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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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auch nicht so g’scheit wie ein Schaf, und glaubst, irgendwann hört sie auf. Recht hast.“
    Sie ging auf ihn zu, nahm ihm den Hut vom Kopf, ging zum Herd, öffnete die Platte und ließ ohne Hast den edlen Filz ins Feuer fallen.
    Hubert Schlömmer sprang zornig auf. Seine Frau betrachtete ihn nachdenklich. „Gehst jetzt los auf mich, Feigling?“
    Er nahm wieder Platz, starrte vor sich hin und befühlte mit der Hand sein geschändetes Haupt.
    Jetzt erst bemerkte Maria Schlömmer, dass Daniel Käfer gekommen war. Mit einer knappen Kopfbewegung schickte sie ihn nach oben ins Zimmer.
    Käfer wusste nichts Rechtes mit sich anzufangen. Er öffnete das Fenster, schaute in den Abend hinaus, schloss das Fenster, wanderte durchs Zimmer, begann zu lesen, ließ es bleiben und saß dann einfach da. Er war richtig erleichtert, als er Marias Stimme hörte. „Telefon, Daniel! Der Herr Puntigam!“
    „Ja, Käfer.“
    „Ich habe nicht erwartet, dich zu erreichen, alter Uhu. Dein Platz ist unter den Narren, mein Lieber!“
    „Heute nicht mehr, Bruno, mir reicht’s.“
    „Was macht mein spezieller Freund Henning Mertens?“
    „Ist plötzlich abgereist. Nach Frankfurt, glaub ich.“
    „So, glaubst du. Der Oberbürgermeister wird ihm die Schlüssel der Stadt überreichen und weiß gekleidete Jungfern werden Gedichte aufsagen.“
    „Keine Ahnung, was er will.“
    „Das nenn ich eine korrekte Beziehung zu einem wichtigen Mitarbeiter. Und wie geht’s dir, mein unersetzlicher Kreativling?“
    „Ich hab ein gutes Gefühl, dieses Kapitel im Salzkammergut-Buch betreffend. Und die Sabine ist nach anfänglichen Schwierigkeiten offenbar triumphal unterwegs.“
    „Nicht nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, das sag ich immer. Wie fährt sich dein neues Auto?“
    „Fast schon langweilig luxuriös.“
    „Man gewöhnt sich an alles. Hast du eigentlich gelegentlich darüber nachgedacht, wo und wie du wohnen willst? Wir hätten ein schnuckeliges Penthouse in Hamburg bei der Hand. Alsterblick, was sonst.“
    „Ist doch nicht so wichtig im Moment, oder?“
    „Nein, aber es macht immer Freude, die angenehmen Seiten des Lebens ins Auge zu fassen, wenn’s auch nicht so angenehme gibt.“
    „Welche, zum Beispiel?“
    „Weiß ich doch nicht. Na ja, vielleicht doch. Daniel, ganz unter uns: da läuft was gegen dich, im Konzern. Noch weiß ich nichts Genaueres. Aber ich habe mir gedacht, eine Warnung bin ich dir schuldig, als Freund und Kollege.“
    „Danke jedenfalls. Soll ich irgendwas unternehmen?“
    „Nichts. Kühlen Kopf bewahren. Und bald bin ich ja wieder bei dir, armer kleiner Bub.“
    „Sehr schön.“
    „Nicht wahr?“

17
    Maria Schlömmer war neugierig neben Daniel Käfer stehen geblieben. „Gibt’s Probleme?“
    „Ja, schaut so aus.“
    „Fängt gut an, dein neuer Beruf.“
    „Weißt du, Maria, irgendwie bin ich beruhigt. Bis jetzt ist alles viel zu glatt gelaufen für meinen Geschmack. Endlich bekommt die Sache Bodenhaftung. Kann nie schaden.“
    „Darauf trinken wir was.“
    Daniel Käfer nahm wohlig aufseufzend seinen Lieblingsplatz am Küchentisch ein. „Wahrscheinlich werd ich nach Hamburg ziehen müssen. Ich frage mich wirklich, wie ich durchs Leben kommen soll ohne dich und deine Küche – in dieser Reihenfolge. Wo ist der Hubert?“
    „Nicht wo er hingehört. Dann wär er nämlich woanders. Wie geht’s der Sabine?“
    „Gut, nach ihrer schlagfertigen Antwort. Und ich bin sehr neugierig auf die Fotos. Wenigstens die digitalen können wir uns ja gleich anschauen.“
    „Gehts halt in unser Schlafzimmer.“
    „Warum, Maria?“
    „Da ist der Fernseher.“
    Sabine stellte erleichtert ihre schwere Fototasche auf den Boden. „Es hätte sich gelohnt, die Nacht durchzuarbeiten. Aber irgendwann war’s vorbei mit meiner Kraft.“
    „Bewundernswert, wie lange du durchgehalten hast!“
    „Hat Freude gemacht, endlich. Das hilft.“ Sie schaute sich um. „Ein französisches Bett im Bauernhaus, ich muss schon sagen!“
    „Du hättest Maria und Mertens bei ihrer Turnübung sehen sollen!“
    „Es entgeht einem so vieles, Daniel. Weißt du, dass ich keine Zeile von diesem – wie war das doch gleich – Kamasutra kenne?“
    „Eine bedauerliche Bildungslücke. Ich habe schon als pubertierender Jüngling den Unterschied zwischen Nimitaka, Sfuritaka und Ghattitaka gewusst.“
    „Nämlich?“
    „Der einfache Kuss, der zitternde Kuss und der berührende Kuss.“
    „Sfuritaka, bitte.“
    Daniel Käfer gab

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