«
    »Stimmt.«
    »Glaubst du, dass Stettins sexuelle Attacken mit den Morden zusammenhängen?«
    »Ein 80-jähriger Mörder? Geh bitte. Auch wenn er fit ist – wie soll er jemand in ein Eisloch schleppen oder auf die Schanze?«
    »Oder in eine Lawine stoßen. Eben.« Berenike stellte klappernd die Teller zusammen und stand auf. »Aber der Pfarrer hat einiges zu verlieren. Wer würde für seine Einrichtungen spenden, wenn raus käme, dass er ein Pädophiler ist?«
    »Allerdings. Selbst wenn die Vorwürfe stimmen, heißt das nicht, dass der Täter von damals unser Mörder ist.«
    »Worauf willst du hinaus, Ariane? Hast du den Jäger auf dem Gewissen? Aus Rache?«
    »Was soll das, Berenike? Glaubst, ich hab mich selbst im Bergwerk gefesselt?«
    »Entschuldige. Markus wollte übrigens noch in die Wohnung vom Daniel, wegen irgendwelcher Videos.

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