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Narrenturm - Roman

Narrenturm - Roman

Titel: Narrenturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ohren auf, Bielau«, sagte Kantner heftig, während er seine Hände in einem Eimer wusch, den ein Diener rasch vor ihn hingestellt hatte. »Und hör gut zu, was ich sage. Du reitest nicht mit uns nach Breslau.«
    »Euer herzogliche . . .«
    »Mach den Schnabel zu und öffne ihn nicht eher, als ich es befehle. Ich tue das zu deinem Besten, du Schlingel. Denn ich bin mir mehr als sicher, dass dich in Breslau mein bischöflicher Bruder schneller in den Turm wirft, als du
benedictum nomen Iesu
sagen kannst. Bischof Konrad ist auf Ehebrecher nicht gut zu sprechen, sicher, hehehe, er mag keine Konkurrenz, hehehe. Du nimmst also das Pferd, das ich dir gegeben habe, und reitest nach Klein Oels zur Johanniterkomturei. Dem Komtur Dietmar von Alzey sagst du, dass ich dich zur Buße dorthin geschickt habe. Dort sitzt du so lange still, bis ich dich rufen lasse. Klar? Das muss klar sein. Und für unterwegs bekommst du hier diese Geldkatze. Ich weiß, es ist nicht viel. Ich hätte dir mehr gegeben, aber mein Kämmerer hat mir abgeraten. Diese Schenke hat meinen Repräsentationsfonds über Gebühr erschöpft.«
    »Danke vielmals«, brummte Reynevan, obwohl das Gewicht des Säckleins keinen Dank verdiente. »Vielen Dank, Euer Gnaden. Nur eines noch, dass . . .«
    »Die Sterz’ brauchst du nicht zu fürchten«, unterbrach ihn der Herzog. »Bei den Johannitern finden sie dich nicht, und du wirst auch nicht allein reisen. Es fügt sich gut, dass mein Gast auch in diese Richtung, nach Mähren, will. Du hast ihn sicher bei Tisch bemerkt. Er ist einverstanden, dass du ihn begleitest. Ehrlich gesagt, er war es nicht sofort. Aber ich habe ihn überzeugt. Willst du wissen, wie?«
    Reynevan nickte als Zeichen, dass er es erfahren wollte.
    »Ich habe ihm gesagt, dass dein Vater im Gefolge meines Bruders bei Tannenberg gefallen ist. Er war auch dort. Nur so viel, dass er es Grunwald nennt. Er war auf der gegnerischen Seite. Also, bleib gesund. Und sei heiter, mein Junge. Du kannst nicht sagen, dass ich nicht gnädig bin. Du hast ein Pferd, einen Weggroschen. Und Sicherheit unterwegs ist dir gewährt.«
    »Wie denn gewährt?«, wagte Reynevan zu stammeln. »Euer Gnaden . . . Wolfher Sterz ist mit sechs Leuten unterwegs . . . Und ich . . . Mit einem Ritter? Selbst wenn er einen Knappen dabei hat . . . Euer Gnaden . . . Das ist doch nur ein Ritter!«
    Rüdiger Haugwitz prustete laut. Konrad Kantner verzog den Mund und setzte eine Gönnermiene auf. »Ach, Bielau, bist du aber dumm. Das will ein gelehrter Baccalaureus sein und erkennt einen berühmten Mann nicht. Für diesen Ritter, du Dummkopf, sind sechs ein Klacks.«
    Als er sah, dass Reynevan immer noch nicht begriffen hatte, erklärte er es ihm.
    »Das ist Zawisza der Schwarze von Garbowo.«

Viertes Kapitel
    in dem Reynevan und Zawisza der Schwarze von Garbowo auf dem Weg nach Brieg über dies und das reden. Später kuriert Reynevan Zawisza von den Gasen, und Zawisza dankt ihm mit wertvollen Lehren aus der neuesten Geschichte.
    R itter Zawisza der Schwarze von Garbowo zügelte sein Pferd, um ein wenig zurückzubleiben, erhob sich im Sattel und furzte ausgiebig. Dann seufzte er laut, stützte sich mit beiden Händen auf den Sattelknopf und furzte noch einmal.
    »Das ist dieses Kraut«, erklärte er trocken und ritt wieder neben Reynevan her. »In meinem Alter kann man nicht mehr so viel Kraut essen. Bei den Knochen des heiligen Stanislaus! Als ich jung war, da konnte ich essen, hoho! Einen Kofel, das heißt mehr als einen halben Topf, Kraut habe ich früher in der Zeit von drei Vaterunsern gegessen. Und es hat mir nichts ausgemacht. Kraut konnte ich auf jede Art essen, sogar zweimal am Tag, Hauptsache, es war genügend Kümmel darin. Aber jetzt, kaum esse ich ein wenig davon, rumpelt es mir im Leib, und die Gase, du siehst es ja selbst, mein Junge, zerreißen mich fast. Das Alter ist weiß Gott kein Vergnügen.«
    Sein Pferd, ein großer schwarzer Hengst, schnaubte so ungestüm, als wolle es zum Angriff übergehen. Der Hengst trug eine bis zu den Nüstern reichende schwarze Schabracke, die am hinteren Teil mit der Sulima   – dem Wappen des Ritters   – verziert war. Reynevan wunderte sich, dass er das berühmte Zeichen nicht sofort bemerkt hatte, das für die polnische Heraldik sowohl im Hinblick auf die Figur als auch auf die Beizeichen ungewöhnlich war.
    »Warum bist du so schweigsam?«, fragte ihn Zawisza plötzlich. »Wir reiten und reiten, und wenn du bisher zehn Worte von dir

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