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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Hans, ich weiß, du hast einen Schnaps unter der Theke«, bat Fabian und klopfte Markus auf den Rücken. Der zuckte unwillkürlich zusammen. »Rück raus davon, der Junior braucht Stärkung.«
    »Nein, nein«, winkte Markus ab und sah zu Boden. »Die Toiletten?«, wandte er sich mit leiser Stimme an Berenike.
    »Ich zeig’s dir, komm mit.« Sie zog den jungen Mann sanft in den Gang, wo sich auch die Garderobe befand. An der Wand hing ein Plakat, das die Verlesung eines Faschingsbriefes ankündigte, daneben wurde zum Trachtenball geladen. Dafür wollte sie sich auch Karten reservieren … wenn sie irgendwann einen Kopf dafür hatte.
    Gelächter drang gedämpft zu ihnen. In dem Eck war es düster, auch wenn die an der Garderobe hängenden Mäntel in allen möglichen Farben den Raum etwas aufheiterten. Die gelbe Wand würde einen neuen Anstrich vertragen. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, Kostenvoranschläge dafür einzuholen. Irgendwann, wenn wieder Ruhe war.
    »Jetzt sag mir endlich, was sind das für Leut gewesen, die man unter der Lawine gefunden hat?«, bat sie Markus.
    »Paul und Daniel heißen sie. Ich …« Markus stand da und hob den Blick nicht vom Boden. Der brauchte auch eine Renovierung, klar. »Ich kenn die zwei von früher. Aber ich bin nicht …«
    »Schon gut, von mir aus soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden und lieben, wen er mag, ob schwul oder hetero oder sonst was. Solang kein anderer Mensch deswegen leidet, geht mich das nix an.«
    »Das sagst du so. Aber die anderen …« Markus griff nach der Klotür. »Bitte, sag ihnen nichts. Ja? Ich will nicht als schwul dastehen.«
    »Wär das so schlimm?«
    »Wenn’s aber nicht stimmt?«
    »Und du warst mit Paul und Daniel befreundet?«
    »Früher, ja. Wir waren zusammen im Internat, in derselben Klasse.« Markus ließ die Türschnalle los, straffte sich. »Ich find’s mutig, dass sie ihre Liebe ausgelebt haben. Leicht war es sicher nicht. Der Paul hat die Anfeindungen eher weggesteckt, mit der Zeit zumindest. Geschnitten hat man die zwei hier in der Gegend. Aber der Daniel war ganz schön depressiv. Aber bitte, erzähl das nicht weiter, ja?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du weißt, wie sie sich alle den Mund zerreißen.« Er deutete in Richtung Salon. »Der Stettin … man hat gemunkelt über seine Vorlieben.«
    »Du meinst den Pfarrer Stettin? Den Engel des Ostens?«
    »Engel? Dass ich nicht lache! Er war damals Internatspriester. Ich bin dort weg, sobald …« Er stockte, »… sobald ich eine Lehrstelle gefunden hab.«
    »Ist er dir auch zu nahe getreten?«
    »Woher weißt du …?«
    Berenike zuckte die Achseln. »Man hört so viel. Wär nicht der erste Pfarrer, der sich an Kindern vergreift.«
    »Es hat immer Gerüchte gegeben. Bei mir hat er’s nur versucht. Zum Glück war ich alt genug. Ich hab ihn weggestoßen und auf ihn eingeschlagen. Von da an war Ruhe. Aber der Daniel …«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hat von Selbstmord geredet. Weißt du, der Daniel stammt ursprünglich aus Rumänien. Der Bonifaz Stettin hat ihn dort auf der Straße aufgelesen, als er erst vier oder fünf war, glaube ich. Der Daniel hat dort vor sich hin vegetiert, wenn man den Erzählungen von Stettin glaubt. Er war ein fröhlicher Bub, hat gern hier gelebt. Aber auf einmal hat er sich mehr und mehr verschlossen. Zuerst hab ich nicht gewusst, was los war. Er ist immer stiller geworden, hat mit niemandem geredet, so oft ich ihn auch gefragt hab, ob ich was für ihn tun kann. Er hat immer nur abgewinkt.«
    »Und du hast den Stettin damit in Zusammenhang gebracht?«
    »Zuerst nicht. Früher war der Pfarrer unser Idol. Weil er so lässig war. Der hat mit uns diskutiert, ganz tiefgründig. Und manchmal hat er einen von uns Buben am Motorrad mitgenommen.«
    »Er hat ein Motorrad gehabt?«
    »Ja. Die Leut haben über den Bonny, wie wir den Pfarrer genannt haben, gelacht, weil er überall mit der Maschin’ aufgekreuzt ist. Für einen Priester schon irgendwie unüblich. Damals haben wir nix über ihn kommen lassen.« Das Gesicht des jungen Bergretters verdüsterte sich wieder.
    »Und dann bist du weg.«
    »Ja. Gleichzeitig mit dem Simon.«
    »Du meinst den Simon Einstatt? Den Schispringer? Der war auch bei euch?«
    »Ja, er hat zur Clique gehört.« Markus griff wieder nach der Türklinke, seine Hand zitterte. »Zu unserer Familie, wie der Chef, also der Bonny, das genannt hat. Familienhaus hat er sein Waisenheim genannt. Ha!« Markus stieß ein böses Lachen aus und

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