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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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sich wirklich Mühe. Sabine strich nachdenklich mit der Spitze ihres Zeigefingers über seine Lippen. „Vielleicht sollte ich mehr lesen, vor allem solche Sachen.“
    „Ein viel versprechender Vorsatz. Aber jetzt will ich Bilder sehen.“
    „Und? Was sagst du?“
    „Ich bin sprachlos, Sabine.“
    „Jetzt übertreib nicht.“
    „Als Fotograf bin ich bestenfalls ein ambitionierter Amateur. Aber ich habe es in vielen Berufsjahren gelernt, Bilder zu beurteilen. Und glaub mir, es gibt kaum einen großen Namen in der Branche, mit dem ich noch nicht zu tun gehabt hätte. Was du mir da vorlegst, ist schlichtweg atemberaubend. Kraft, Intensität, persönliche Note …“
    „die Verzweiflung …“
    „Was auch immer. Dass du gut bist, habe ich gewusst. Heute bist du über dich hinausgewachsen.“
    „Danke.“
    „Nichts zu danken. Ich halte mich einfach an die Tatsachen.“
    „Wenn das so ist …“ Sabine senkte den Kopf. „Wie ist es dir heute ergangen?“
    „Gut. Aber der liebe Eustach Schiller benimmt sich nach wie vor sehr seltsam, und die Probleme des armen Sepp Köberl dürften sich zuspitzen. Mit Christine Köberl habe ich hingegen bei einem sehr angenehmen Mittagessen das Du-Wort ausgetauscht.“
    „Ich sag’s ja immer: Es ist ein Fehler, dich allein zu lassen.“
    „Ja, und noch was: Puntigam hat angerufen. Meine junge Karriere scheint bereits einen Knick zu haben.“
    „Was sagst du da?“
    „Was ich sage. Er weiß noch nichts Genaueres. Also abwarten …“
    „Nimm’s nur nicht zu leicht!“
    „Zu schwer aber auch nicht. Hast du schon was Ordentliches gegessen heute?“
    „Nein, und du, Daniel?“
    „Am Abend noch nicht. Aber die Maria ist weggefahren, kommt erst irgendwann in der Nacht wieder, hat sie gesagt. Na, dann plündern wir eben ihren Kühlschrank.“
    Diesmal ließ es sich Käfer nicht nehmen, die Fototasche zu tragen.
    „Willkommen im Gasthaus Schlömmer, Sabine! Also, was haben wir da Schönes … Rindsuppe?“
    „Nein, danke. Erinnert mich an gestern Nacht.“
    „Und das da dürfte Schmalz sein – oder Marias Schönheitscreme. Na, und wie wär’s mit Eiern von garantiert grippefreien Hühnern? Mit Speck?“
    „Einverstanden.“
    Der Duft von gebratenem Speck füllte die Küche, als Käfer die schwere Eisenpfanne auf den Tisch stellte. „Habe ich schon erwähnt, dass an mir ein berühmter Koch verloren gegangen ist, weil ich die Laufbahn eines armen Zeilenschinders vorgezogen habe?“
    Sabine hob eine ansehnliche Portion auf ihren Teller. „Meine Worte! Heim und Herd sind das Reich des Mannes. Mahlzeit, Daniel, und danke! He, du …“
    „Was ist?“
    „Dein Gesicht …, irgendwie verklärt.“
    „Ja weißt du, es ist eigenartig. Wir sitzen einfach in der Küche beisammen und essen miteinander, ganz selbstverständlich miteinander, als ob das alltäglich wäre.“
    „Ist es aber nicht. Dafür sorgt unser Berufsleben.“
    „Aber öfter könnte es schon vorkommen?“
    „Keine Sentimentalitäten, mein Lieber, dafür bin ich zu müde.“
    „Ich habe eher an einen guten Vorsatz gedacht.“
    „Auch anstrengend.“
    „Aber wohlfühlen darf ich mich, in deiner Nähe?“
    „Wenn’s keine Umstände macht …“
    „Darf’s ein Kaffee sein, Sabine?“
    „Um Himmels willen, nein. Ich werde mir doch nicht meine schöne Schläfrigkeit vertreiben.“
    „Es ist noch nicht einmal acht Uhr.“
    „So?“
    Käfer beugte sich vor und griff nach Sabines Händen. „Kannst du dich an unser erstes Zusammentreffen erinnern?
    „Ja.“
    „Und?“
    „Der noch recht jugendliche Herr Käfer, damals schon Redakteur beim
IQ
in München, hat sich nicht entblödet bei einem Schönheitswettbewerb unter dem Motto
sexy intelligence
als Juror mitzuwirken.“
    „Na und? Du hast ja auch mitgemacht.“
    „Als Fotografin, nicht als unehrenamtlicher Voyeur. Jedenfalls habe ich dich am Ende der peinlichen Veranstaltung recht deutlich zurechtgewiesen.“
    „Und ich weiß heute noch wie:
Die Damen sind gegangen. Sie dürfen Ihre Erektion wieder abklingen lassen, Sie intellektueller Geilspecht
. Ist aber irgendwie dumm gelaufen, dein Frontalangriff, liebste Sabine. Jedenfalls hat diese Zurechtweisung bis zum Frühstück gedauert.“
    „Pension Edelweiß. Blaue Plastikeierbecher und gelbe Löffelchen. Sag, du hättest dir doch auch was anderes leisten können?“
    „Ich wollte deine Leidensfähigkeit testen. Im Ernst: Ich hatte gehofft, du würdest es so sympathisch finden wie ich.“
    „Hab ich

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