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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Tanzfläche zu wischen. Wer aber fungierte hier als Choreograf?
    »Ich sehe mindestens zwei verschiedene Motive«, meint Jüre nach einer Weile und grenzt die Vielfalt der Hypothesen damit glücklicherweise etwas ein. »Angenommen, Lilo Barben-Bigler hat im Skilager wirklich ihren pädagogischen Spielraum überschritten. Warum hat Beat Dummermuth dann seither so konsequent geschwiegen? Hat sich die Rektorin sein Schweigen erkauft? Hat er sie erpresst? Hat sie ihn darum als teuren Informatiker akzeptieren müssen ?«
    »Möglich«, meine ich. »Damit wurde sie vielleicht genötigt, seine überzogenen Forderungen abzusegnen. Warum aber hat Weibel nicht interveniert ?«
    »Es gibt eigentlich nur eine plausible Erklärung: Er war Nutznießer der Situation. Profitieren statt Intervenieren«, sagt Jüre.
    »Du meinst, er hat sich seinen Obulus herausgefischt ?«
    »Wieso nicht? Dummermuth stellt eine Rechnung und schlägt die Summe von Anfang an drauf, die er Weibel danach steuerfrei rüberschiebt .«
    »Und Weibel verschleppt dafür die Gegenofferte«, ergänze ich.
    »Ja, so ungefähr«, meint Jüre, greift in die rechte Hosentasche und entnimmt ihr einen Pomadenstift, mit dem er sich genüsslich die Lippen einkleistert. Schon beim nächsten Schluck Bier klebt die ganze Paste am Glasrand.
    »Dann stellt Dummermuths Ableben für Lilo bei näherer Betrachtung einen Glücksfall dar«, stelle ich fest.
    »Richtig. Nur Weibel muss wieder kürzertreten .«
    »Ja, außer, Dummermuth war so blöd und hat auch ihn erpresst .«
    »Wie meinst du das ?« , fragt Jüre irritiert.
    »Er hat ihm möglicherweise nur anfänglich Schwarzgeld zugeschoben. Dann hat er Weibel genau damit, dass er es angenommen hat, bei der Stange gehalten .«
    »Da hätte Weibel den Dummermuth aber genauso anschwärzen können. Als selbstständiger Unternehmer hätte das vermutlich seinen Untergang bedeutet«, gibt mein schlauer Assistent zu bedenken.
    »Auch wieder wahr«, räume ich ein und spiele mit dem Bierteller. Mein Glas steht daneben. Die aufgeweichte Kartonscheibe lässt sich wunderbar verbiegen. Ich tu’s, bis sie knickt. Dann klickt es bei mir.
    »Jüre. Was hast du eigentlich über die beiden jugendlichen Bodyguards herausgefunden? Könnte der eine oder andere ein Mordmotiv haben ?«
    »Giovanni Righetto ist 18, wohnt in Lerchenfeld und besucht im zweiten Jahr die Handelsmittelschule Thun. Seine Mutter ist Schweizerin, sein Vater Italiener. Giovanni trainiert dreimal wöchentlich Karate. Übrigens, mit Stefan Murer zusammen.«
    »Wer ist Stefan Murer ?«
    »Der Sohn der Stadthostess. Genau genommen ihr Adoptivsohn .«
    »Aha, und der andere Bursche, der Jugo?«
    »Der Serbe? Der ist inzwischen eingebürgert. Radomir Vaskovi ć ist 17 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter im Neufeldquartier und macht eine Lehre als Landschaftsgärtner. Er trainiert im Thuner Fitness Zentrum regelmäßig Bodybuilding. Dort kennt man ihn auch unter dem Übernamen Väsku «, informiert mich mein Assistent.
    »Aha«, mache ich nur. »Ob er im Schulhaus den Gutschein vom TFZ hat liegen lassen? Hat er den Fulehung vielleicht doch noch bis auf den Schlossberg begleitet und sich nicht, wie er angibt, schon an der Kirchentreppe von ihm verabschiedet? Falls es so wäre: Warum behauptete er dann das Gegenteil ?«
    »Keine Ahnung. Es ist auch möglich, dass sein Kollege den Gutschein von Väsku geschenkt bekommen hat. Dann wäre nicht er, sondern Gio oben gewesen«, meint Jüre.
    »Ja, aber vielleicht nur, weil er dort ohnehin täglich zur Schule geht. Wir wissen im Grunde nicht, ob der Zettel schon vor dem Mord herumgelegen hat. Denke nur etwa an das Chaoszimmer mit dem Getränkeautomaten .«
    Jüre hat offenbar noch ein weiteres Detail zu erwähnen vergessen.
    »Bemerkenswert finde ich, dass Radomir seit einem halben Jahr der Freund von Melanie Eichenberger ist .«
    »Vom Kadettenhauptmann?«
    »Genau. Von der Hauptfrau. Nebenfrauen scheint’s in seinem Harem momentan keine zu geben«, antwortet mein Assistent.
    »Chaub. So hab ich’s nicht gemeint. Was sagt uns das alles? Inwiefern geben diese Informationen einen Hinweis auf ein glaubwürdiges Mordmotiv ?«
    »Das ist die Frage«, meint Jüre lapidar.
    »Wir sind noch am Anfang mit unseren Ermittlungen. Ganz am Anfang !« , stelle ich resigniert fest.
    »Wir haben noch Zeit«, versucht Jüre erfolglos zu trösten.
    »Ich muss mir die Fakten in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Brechen wir hier ab. Ich verschwinde

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