Narrenturm - Roman
hierher geschickt. Wir müssen wissen, womit wir in Schlesien, in Mähren und im Herzogtum Troppau rechnen können. Es wäre auch gut zu wissen, womit wir in Polen wirklich rechnen können. Und das wird uns, wie ich hoffe, sogleich Seine Exzellenz der Bischof von Krakau mitteilen. Seine unversöhnliche Haltung gegenüber den polnischen Anhängern von Wyclif ist allgemein bekannt. Und seine Anwesenheit hier beweist seine Zustimmung zur Politik des römischen Königs.«
»Wir in Rom wissen«, mischte sich Giordano Orsini ein, »mit welcher Entschiedenheit und mit welch großer Aufopferung Bischof Zbigniew die Häresie bekämpft. Wir wissen in Rom davon und werden nicht vergessen, dies zu belohnen.«
»Ich darf also annehmen«, sagte Kaspar Schlick, erneut lächelnd, »dass das Königreich Polen die Politik von König Sigismund gutheißt? Und seine Maßnahmen unterstützt? Tatkräftig?«
»Ich wäre froh«, lachte der hinten am Tisch lümmelnde Deutschordensritter Gottfried von Rodenberg, »ich wäre wirklich froh, wenn ich eine Antwort auf diese Frage bekäme. Erfahren würde, wann wir mit der tatkräftigen Unterstützung der polnischen Armee auf dem antihussitischen Kreuzzug rechnen können. Ich höre also,
monsignore
Orsini, wir alle hören!«
»So ist es«, fügte Schlick mit einem Lächeln hinzu, ohne dabei Oleśnicki aus den Augen zu lassen. »Wir alle hören zu. Wie ist Eure Mission beim polnischen König verlaufen?«
»Ich habe lange mit König Władysław Jagiełło gesprochen«, antwortete Orsini ein klein wenig traurig. »Aber, hmm . . . Ohne greifbares Ergebnis. Im Namen und im Auftrage Seiner Heiligkeit habe ich dem König eine wertvolle Reliquie überbracht . . . einen jener Nägel, mit denen unser Heiland ans Kreuz geschlagen worden ist.
Vero,
wenn solch eine Reliquie es nicht vermag, einen christlichen Monarchen zu einem antihäretischen Kreuzzug zu bewegen, dann . . .«
»Dann ist das kein christlicher Monarch«, beendete Bischof Konrad anstelle des päpstlichen Legaten den Satz.
»Das habt Ihr erkannt?« Der Deutschordensritter verzog spöttisch das Gesicht. »Besser spät als nie!«
»Auf Hilfe durch die Polen«, warf Ludwig von Brieg ein, »kann der wahre Glauben, wie man sieht, nicht zählen.«
»Das Königreich Polen und König Władysław Jagiełło«, ließ sich Zbigniew Oleśnicki erstmals vernehmen, »fördern den wahren Glauben und die Kirche Petri. Auf dem besten aller möglichen Wege. Durch den Peterspfennig nämlich. Keiner der Herrscher, von denen hier Abgesandte anwesend sind, kann das von sich behaupten.«
»Pah!« Herzog Ludwig winkte ab. »Ihr könnt reden, so vielIhr wollt. Jagiełło ist mir ein schöner Christ. Ein Bekehrter ist er, dem immer noch der Teufel unter der Haut steckt!«
»Sein Heidentum«, ereiferte sich Gottfried Rodenberg, »zeigt sich am deutlichsten in seinem wilden Hass auf die gesamte deutsche Nation, die eine Stütze der Kirche ist, besonders aber auf uns, die Ordensbrüder der Allerheiligsten Jungfrau,
antemurale christianitatis
, die den katholischen Glauben gegenüber den Heiden mit dem eigenen Leib verteidigen, und das schon seit zweihundert Jahren! Und wahr ist auch, dass dieser Jagiełło ein Neophyt und Götzendiener ist, der, wenn er nur dem Orden eins auswischen kann, sich nicht nur mit den Hussiten, sondern mit der Hölle selbst verbündet. Wahrlich, wir müssen heute besprechen, wie wir Jagiełło und Polen dazu bewegen, am Kreuzzug teilzunehmen, wir müssen darauf zurückkommen, was wir vor zwei Jahren am Dreikönigstag in Pressburg beraten haben, nämlich, dass wir auf einen Kreuzzug gegen Polen ziehen. Und diese Missgeburt in Stücke reißen, diesen Bankert der Union von Horodlo!«
»Eure Rede«, sagte Bischof Oleśnicki sehr kühl, »scheint von Falkenberg selbst zu stammen. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn es ist kein Geheimnis, dass man diesem die berühmte
Satira
nirgendwo anders als auf der Marienburg diktiert hat. Ich erinnere Euch daran, dass das Konzil diese Schmähschrift verdammt hat und Falkenberg, nachdem man ihm mit dem Scheiterhaufen gedroht hat, seine schändlichen und ketzerischen Thesen widerrufen musste. In der Tat klingen sie merkwürdig aus dem Munde eines Mannes, der sich selbst als
antemurale christianitatis
bezeichnet.«
»Ereifert Euch nicht, Bischof«, warf Puta von Czastolovice begütigend ein. »Tatsache ist doch, dass Euer König die Hussiten unterstützt, offen und im Verborgenen. Wir wissen und
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