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Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz

Titel: Narrentanz - Bürkl, A: Narrentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Ob man dort was findet, was die Vorwürfe erhärten würde?«
    »Wir könnten hinfahren. Vielleicht ist der Tom zuhause, der Mitbewohner von Daniel und Paul. Den kenn ich von der Zeitung her, er ist freier Fotograf, macht manchmal was fürs Wirtschaftsmagazin. Es war nicht leicht für die beiden, eine Bleibe zu finden. Wer vermietet schon an ein männliches Pärchen? Ihm gehört diese WG in Bad Aussee, wo sie untergekommen sind. Der lässt uns sicher ein.«
    »Sollten wir nicht lieber Jonas informieren? Die Polizei schaut doch auch in der Wohnung eines Mordopfers nach.«
    »Wir können vorfühlen und mit Tom reden. Und wenn wir was finden, lassen wir es die Kripo wissen.«
    »Na schön.«
     
    Etwas mulmig war Berenike schon, als sie kurz darauf in Arianes Wagen losfuhren. Die Flocken wehten so dicht, dass man keine drei Meter weit sehen konnte. Ariane bewegte sich im Schritttempo voran, sie war eine geübte Fahrerin. Zu alledem fiel auch noch die Heizung aus. Berenike wollte ihren Schal aus der Manteltasche nehmen, doch sie griff ins Leere und fand nur ein Päckchen Taschentücher. Der Schal musste in der Garderobe aus dem Mantel gefallen sein. Sie durfte später nicht vergessen, ihn zu suchen. Zum Glück war es nicht weit bis Bad Aussee. Bald darauf parkte Ariane im Zentrum unweit des Kurhauses. Fröstelnd stieg Berenike aus und zog die Jacke enger. Die Schneeflocken trieben ihr ins Gesicht, wurden in den Kragen geweht, wo sie feuchtkalt den Nacken hinab schmolzen. Ein paar verkleidete Kinder eilten zu einem Faschingsfest.
    Ariane überquerte die verschneite Straße und steuerte ein Mehrfamilienhaus mit kleinem Vorgarten an. Sie läutete, Berenike blieb wartend hinter ihr stehen. Irgendwo in der Nähe schabten Schneeschaufeln über den Asphalt. Berenike steckte die Hände tiefer in die Taschen. Endlich ging die Tür einen Spalt breit auf. Ein bärtiges Gesicht mit gerunzelten Brauen zeigte sich. »Ja, bitte?«
    »Hallo, Tom!«
    »Ariane! Dass man dich einmal wieder sieht!« Die Tür wurde weiter geöffnet, ein hoch aufgeschossener junger Mann trat in den Rahmen. »Komm schnell ins Warme, sonst erfrierst mir da draußen.«
    »Tom, ich habe eine Freundin mitgebracht, Berenike. Wir würden gern mit dir über Paul und Daniel reden. Es gibt da ein paar seltsame Aspekte …«
    Tom machte einen Schritt nach hinten, um sie eintreten zu lassen. Die Wohnung im Erdgeschoss wirkte hell und geräumig. »Schrecklich, das mit den Burschen. Ich kann es noch gar nicht fassen.« Er strich sich über die Stirn, als würde er schwitzen. »Das kann kein Unfall gewesen sein.«
    »Also Selbstmord? Oder erweiterter Selbstmord?«
    »Geh bitte, Ariane. Da kennst du die zwei aber schlecht. Dass der Daniel depressiv war, okay. Bei seinen schrecklichen Erlebnissen mit Stettin … Deshalb ist er zu diesem Therapeuten gegangen.«
    »Zum Saller, nicht wahr?«
    »Kann sein.«
    »Es gibt in Bad Aussee noch immer nur den einen Psychologen, oder?«
    »Stimmt – leider. Der Daniel jedenfalls wollte leben, etwas aus sich machen. Trotz des Missbrauchs.«
    »Das hat der Markus auch gemeint«, warf Berenike ein.
    »Aber kommt erst mal weiter. Wollt ihr was Warmes trinken?«, fragte Tom und führte sie in eine gemütliche Küche. Alles Naturholz, auch die Sitzbank. An der Wand hing ein Fotoposter, auf dem ein Wassertropfen in Großaufnahme zu sehen war. Das Bild war ausgesprochen schön, wirkte aber kühl. Zu kühl bei dem winterlichen Wetter. »Tee hab ich leider nicht hier.« Er sah Berenike bedauernd an. »Kaffee vielleicht?«
    »Gern«, nickte Ariane. Berenike stimmte zu. Ein wenig Kaffee, das würde sie nicht umbringen, auch wenn sie mittlerweile wenig von dem aufputschenden Zeug trank. Es schmeckte ihr kaum noch. Das war in ihrer Zeit als Eventmanagerin anders gewesen. Statistisch gesehen, hatte sie damals wahrscheinlich genug Kaffee für ein ganzes Leben getrunken.
    »Bitte, setzt euch.« Tom schob ein paar Zeitungen und anderen Kram, die auf der Sitzbank lagen, zur Seite, und nahm eine Milchpackung aus dem Eiskasten, stellte sie ab, stützte sich mit beiden Armen an der Arbeitsplatte ab, schnaufte. Endlich sah er sie beide wieder an. »Ich halt das alles nicht aus. Es ist wie ein Alptraum. Ich denk mir die ganze Zeit, was kann die zwei zu einem Selbstmord getrieben haben? Habe ich einen Hinweis übersehen? Aber wie ich es drehe und wende, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie so etwas tun. Der Paul tät sich nie das Leben nehmen. Der hat

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