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Narrentod

Titel: Narrentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hals. Dort bluten Sie«, wiederhole ich und zeige in Richtung Massaker.
    Der Hauptmann bedankt sich verlegen, tupft mit einem Papiertaschentuch den offenen Pickel und schließt den Hemdenknopf.
    »Pardon«, brummt er und kommt sofort zur Sache. »Ich kann Ihnen mitteilen, Herr Feller, dass wir ein paar Schritte weiter sind. Bevor ich Sie aber im Detail über unsere aktuellen Erkenntnisse ins Bild setze, möchte ich Sie auffordern, uns Ihrerseits Ihre Ergebnisse zu präsentieren .«
    Ist ja klar: Damit er dann sagen kann, die Polizei habe das alles auch schon herausgefunden. Aber gut. Tun wir ihm den Gefallen.
    »Meiner Meinung nach gibt es momentan zwei Hauptverdächtige. Beide haben ein Motiv, die Mittel und die Gelegenheit zur Tat. Beide scheinen allerdings ein Alibi vorweisen zu können. Dennoch. Lassen Sie mich kurz zusammenfassen. Einerseits geht es um Frau Barben-Bigler, die Rektorin. Andererseits kommt Herr Weibel, Prorektor und Korpsleiter der Kadetten, als Täter infrage .«
    »Aha, Sie grenzen den Täterkreis inzwischen in der Progymatte und nicht mehr in der Handelsmittelschule ein«, stellt Geissbühler fest.
    »Ja, zurzeit schon. Und es gibt dafür gute Gründe. Erstens: Gerüchtehalber hätte Frau Barben-Bigler vor Jahren ihr pädagogisches Wirken beinahe verwirkt. Wenn die unakzeptable Nähe zu einem Schüler mehr als nur üble Nachrede ist, kann eine Erpressung vonseiten dieses ehemaligen Schülers heute nicht ausgeschlossen werden. Aber auch ohne Erpressung verkörperte Dummermuth vermutlich ihr schlechtes Gewissen. Darum dürfte Frau Barben über seinen Tod so oder so erleichtert sein. Es stellt sich dabei nur eine Frage: Wer hat sie erleichtert? Etwa sie selbst? Denkbar wäre es jedenfalls.
    Um die Tatzeit herum befand sie sich unweit der Schule im Freienhof. Also lediglich zwei, drei Minuten zu Fuß vom Tatort entfernt. Im Hotel Freienhof war sie bekanntlich mit den Vorbereitungen für die Sitzung von gestern Abend beschäftigt. Es wäre dort bestimmt niemandem aufgefallen, wenn sie zwischendurch schnell auf den Schlossberg verschwunden wäre, um ihrem Opfer aufzulauern«, erkläre ich.
    Hauptmann Geissbühler hört aufmerksam zu. Zwischendurch nickt er zustimmend. »Und der zweite Verdächtige ?« , erkundigt er sich jetzt.
    »Der Prorektor hat sich nicht weniger verdächtig gemacht. Er ließ als Verantwortlicher der Aktion Schulen ans Netz angeblich günstige Offerten regionaler Informatikanbieter verschwinden. Stattdessen habe er Geschäfte mit einem ehemaligen Schüler gemacht, der ihm im Gegenzug zu den überhöhten Rechnungen Schmiergeld habe zufließen lassen. Wenn die ganze Geschichte einen wahren Kern besitzt, dann wird Weibel über das Ableben des unbequemen Mitwissers glücklich sein. Kommt er allenfalls als Schmied seines Glücks infrage? Ist Beat Dummermuth quasi zwischen Hammer und Amboss geraten? Möglich wär’s. Kurz vor der Tatzeit wurde Weibel von der Putzfrau beim Verlassen des Schulhauses beobachtet. Unmittelbar danach muss der Fulehung eingetroffen sein. Weibel könnte ihm in der Nähe aufgelauert haben, ihm gefolgt und hinter ihm erneut in die Schule eingedrungen sein . Möglicherweise aber nicht durch den Haupteingang, sondern durch die Glastüre, die von der unteren Gartenterrasse direkt in den Garderobenraum neben der Kellertreppe führt. Ich erinnere mich, Weibel in den Lauben am Schärme angetroffen zu haben, als ich kurz nach 16 Uhr auf den Schlossberg zum Tatort geeilt bin«, ergänze ich meine Ausführungen.
    »Interessante Hypothesen«, kommentiert der Hauptmann.
    Ich fahre fort: »Ganz vergessen dürfen wir auch die beiden Bodyguards nicht, besonders den Radomir Vaskovi ć . Offenbar wollte ihn Dummermuth anfänglich gar nicht als seinen Beschützer akzeptieren. Er lasse sich ungern von einem Jugoschläger begleiten, soll er gesagt und den Jungen damit schwer beleidigt haben. Noch nicht endgültig aus dem Kreis der Verdächtigen entlassen sind Frau Murer, die Stadthostess, die jeglicher Gewalt abschwört und dennoch an ihrer Brust ein veritables Karatekid nährt, diesen Stefan. Bei ihr ist zumindest ein gewisses Auseinanderdriften von Worten und Taten feststellbar. Das allein macht sie zwar noch nicht verdächtig, aber halt auch nicht speziell vertrauenswürdig. Und zu guter Letzt Frau Akert, unsere nebenamtliche Gemeinderätin, die jedem und jeder gegen Honorar auf den Zahn fühlt. Auch sie hat Grund, Dummermuths Abgang zu feiern. Er hat bekanntlich für den

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